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Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Titel: Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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auszuweichen. Die schwarze Stute blieb dicht hinter ihm.
    Hinter ihnen stieg ein Schrei empor, in dem Wut und Verzweiflung lagen. Vanye lenkte den Wallach den jenseitigen Hang empor und hörte dabei in der Ferne Äste brechen. Das Tier erreichte die Anhöhe und torkelte. Nach einigen Schritten kam es ganz aus dem Tritt. Es war am Ende. Vanye glitt zu Boden, zerschnitt das Leder des Sattelgurts und des Halfters und versetzte dem Tier einen Schlag auf den Rumpf, um es weiterzutreiben. Roh entließ die Stute auf gleiche Art aus seinem Dienst, obwohl das Tier ihn noch weiter hätte tragen können. Dann drehte er sich um und legte einen seiner guten Chya-Pfeile auf die Sehne.
    »Wir sind nicht genügend Hiua losgeworden«, sagte Vanye mit dem Rest seines Atems; er umklammerte das blutige Schwert und dachte bedauernd an den Bogen, den er bei Mais Tod verloren hatte.
    Das Krachen der Verfolger wurde lauter – und verstummte, es hörte einfach auf. Stille herrschte bis auf das keuchende Atmen der beiden Männer.
    Roh fluchte leise vor sich hin.
    Ein Mann schrie auf, dann ein zweiter. Überall im Wald gellten dünne Schreie auf, und plötzlich knackte es im Unterholz in der Nähe, und Roh hätte beinahe seinen Pfeil verschossen. Ein reiterloses Pferd galoppierte heran; es war außer sich vor Entsetzen. Aus allen Richtungen war entsetztes Pferdewiehern zu hören und das Knacken von Unterholz.
    Dann trat Stille ein.
    Äste raschelten hier und dort. Vanye ließ das Schwert in das trockene Laub sinken und starrte reglos in die schattenhafte Dunkelheit, während sich ihm die Nackenhaare sträubten.
    »Setz den Bogen ab!« flüsterte er Roh zu. »Laß ihn fallen, sonst sind wir erledigt!«
    Roh stellte keine Fragen, sondern gehorchte und rührte sich nicht vom Fleck.
    Da und dort bewegten sich Schatten. Ein leises Keckem war zu hören.
    »Die Waffen dieser Wesen sind vergiftet«, flüsterte Vanye. »Und sie haben mit Menschen unserer Art bittere Erfahrungen gemacht. Rühr dich nicht! Was immer sie auch tun, rühr dich nicht von der Stelle!«
    Langsam und mit ausgestreckten Armen humpelte er einige Schritte von Roh fort und begab sich in die Mitte des Weges, auf dem sie innegehalten hatten. Er zögerte einen Augenblick lang und drehte sich dann vorsichtig. Er schaute in jede Richtung, bis er endlich den seltsamen Schatten wahrnahm, den er gesucht hatte – aber nicht auf dem Boden. Er saß wie ein Nest alten Mooses in einer Astgabel. Riesige Augen waren auf ihn gerichtet, lebendige Punkte in der Mitte der unvorstellbaren Gestalt.
    Er gab Zeichen, wie er es Lellin hatte tun sehen. Als die Reaktion ausblieb, knickte er das gesunde Knie ein und kniete ungeschickt nieder, die Arme weit nach den Seiten ausgestreckt, damit das Wesen sah, daß er keine Waffen mehr bei sich trug.
    Das Ding bewegte sich. Ein unglaublicher Anblick, wie es den Baum herabkam, als bedürfe es des Halts an Ästen nicht, sondern klammere sich nur am Holz des Stammes fest. Dann stand das Wesen vor ihm, groß und mit stelzenhaften Gliedmaßen, und starrte ihn an. Stimmen plapperten von allen Seiten, und überall im Dämmerlicht regten sich Schatten und staksten auf den Weg heraus.
    Die Geschöpfe ragten hoch über ihn auf, der sich aus seiner knienden Position nicht erhoben hatte. Er hielt still, und sie legten ihm die Hände auf Schultern und Arme – schlanke, kraftvolle Finger, die seltsam klebrig an seiner Kleidung und seiner Rüstung zupften. Sie griffen zu und zerrten ihn hoch, und er drehte sich um und starrte erschaudernd in die Gesichter empor.
    Sie sprachen zu ihm und zogen an seiner Kleidung; die sich überstürzenden Stimmen verrieten Zorn.
    »Nein«, flüsterte er und gab ihnen immer wieder das Zeichen:
Freund, Freund,
in dem er die Hand an das Herz führte.
    Es kam keine Antwort. Langsam hob er den Arm und deutete den Weg entlang in die Richtung, die er einschlagen wollte. Dabei sah er, daß sich andere mit Roh beschäftigten, der unter der Berührung ihrer unmenschlichen Hände totenstarr verharrte.
    Vanye versuchte die Gruppe zu verlassen, die ihn umstand, und in die gewünschte Richtung zu gehen, doch sie wollten ihn nicht freigeben: sie brachten ihn zu Roh und ließen ihn nicht los. Mit den Blicken suchte er die Umgebung ab und zählte: zehn, fünfzehn, zwanzig Wesen. Die Gesichter, die unergründlichen, dunklen Augen schienen immun zu sein gegenüber Vernunft oder Leidenschaft.
    »Es sind
harilim«,
sagte er leise zu Roh. »Und sie sind

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