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Morgen früh, wenn Gott will

Morgen früh, wenn Gott will

Titel: Morgen früh, wenn Gott will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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oder andere zu klären. Aber er wollte nicht mit mir darüber reden. Was ja verständlich ist«, meinte sie und biss ein Stück von ihrem Daumennagel ab. »Schließlich lag die Scheidung ja noch nicht lange zurück, nicht wahr?«
    Ja, die Scheidung war wirklich sehr jungen Datums. Ich war damals im siebten Monat schwanger, vom Format eines mittleren Wals, und wartete darauf, dass Mickey mich endlich heiraten konnte. Ich betete, dass er endlich frei sein würde. In den guten Tagen tanzten meine Hormone mit mir ohnehin Salsa. Ich war in einem unglaublich glücklichen Zustand aus Liebe und Sexualität gefangen, selig, dass meine Fruchtbarkeit so viel Cleverness bewiesen hatte. Und ständig voller Lust auf Mickey.
    »Weißt du, sie hatten einiges an gemeinsamem Besitz – Aktien, Grundstücke und solche Sachen.« Pauline nahm einen Schluck von ihrem Drink. Sie wollte Zeit schinden. »Weißt du, Agnes ist unglaublich geschäftstüchtig. Ziemlich gerissen. Die hat ihr Spiel schon beherrscht, Schätzchen. Hat Mickey in alle möglichen Deals verwickelt. Ich bin sicher, es gibt im Zusammenhang damit noch eine Menge Papierkram zu erledigen, auch jetzt noch.«
    Aber irgendwie leuchtete mir das nicht ein. Mickey hasste Agnes. Sie hatte ihn verlassen, war ins Ausland abgehauen, hatte ihn emotional fertig gemacht, sodass er noch Monate später, als wir uns kennen lernten, ein Wrack war. Zerbrechlich wie eine leere Eierschale. Ich hätte ihn mit einem Aufstampfen meines Fußes zerschmettern können. Die Trauer, die ich an ihm wahrgenommen hatte, als wir uns kennen lernten: Sie kam daher, dass er Agnes verloren hatte. Daher erwähnte er sie auch nur gelegentlich, und wenn, dann nur um sie zu verfluchen.
    Ich drehte mich wieder zu Pauline um. Vielleicht musste ich mich einfach mit den Tatsachen anfreunden.
    »Pauline, wir beide wissen, dass Agnes Mickeys große Liebe war.« Das ließ sich nicht leugnen. »Wenn sie zu ihm gesagt hätte: ›Spring!‹, wäre er vermutlich gesprungen, oder?«
    Sie schüttelte vehement den Kopf. Zu ihren beringten Füßen rekelte sich der Hund und sabberte.
    »Nein, Jessica. Das glaube ich nicht. Ich denke nicht, dass er sich freiwillig eine Abreibung holen würde. Er ist ein intelligenter Typ …«
    Ich verzog das Gesicht. »Aber ja, ich weiß das. Er ist sicher der klügste Mensch, den ich je kennen gelernt habe. Bedauerlicherweise. Aber seit wann hat Liebe etwas mit Intelligenz zu tun? Wenn, dann ist doch eher das Gegenteil der Fall.«
    Doch Pauline gab nicht auf. »Er liebt dich, Kleines. Das weiß ich.«
    »Wirklich? Tut er das tatsächlich? Oder liebt er nur Louis und die Tatsache, dass ich seine Mutter bin?«
    Als Pauline sich hinunterbeugte, um ihren riesigen Hund zu streicheln, war sie ein klein bisschen weiß um die Nasenspitze. Ich spürte einen Stich im Herzen. Diese Frage beschäftigte mich jede Nacht, wenn ich mich schlafen legte, jeden Tag bedrohte sie aufs Neue mein Glück. Ich war so verliebt in Mickey und hatte doch das Gefühl, ihm nie nahe sein zu können.
    Als ich so schnell mit Louis schwanger wurde und das Kind nicht behalten wollte, hatten Mickey und ich einen gewaltigen Streit. Damals hatte er zum ersten Mal seine Ex-Frau erwähnt. Und zum ersten Mal die Stimme gegen mich erhoben. Mir war in den ersten Wochen der Schwangerschaft ohnehin dauernd schlecht, außerdem kam ich mir speckig vor und war völlig verwirrt. Mitten in diesem schicken Restaurant im Londoner In-Viertel Soho sprang er auf und schrie mich an – zum skandallüsternen Vergnügen aller Umstehenden –, dass er nur von herzlosen Frauen umgeben sei, dass ich genau wie die »verdammte Agnes« sei, die ihm »auch immer eine eigene Familie vorenthalten« habe.
    Und dieser Vergleich war es – mehr als alles andere –, der mich schließlich dazu bewog, Louis zur Welt zu bringen. Gegen mein besseres Wissen. Ich bekam das Baby, weil ich Mickey so sehr liebte. Ich hätte alles getan, damit er bei mir blieb. Mein Begehren blendete mich, meine unerschütterliche Bewunderung hielt mich monatelang aufrecht, zumindest fast die gesamte Schwangerschaft über. Was machte es schon, dass ich für ein Kind noch nicht bereit war? Dass ich davor Angst hatte? Mit siebenundzwanzig Jahren war ein Kind das Letzte, woran ich gedacht hätte. Was machte es schon, dass ich den künftigen Vater kaum kannte, obwohl ich mich wirklich darum bemühte? Oder dass Mickey mir immer fremd blieb, obwohl ich ihn direkt vor meiner Nase hatte? Mein

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