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Morgen komm ich später rein

Titel: Morgen komm ich später rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Albers
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Mozarts:
    »Wenn ich recht für mich bin und guter Dinge, […], da kommen mir die Gedanken stromweis und am besten. Woher und wie, das
     weiß ich nicht, kann auch nichts dazu. Die mir gefallen, die behalte ich im Kopfe, und summe sie auch wohl vor mich hin, wie
     mir andere wenigstens gesagt haben. Halte ich das nun fest, so kommt mir bald eines nach dem anderen bei, wozu so ein Brocken
     zu brauchen wäre, um eine Pastete daraus zu machen nach Kontrapunkt, nach Klang der verschiedenen Instrumente et cetera. Das
     erhitzt mir nun die Seele; wenn ich nämlich nicht gestört werde, da wird es immer größer, und ich breite es immer weiter und
     heller aus, und das Ding wird im Kopf wahrlich fast fertig, wenn es auch lang ist, sodass ich ś hernach mit einem Blick gleichsam
     wie ein schönes Bild oder einen hübschen Menschen im Geist übersehe, und es auch gar nicht nacheinander, wie es hernach kommen
     muss in der Einbildung höre, sondern wie gleich alles zusammen. Das ist nun ein Schmaus. Alles das Finden und Machen geht
     in mir nur wie ein schönstarker Traum vor; aber das Überhören, so alles zusammen, das ist doch das Beste.«
    Das ist die Beschreibung eines nicht nur befriedigenden, sondern offensichtlich lustvollen Arbeitsprozesses, wie ihn leider
     die meisten Arbeitnehmer nur selten erleben. Eine Studie im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums, für die 37 000 Beschäftigte
     in 314 Unternehmen befragt wurden, ergab 2006, dass die Deutschen immer |63| unzufriedener mit ihren Jobs sind. Der Anteil der »völlig« Zufriedenen sank seit 2001 um etwa 10 Prozentpunkte. »Das Niveau
     der Arbeitszufriedenheit hat doch erkennbar abgenommen«, stellt das
Personalmagazin
angesichts dieser Zahlen recht nüchtern fest.
    Folgt man Csikszentmihalyi, ist das kein Wunder: Besonders zufrieden sind für ihn jene Menschen, die selbst darüber bestimmen,
     wann und wie sie arbeiten, die dabei ihre eigenen Kontrolleure sind »und es im Übrigen für ebenso richtig halten zu sagen,
     sie hätten in ihrem Leben noch keinen einzigen Tag lang gearbeitet, wie andererseits zu sagen, sie hätten in jeder Minute
     ihres Lebens gearbeitet«. Diese Menschen seien bei der Arbeit, egal ob sie gerade duschen, Auto fahren oder eine Spaghettisoße
     zubereiten, so ­Csikszentmihalyi: »In Gedanken setzen sie sich ständig mit irgendeinem Problem auseinander, wälzen es hin
     und her, untersuchen es aus immer wieder anderem Blickwinkel. Allerdings erscheint ihnen diese intensive Tätigkeit so mühelos
     wie das Atmen.« Traditionell sind diese glücklichen Menschen, die eindeutig sehr viel Spaß und Freude bei ihrer Arbeit empfinden,
     zum Beispiel Künstler, Schriftsteller, Wissenschaftler, Erfinder und Unternehmer. Für solche »Kopfarbeiter, die ihre Ziele
     und ihr Schrittmaß selbst bestimmen – ist das, was sie tun, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, so sehr Teil ihrer Persönlichkeit,
     dass es nicht mehr als eine gesellschaftliche Konvention ist, wenn man es als Arbeit bezeichnet«, so Csikszentmihalyi.

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Fremdbestimmt = spaßfrei
    In vielen Berufen ist es mit der Selbstbestimmtheit, der intrinsischen Motivation, damit auch dem Flow und dem Spaß nicht
     so weit her. Zwei der von Csikszentmihalyi genannten Gründe dafür interessieren uns hier: 1. der Mangel an Steuerungsmöglichkeiten
     und 2. der Umgang mit der Zeit, der von Rhythmen bestimmt ist, die nicht beim Arbeitnehmer liegen. Zum ersten Punkt schreibt
     er: »Ein Arbeitnehmer, dem noch der kleinste Schritt vorgegeben ist, verliert rasch das Interesse an seiner Arbeit.« Die beiden
     häufigsten Klagepunkte im Zusammenhang mit der Berufstätigkeit beträfen die |64| Monotonie der jeweiligen Tätigkeit und die Konflikte mit Vorgesetzten. Der zweite Punkt ist essenziell. Die unflexible Arbeitszeit,
     die mit der Industriellen Revolution unseren Tagesablauf und unsere Lebensplanung zu diktieren begann, brachte einen Zeitrahmen
     mit sich, »in dem die Arbeitenden die Kontrolle über ihre psychische Energie einbüßten – ob nun tatsächlich Arbeit da war,
     die erledigt werden musste, oder nicht«. Das gilt heute noch für die meisten Büroarbeiter.
    Doch auch für Csikszentmihalyi ist Hoffnung in Sicht. Die neuen Entwicklungen in der Kommunikationstechnologie haben die Begriffe
     Arbeitsplatz und Arbeitszeit theoretisch sehr stark relativiert: Der mit dem betrieblichen Rechner vernetzte häusliche PC
     gestattet es immer mehr Arbeitnehmern, ihr

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