Morgen komm ich später rein
Kommunikation und Zusammenarbeit behindern,
wenig flexibel sind. Wenn Sie sich fragen, warum Sie dann trotzdem den ganzen Tag in so einem Ding sitzen – wundern Sie sich
nicht: Zellenbüros sind in Deutschland noch immer die beliebteste Büroform, theoretisch weil sie dem Einzelnen Individualität
und Rückzugsmöglichkeiten bieten. Praktisch kommen sie jedoch bei uns meist als Doppelzimmer vor. Dabei gelten diese als die
Büroform mit der geringsten Produktivität – unter anderem wegen der andauernden gegenseitigen Störungen der Zimmergenossen.
Allerdings stehen die vor allem in den USA und Großbritannien populären Großraumbüros bei Forschern ebenfalls in der Kritik.
Klar, sie haben Vorteile bei Zusammenarbeit, Flexibilität und Flächenwirtschaftlichkeit. Dagegen stehen aber geringere Individualität
und vor allem sind sie häufig so laut, dass manche Insassen sogar Lärmschutzkopfhörer tragen, um konzentriert arbeiten zu
können. Als Kompromiss gilt neuerdings das so genannte Kombibüro: standardisierte Einzelzimmer um eine Kommunikationszone,
in der Gemeinschaftseinrichtungen wie Kopierer und Besprechungsmöglichkeiten untergebracht sind. Dazu am besten Glaswände,
denn die bringen Tageslicht in die ehemals dunklen Flure.
»Welche Anforderungen werden heute an zukunftsfähige Bürokonzepte gestellt? Und welche Auswirkungen haben neue Arbeitsmethoden
und Organisationsstrukturen auf Arbeitsplatzgestaltung und Standortauswahl?« Dies sind laut dem Verband der Büromöbelhersteller |57| die Fragen, die die Branche derzeit umtreiben. Die Deutsche Gesellschaft für Immobilienfonds (DEGI) führte zu ihrer Beantwortung
eine bundesweite Umfrage unter Projektentwicklern, Beratungsunternehmern und Büroeinrichtern durch. Mehr als zwei Drittel
der Befragten »sehen in dem Faktor Flächeneffizienz für die Zukunft die übergeordnete Planungsprämisse. Allerdings werde die
Effizienz künftig stärker von der Flexibilisierung der Arbeitswelt geprägt«, so die
FAZ
in ihrem Fazit. Mit anderen Worten: Sind die mobilen Mitarbeiter nicht immer im Büro, kann der Arbeitgeber Platz einsparen.
Der Freiangestellte tauscht künftig mehr Flexibilität gegen den eigenen Schreibtisch.
Zwischen 70 000 und 80 000 Stunden im Leben verbringt der Durchschnittsmensch am Arbeitsplatz – es sei »also höchste Zeit,
dass das oft starre, hierarchische Büro endlich einer ästhetischen Bürolandschaft weicht, in der unterschiedlichen Menschen
das gemeinsame Arbeiten so leicht wie möglich fällt. Teamarbeit und Kommunikation stehen im Vordergrund, und innovative Unternehmen
reagieren längst weltweit darauf«, so die
Rheinische Post
euphorisch in einem Artikel. Narrativ, nachbarschaftlich und nomadisch lauteten die Trends für das Büro des 21. Jahrhunderts.
Ausgemacht haben sie die britischen Forscher Jeremy Myers und Philip Ross in ihrem Buch
Bürodesign Heute
. Die Autoren sehen das Büro als letzte physische Manifestation in einer zunehmend virtuellen Welt, in der die Angestellten
von überall her zusammenarbeiten.
Mit der New Economy in den späten neunziger Jahren hielten Spielzeuge Einzug ins Arbeitsumfeld: Tischtennisplatte, Kicker
und Videospiele, Roboter und ferngesteuerte Hubschrauber, dazu eine elaborierte Getränkeauswahl und gesunde Snacks, lässige
Freizeitkleidung statt Schlips, scheinbar flache Hierarchien statt autoritärer Strenge. Der Schriftsteller Douglas Coupland
beschrieb dieses Millieu in seinem 1996 erschienen Roman
Mikrosklaven
treffend als eine Gruppe tendenziell lebensuntüchtiger junger Microsoft-Mitarbeiter, die ununterbrochen programmieren, Mikrowellenpopcorn
essen, Doom spielen, Trampolin springen und über Lego-Steine diskutieren.
|58| Als Google-Gründer Sergey Brin 2005, mehr als ein Jahr nach dem Börsengang seiner Firma und auf dem vorläufigen Höhepunkt
einer unfassbaren Erfolgsgeschichte, zu einem Magazininterview erschien, trug der vielfach dreistellige Millionär kurze Sporthosen
und Adiletten. Der damals 32-Jährige hatte gerade noch auf dem Beachvolleyballfeld seiner Firma gespielt. Wundern tut so etwas
heute eigentlich niemanden mehr. Brin stand im selben Jahr auf Platz Eins jener exklusiven Liste, die die Zeitschrift
Vanity Fair
jeden Herbst zusammenstellt: »The New Establishment«. Mit Börsencrash und dem Platzen der Internet-Blase schien all diese
Leichtigkeit vorüber. Doch heute sprechen Wirtschaftsexperten von einer »New New
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