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Morgen früh, wenn Gott will

Morgen früh, wenn Gott will

Titel: Morgen früh, wenn Gott will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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sie?«
    »Erinnerst du dich nicht an sie?«, fragte sie überrascht.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Aber sie war an dem bewussten Tag in der Tate Gallery.«
    »Das ist Claudia Bertorelli. Was für einen Tag meinst du? Ich komme nicht mehr ganz mit.«
    »An dem Tag, an dem Louis verschwand.«
    »Oh.« Jetzt sah Pauline wirklich verwirrt aus.
    Mein Herz raste. »Pauline, ist Mickey … haben Mickey und dieses Mädchen etwa …«Ich brachte es nicht heraus. Es wurde immer schlimmer und schlimmer.
    »Was?«
    »Sind sie, du weißt schon …« Die Worte blieben mir im Hals stecken. »Weißt du, ob er mit ihr …«
    Sie lachte. Pauline lachte tatsächlich.
    »Bitte, Pauline, lach nicht.« Ich wickelte mir den Riemen meiner Umhängetasche so eng um den Finger, dass es mir das Blut abschnürte. »Mir ist es todernst damit.«
    Sie hörte sofort auf. Dann hob sie in einer dramatischen Geste die Hände, als müsste sie sich vor einem Angriff meinerseits schützen. »In Ordnung, jetzt beruhige dich mal, Kleines. Es ist nur. Jedenfalls nein, sie sind kein … Thema, wenn du das meinst.«
    »Und woher weißt du das? Was macht dich da so sicher?«
    »Ich weiß es eben, Jessica.« Plötzlich sah sie müde aus. »Ich bin mir so sicher, weil sie es nicht mit Männern hat.«
    »Sie hat es nicht mit …« Erst allmählich sickerte die Bedeutung dieses Satzes in mein Gehirn ein.
    »Sie ist meine Ex. Erinnerst du dich wirklich nicht mehr an sie?«
    Ganz im Hintergrund schob sich ein Bild in meinen überfüllten Kopf.
    »Du hast Claudia schon kennen gelernt, da bin ich mir ganz sicher. Ich war mit ihr zusammen, als du hier angefangen hast. Bevor ich Freddie kennen gelernt habe. Bevor du mit Mickey zusammen warst.«
    »Oh.« Und was hatte sie an diesem Tag im Museum zu suchen?
    »Mickey bucht sie oft, wenn er Broschüren macht. Sie sieht nicht so aus wie das typische Model, sondern wirkt ein wenig natürlicher, oder nicht? Und sehr fotogen.«
    »Richtig.« Ich spürte die Nachwirkungen des vorherigen Adrenalinschubs und ließ mich auf die Kante des Schreibtischs plumpsen. »Verzeihung, Pauline. Ich habe diese Fotos nur heute
    Morgen gefunden und bin in Panik geraten.« Ich hielt ihr den Ordner hin, und sie nahm ihn. »Das Mädchen war auf jeden Fall in der Tate Gallery, als Louis verschwand. Und sie war mir aus irgendeinem Grund ziemlich unheimlich. Ich wusste nur nicht, wer sie war. Aber jetzt fällt es mir wieder ein. Mickey sagte ja, dass er jemanden getroffen habe, den er von der Arbeit her kennt. Und sie meinte, sie kenne mich irgendwie. Die ganze Zeit habe ich versucht herauszufinden, wer sie ist.« Ich sah Pauline an. »Weißt du, sie gehört zu den Verdächtigen.«
    Wieder lachte Pauline, obwohl sie nicht amüsiert aussah. »Wer? Claudia? Wieso um Himmels willen?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Weil sie mit Louis so ein Getue gemacht hat. Und er dann verschwunden ist. Weil sie sich merkwürdig verhalten hat.« Aber stimmte das denn überhaupt? War ich nicht schon vollkommen überdreht gewesen? Hatte nur meine ewige Erschöpfung mir einen Streich gespielt?
    »Nun, dass sie mit Louis ein Getue veranstaltet hat, kann ich mir vorstellen.«
    »Ja, genauso sah es …«
    »Claudia liebt Babys. Sie hat gerade ein eigenes bekommen. Vor etwa sechs Monaten. Ich glaube, das Mädchen heißt Emily.«
    »Wie bitte?« Jetzt kam ich nicht mehr mit. »Jessica, Liebes, nur weil du lieber mit Frauen ins Bett gehst, heißt das noch nicht, dass du Babys nicht magst. Oder etwa keine Mutter sein willst.«
    Ich dachte an Freddie. »Nein, wahrscheinlich nicht.« Jetzt war ich wirklich verlegen.
    »Tatsächlich ist das mit ein Grund, weshalb wir …« Sie deutete mit dem Kopf auf das lächelnde Model. »Weshalb ich sie aussortiert habe.«
    Ich verstand nicht.
    »Weshalb es zwischen uns nicht funktionierte. Sie wollte mit ihrem Freund Josh ein Kind zeugen. Ich aber wollte zuerst unsere Beziehung ausprobieren, bevor wir Kinder bekamen und so – aber sie wollte nicht warten. Konnte nicht mehr warten, behauptete sie.« Pauline ging zur Tür. »Wie du siehst, ist Claudia vermutlich nicht gerade jemand, der anderen Leuten Babys aus dem Kinderwagen klaut, wo sie doch ein eigenes zu Hause hat.«
    »Nein«, antwortete ich dümmlich. »Wahrscheinlich nicht.« Ich dachte an Silver. Was würde er wohl sagen, wenn er erführe, dass ich so einen dummen Fehler begangen hatte. »Naja, dann sage ich der Polizei besser nicht, dass ich weiß, wer sie ist. Hast du ihre

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