Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth
sagte er.
Sezar warf einen Blick über die Schulter, und in seinen Augen stand ein nachdenklicher Ausdruck. »Komm«, sagte er, und die beiden Männer gingen zum Versammlungshaus, gefolgt von einigen Kindern, die den federnden Gang der
khemi
nachzuahmen versuchten. »Schau dich um, dann verstehst du mich genau«, sagte Sezar. Vanye kam der Aufforderung nach und erkannte, was er meinte. »Wir sind ein Traum, dem diese Kinder nachhängen, sie alle. Aber wenn sie über ein bestimmtes Alter hinaus sind... « – Sezar lachte leise – »dann kommen sie zur Vernunft, die meisten jedenfalls, mit einigen wenigen Ausnahmen. Und wenn der Ruf kommt, dann springen Leute unseres Schlages auf, und so ist es nun mal. Wenn den Jungen der Ruf erreicht, soll er ruhig gehen; aber bringe ihn nicht schon so früh in Versuchung. Er könnte es zu früh versuchen und muß dann vielleicht darunter leiden.«
»Du meinst, er würde in den Wald ziehen und die
qhal
aufsuchen?«
»Es wird nie ausgesprochen, es wird nie unterstellt – man darf nicht darüber sprechen. Aber wer den Drang verspürt, den übermannt irgendwann die Verzweiflung, und dann geht er, und es gibt kein Verbot dagegen, und dann, wenn sie im Wald nicht umkommen... Es wird nie ausgesprochen – doch es ist eine Legende bei den Kindern; und sie erzählen davon. So um das zwölfte Lebensjahr oder kurz danach dürfen sie kommen; und dann kommt eine Zeit, da es zu spät ist – und dann haben sie ihre Wahl getroffen, einfach indem sie geblieben sind. Wir würden uns ihnen nicht in den Weg stellen – kein Kind stirbt auf seiner Reise, wenn wir ihm helfen können. Aber wir locken sie auch nicht hinaus. Die Dörfer kennen ihr eigenes Glück. Wir
arrhendim
haben das unsere. Wir verwirren dich.«
»Manchmal.«
»Du bist eine andere Sorte
khemeis.«
Vanye senkte den Blick. »Ich bin ein
ilin.
Das – ist etwas anderes.«
Schweigend gingen sie nebeneinander her, beinahe bis zum Versammlungshaus. »In dir ruht etwas ganz Seltsames«, sagte Sezar schließlich, und diese Worte erschreckten Vanye, Er blickte in Sezars forschende Augen. »Eine Traurigkeit... die nicht nur das Schicksal deines Verwandten betrifft, glaube ich. Es geht dabei um euch beide. Und bei jedem um etwas anderes.
Deine Herrin... «
Was immer Sezar auf der Zunge hatte, er schien es vorzuziehen, die Worte für sich zu behalten, und Vanye blickte ihn mürrisch an. Sezars Beobachtungen beruhigten ihn nicht gerade.
»Lellin und ich...« Sezar machte eine hilflose Gebärde.
»Khemeis,
wir vermuten Dinge in euch, die uns noch nicht offenbart worden sind, die ihr... Nun ja, irgend etwas belastet euch beide. Und wir würden gern helfen, wenn wir wüßten, wie.«
Ist er auf Informationen aus?
fragte sich Vanye und sah sich den Mann mit zusammengekniffenen Augen an; die Worte bekümmerten ihn noch immer. Er versuchte zu lächeln, aber das machte ihm zuviel Mühe und wäre nicht überzeugend ausgefallen. »Ich werde mich zu bessern versuchen«, sagte er. »Ich hatte keine Ahnung, daß ich in Gesellschaft so unleidlich bin.«
Er machte kehrt und erstieg die Holztreppe, die zum Saal hinaufführte, in dem das Abendessen bereitet wurde, und hörte Sezars Schritte hinter sich.
Das Dorf hatte bereits vor ihrem Eintreffen mit dem Kochen begonnen, aber es gab mehr als genug für alle und die Gäste. Ein wohlhabender Ort war Carrhend, und die Mirrindim nahmen daran teil. Köche scherzten miteinander, Kinder freundeten sich an, und die Alten lächelten und nähten am Feuer. Die Vermengung schien ohne Spannungen abzulaufen: die Dorfältesten konnten, wenn sie wollten, strenge Regeln erlassen, und die
qhalur
-Gesetze waren offensichtlich klar definiert und respektiert.
»Wir haben soviel zu besprechen«, sagte Serseis. »Schon sehnen wir uns nach Mirrind, doch fühlen wir uns hier sicherer.« Andere stimmten zu, obwohl der Melzen-Klan noch um Eth trauerte und hier nicht sehr zahlreich vertreten war; der größte Teil der jüngeren Melzen, Männer wie Frauen, hatte in Mirrind bleiben wollen, eine Entschlossenheit um Eths willen, der Beweis für eine Hartnäckigkeit, die in die Menschen-Shathana hineingeboren zu sein schien.
»Wenn die bösen Fremden durch das Dorf kommen«, sagte Melzein, »werden sie den Rückweg nicht mehr antreten können.«
»Möge es nicht dazu kommen«, sagte Morgaine ernst. Und Melzein neigte zustimmend den Kopf.
»Kommt an die Tische!« rief Saleis aus Carrhend in dem verzweifelten Bemühen, die gute
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