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Morgen komm ich später rein

Titel: Morgen komm ich später rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Albers
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Zeit standen die Typisten mit ihrer rein ausführenden Tätigkeit, am unteren Ende der sich neu formierenden Angestelltenpyramide.
    Mechanisierung und Rationalisierung waren in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhudnerts nicht nur Begriffe aus der industriellen
     Produktion, sie kennzeichneten auch die Veränderung der Büroarbeit. Zwischen 1907 und 1925 hatte sich im Deutschen Reich die
     Zahl der Angestellten knapp verdoppelt. In den wachsenden Verwaltungen der Großbetriebe setzte sich mit dem Einsatz von Büromaschinen
     die Aufgliederung in Abteilungen fort. Neben der mechanischen Buchhaltung oder der Telefonzentrale gehörte hierzu vor allem
     ein zentralisierter Schreibdienst. Vornehmlich Frauen nahmen diese neue Erwerbsmöglichkeit in der Großstadt wahr. Die einseitige
     und laute Arbeit im Schreibsaal führte häufig zu Beeinträchtigungen der Gesundheit wie Nervosität, Schwindel, Erschöpfung,
     Sehnenscheidenentzündungen und Schwerhörigkeit. Auch Klagen über den enormen Arbeitsdruck findet man in zeitgenössischen Berichten
     – quasi die Vorläufer des modernen Burn-out-Syndroms.
    In den fünfziger Jahren wurden bald auch in kleineren Büros verstärkt moderne Geräte wie Buchungsmaschinen, Diktiergeräte
     oder Vervielfältiger eingesetzt, die die schon recht verbreiteten Schreib und Rechenmaschinen ergänzten. Neben den typischen
     Büromaschinen erfuhren auch die kleinen Hilfsmittel der täglichen Büroarbeit immer größere Verbreitung. Hefter, Locher und
     Anspitzer wurden zu Massenartikeln. Dies veränderte die Arbeitsabläufe und |55| -strukturen dramatisch. Das Schlagwort der damaligen Zeit – nicht nur im Bürobereich – war »Rationalisierung«. Dabei wurde
     an Erfahrungen aus Großbüros der zwanziger Jahre angeknüpft, die man auf kleinere Betriebe übertrug. Ziel war es, Arbeitsabläufe
     zu optimieren und die Arbeitskräfte möglichst »rationell« einzusetzen. Ein Mittel hierzu war die Zergliederung der Arbeitsschritte,
     sodass die Arbeitsteilung immer weiter vorangetrieben wurde. Die Arbeit im Büro sollte wie die Abläufe in der Produktion als
     Fließarbeit organisiert werden.
    Heute definiert der Verband Büro-, Sitz- und Objektmöbel (bso) den Begriff Büro als »abgeschlossene Räume mit speziellen Einrichtungen
     und geeigneten Arbeitsmitteln zur Durchführung von Verwaltungstätigkeiten allgemeiner Form«. Dieser klassischen Beschreibung
     hafte »der Aspekt des Statischen und Unproduktiven an«, so der Verband selbstkritisch, der das Klischee weiter ausführt: »Im
     Gegensatz zur Fabrik, in der Wertschöpfungsprozesse ablaufen, wird im Büro nur verwaltet, um Ordnung und Überblick zu behalten.«
     In Wirklichkeit habe sich aber eine gewaltige Veränderung in der Bürowelt vollzogen. Sie werde immer mehr »zur markt- und
     kundenorientierten Dienstleistungs- und Ideenwerkstatt«. Der bso beschreibt die zeitgenössische Art der Büroarbeit folgendermaßen:
     »In erfolgreichen Unternehmen werden Teams gebildet, deren Ziel es ist, neue innovative Produkte zu entwickeln, immer wieder
     aufs Neue jeden Bereich des Unternehmens zu durchleuchten, Chancen der Kunden- und Produktivitätsorientierung zu nutzen, die
     Qualität der Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens zu steigern und jede Form der Verschwendung zu bekämpfen. Hierfür
     steht der ständige Informations- und Erfahrungsaustausch – in kommunikationsförderlichen Räumen – im Vordergrund.«
    Die im Team erarbeiteten Konzepte müssten jedoch auch konkretisiert werden. Hierfür würden neben den kommunikativen, offenen
     Bereichen auch »konzentrationsförderliche« Arbeitsräume benötigt, in denen der Einzelne ungestört »Detaillierungsarbeit leisten
     kann«. Kurz: Die heutigen Büroformen und -funktionen seien »vielschichtig«.

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|56| Das hierarchische und das verspielte Büro
    Sehr häufig anzutreffen ist diese Vielfalt allerdings noch nicht. Vorbild des in Deutschland heute am weitesten verbreiteten
     Bürokonzeptes, des Einzelbüros, sind die im 16. Jahrhundert in Florenz gebauten Uffizien, von denen sich das englische Wort
     für Büro ableitet: »office«. Typisch für diese Raumaufteilung sind auch fast 500 Jahre später Mittelflure, an denen sich geschlossene
     Büroräume mit einem oder mehreren Arbeitsplätzen reihen. Solche Zellenbüros haben unter Arbeitsforschern keinen besonders
     guten Ruf, weil sie Isolation und Bürokratie fördern, lange Wege provozieren, die

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