Morgen komm ich später rein
Forscher hierzulande seit
Jahren mit flexiblen und mobilen Arbeitsformen beschäftigt: »Wir haben in unseren Studien eindeutige positive Wirkungen eines
Flexible Office auf Arbeitsleistung und Zufriedenheit der Mitarbeiter nachgewiesen, vor allem aber auf die Innovationsqualität.
Und das wird ja in unserer Wirtschaft immer wichtiger«, fasst der deutsche Forscher seine Erkenntnisse zusammen.
Zwischenfazit: Weil uns die Easy Economy aus der Anwesenheitspflicht im Büro entlässt und uns einen souveränen Umgang mit
unserer Zeit zurückgibt, verschafft sie uns im Idealfall beides – mehr Geld und mehr Freizeit. Sowie in der Folge eine höhere
Lebensqualität und vielleicht dann auch größeres Glück.
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|126| Kapitel 8
Mehr Kreativität und Motivation
»Was man nicht im Bett tun kann,
ist nicht wert, getan zu werden.«
Groucho Marx
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Zeit zum Nachdenken
Die Easy Economy kann in der Arbeitspraxis verschiedene Ausprägungen haben: Einige ihrer Mitglieder lässt sie ein paar Stunden
früher nach Hause gehen, andere arbeiten nur noch am Pool. Innerhalb von Firmen kann sie bedeuten, dass der stupide Zeitzwang
des Alltagstrotts ersetzt wird durch eine Regelung, die es Mitarbeitern ermöglicht zu kommen und gehen, wann sie wollen. Oder
dass Mitarbeiter zumindest zeitweise aus der Monotonie des Tagesgeschäfts befreit werden, um selbstbestimmt an eigenen Projekten
zu werkeln. Alle diese Formen führen zu überaus wertvollen Ergebnissen: neuen Ideen, ungewöhnlichen Einfällen, kurz: zu mehr
Kreativität, der Währung der Wissensgesellschaft. Wie erklären Forscher dieses Phänomen und auf welche Art nutzen moderne
Unternehmen den Zusammenhang von Freiheit und Kreativität?
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Freiheit als Kreativitätsmotor
Vorsicht – das nun Folgende ist möglicherweise nicht jugendfrei. Es wird einen schlechten Einfluss ausüben, auch auf Erwachsene.
Es könnte Ihr Weltbild erschüttern und Ihre Vorstellungen davon, was sich gehört. Aber es muss gesagt werden: Faul sein ist
nützlich. Faulheit ist – anders als das Wörterbuch behauptet – nicht das Gegenteil von Fleiß, und Freizeit ist nicht der Feind
der Arbeit. Phasen des |127| selbstbestimmten Müßiggangs sind vielmehr notwendige Voraussetzung für Kreativität.
»Wenn ich an Leute mit Reichtum, Weisheit und Wohlergehen denke, sehe ich unter ihnen Künstler, Schriftsteller, Musiker und
Arbeitgeber. Es ist allgemein bekannt, dass keiner dieser Berufe zu den Frühaufsteher-Berufen gehört«, polemisiert der britische
Journalist und Schriftsteller Tom Hodgkinson, der mit seiner
Anleitung
zum Müßiggang
2007 einen internationalen Bestseller schrieb und auch in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift
The Idler
Tipps und Tricks für fröhliche Faulenzer veröffentlicht. Der Mann lebt seine Ratschläge und ist aus dem hektischen London
in ein lauschiges Landhäuschen gezogen, wo er als Selbstversorger lange schläft, abends am Kamin Bier trinkt und insgesamt
ein offenbar geruhsames Dasein pflegt.
Nun gibt es extrem viele erfolglose Künstler, Schriftsteller und Musiker, darum taugt ihr Lebenswandel kaum als Vorbild für
eine funktionierende Wirtschaft. Auch Hodgkinsons leicht muffige Kapitalismuskritik nervt eher, als dass sie zu einem anderen
Leben inspiriert. Dennoch klingt plausibel, was er zum schöpferischen Prozess sagt: »Arbeitgeber sehen es lieber, dass man
vier Stunden herumsitzt und gar nichts schafft, als dass man für eine Stunde ein Nickerchen einschiebt (…), dem drei Stunden
produktiver Arbeit folgen.« Das sei nicht nur menschenfeindlich, sondern auch unvernünftig, so Hodgkinson zu Recht, denn:
»Um Ideen zu entwickeln, und dann zu planen, wie man diese Ideen umsetzen kann, benötigen kreative Menschen Denkzeit, und
zwar fernab vom Schreibtisch, vom Telefon, von den abertausend Ablenkungen des (…) Lebens.«
Ein Blick in die Geschichte der Arbeitsphilosophie herausragender Denker zeigt tatsächlich: Entspannt kommt weiter. Für Aristoteles
war die Faulheit die Schwester der Freiheit – er verstieg sich gar zu der Aussage: »Arbeit und Tugend schließen einander aus.«
Albert Einstein erlaubte sich täglich zwölf Stunden Schlaf. Friedrich Nietzsche fand: »Wer von seinem Tag nicht zwei Drittel
für sich hat, ist ein Sklave, er sei übrigens Staatsmann, Kaufmann, Beamter, Gelehrter.« Dostojewski beschrieb den
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