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Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Titel: Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Geschöpfe des Waldes – ein Teil des Waldes, ganz und gar.«
    »Morgaines Verbündete.«
    »Niemandes Verbündete.«
    Es war Nacht geworden; der letzte Dämmerschein des Tages verging, und die Schatten breiteten sich noch mehr aus. Immer neue
harilim
trafen ein und begannen gleichzeitig zu reden, in keckernden Lautkaskaden, die wie stürzendes Wasser heranrauschten; vielleicht diskutierten sie miteinander, vielleicht war es auch eine Art Gesang. Schließlich aber kamen andere schleichende Schatten, die einfach nur dastanden und schauten, und mit betäubender Plötzlichkeit senkte sich Schweigen herab.
    »Das Amulett«, sagte Vanye. »Roh. Das Amulett. Hast du es noch?«
    Langsam hob Roh die Hand an seinen Kragen und zog das Schmuckstück heraus. Es schimmerte im Sternenlicht, ein silberner Kreis, der auf Rohs Handfläche bebte. Einer der
harilim
streckte die Hand aus, berührte es und keckerte leise.
    Nun trat einer der Spätankömmlinge vor; er näherte sich mit dem stelzenden Reiherschritt seiner Rasse, mehrmals innehaltend, sich Zeit lassend. Auch dieses Wesen betastete das Amulett und berührte dann Rohs Gesicht. Es sagte etwas, und seine Stimme klang tiefer, seine Äußerungen erinnerten an das knarrende Quaken von Fröschen.
    Vorsichtig hob Vanye noch einmal den Arm und deutete auf den Weg, den sie einzuschlagen wünschten.
    Es erfolgte keine Reaktion. Er versuchte einen Schritt zu machen, und niemand erhob Einwände. Er machte einen zweiten und dritten Schritt und beugte sich vorsichtig, nahm sein Schwert auf und steckte es in die Scheide. Immer weiter wich er zurück. Roh erkannte, was er vorhatte, und griff, ihn nachahmend, vorsichtig nach seinem Bogen. Die
harilim
gaben keinen Laut von sich; im Wald war es totenstill. Einen Schritt nach dem anderen durften sie tun.
    Ein Schauer von Ästen ergoß sich über sie. Die beiden Männer gingen weiter, doch niemand hielt sie auf. Sie schritten den Weg entlang und kamen wieder an den Strom, an dem der Weg aufhörte und sie sich nur noch vom Wasserlauf leiten lassen konnten. Schilfgewächse raschelten hinter ihnen. Aus den Bäumen hallte ein Keckern.
    »Du hast alles geplant«, sagte Roh heiser. »Shien hat das. erkannt. Ich wünschte, ich hätte die Wahrheit schon früher gewußt.«
    »Was hattest du mit mir vor?« gab Vanye flüsternd zurück, denn jeder Laut gewann an diesem Ort eine Dimension der Angst. »Ich habe dir nichts anderes versprochen, als dich zu begleiten und dir den Rücken freizuhalten –
Cousin.
Aber was hast du mit Fwar zu flüstern gehabt, daß er sich anschließend so zufrieden zeigte?«
    »Was glaubst du wohl?«
    Vanye antwortete nicht und schritt weiter, mühselig über hochstehende Wurzeln und Wasserrinnen humpelnd. Der Fluß neben ihnen versprach Wasser, das zu trinken sie sich nicht die Zeit nahmen, bis ihnen schließlich der Atem in der Kehle brannte.
    Dann ging er in die Knie und raffte eine kalte doppelte Handvoll an den Mund, und Roh tat es ihm nach, und beide tranken, soviel sie konnten. Blätter raschelten. Ein Ästeschauer ergoß sich über sie, Blätter und Holzbrocken trafen das Wasser. Als größere Stücke heranwirbelten, richteten sie sich wieder auf. Schatten bewegten sich zwischen den Bäumen. Sie setzten ihren Weg fort, und das Werfen hörte auf.
    Es kam eine Zeit, da sie eigentlich ausruhen mußten. Vanye ließ sich zu Boden sinken, die Hände um das schmerzende Knie gepreßt, und Roh warf sich ins Laub, schluchzend nach Atem ringend. Sie hatten den Strom auf einem Weg verlassen, der ihnen ein leichtes Vorankommen bot. Ringsum herrschte nur Dunkelheit.
    Da begann es wieder Äste zu hageln. Holz knackte; in gefährlicher Nähe krachte ein großer Ast zu Boden, jüngere Bäume zerschmetternd. Vanye suchte Halt und richtete sich mühsam wieder auf. Roh folgte mit geringer Verzögerung. Etliche kleinere Äste prallten ihnen auf den Rücken. Als sie weitergingen, hörte das Bombardement auf.
    »Wie weit wollen sie uns treiben?« fragte Roh. Seine Stimme bebte vor Erschöpfung. »Haben sie einen bestimmten Ort im Sinn?«
    »Bis zum Morgen – und raus aus ihrem Wald.« Vanye stolperte mit dem kranken Bein, verlor beinahe das Gleichgewicht und klammerte sich fest. Die Anstrengung raubte ihm beinahe die Sinne. Am liebsten hätte er alles aufgegeben und sich zu Boden geworfen, um festzustellen, ob die
harilim
ihre Drohungen ernst meinten, doch im Grunde war er zu sehr davon überzeugt. Es bedeutete schon viel, daß die Waldwesen

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