Morgen komm ich später rein
Der
Spiegel
zählte Mitte 2007 nach – nur eine einzige Frau arbeitete zu diesem Zeitpunkt im Vorstand eines Dax-Unternehmens, Bettina von
Oesterreich vom Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate. In den Top 50 börsennotierten Unternehmen Europas halten Frauen nur
11 Prozent aller Sitze in den Führungsgremien, so die Statistiker von Eurostat. Deutsche Aufsichtsräte sind gerade mal zu
10 Prozent weiblich besetzt – und auch das nur dank der Arbeitnehmerseite.
Doch fortschrittliche Unternehmen haben die Herausforderung erkannt und bieten Lösungen: »Das familiäre Umfeld ist für Frauen
das Killerkriterium. Wenn das nicht stimmt, kriegen wir sie nicht«, so Microsoft-Personalchefin Brigitte Hirl-Höfer zum
Spiegel
. Darum hat auch bei Microsoft die Easy Economy Einzug gehalten: Für aus der Babypause zurückkehrende Mütter gibt es alle
nur denkbaren Teilzeitmodelle, Jobsharing und virtuelle Teams, die per Internet kooperieren. Wer von zu Hause aus arbeiten
möchte, bekommt die technische Ausrüstung gestellt. All das funktioniert nur, wenn auch in den Köpfen der anderen Mitarbeiter
und der Vorgesetzen ein Schalter umgelegt wird: »Die Kultur der flexiblen Arbeitszeiten muss stark akzeptiert sein«, so Brigitte
Hirl-Höfer.
|165| Microsoft praktiziert die so genannte Vertrauensarbeitszeit. »Wir vereinbaren mit jedem Mitarbeiter bestimmte Ziele. Wie die
erreicht werden und wo, ist zweitrangig«, sagt Hirl-Höfer. Mit diesem menschenfreundlichen System erwirtschaftet der drittgrößte
Microsoft-Ableger außerhalb der USA nicht nur gute Renditen, sondern wurde auch wiederholt zum beliebtesten Arbeitgeber Deutschlands
gewählt. Doch für viele Unternehmen sei so viel Flexibilität noch ferne Zukunft, bilanziert die McKinsey-Studie
Women Matter
(zu Deutsch: Frauen sind wichtig). Fast überall sonst sind die Regeln des Berufslebens auf Männer zugeschnitten, deren Gattinnen
Haushalt und Kindererziehung regeln.
Immerhin – eine 2008 veröffentlichte Untersuchung der Deutschen Bank macht Mut. Im Jahr 2020, so die Kernaussage, würden Frauen
deutlich besser dastehen als heute: 1. Aufgrund des demografischen Wandels können die Unternehmen gar nicht anders, als verstärkt
auf Frauen zu setzen. 2. Die zunehmende Zahl wissensbasierter Tätigkeiten wird immer häufiger in Projektarbeit und mittels
virtueller Vernetzung erledigt. Dies führt zur Verbreitung flexibler Arbeitszeitmodelle. 3. Die Telearbeit zu Hause boomt.
Die Unternehmen sparen dadurch Kosten. Folge dieser Entwicklungen: Beruf und Familie lassen sich besser miteinander vereinbaren.
Mehr Frauen, vor allem Mütter, sind berufstätig. Männer und Frauen teilen bezahlte und unbezahlte Arbeit gleichmäßiger untereinander
auf.
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Wie die Generationen Y und Z arbeiten
Gerade die heute 20 bis 30-Jährigen, die derzeit auf den Arbeitsmarkt drängen, kann man nicht mehr neun Stunden pro Tag an
den Schreibtisch ketten. Sie sind mit kollaborativen Werkzeugen wie Wikipedia und Myspace aufgewachsen, kommunizieren wie
selbstverständlich unterwegs auf allen digitalen Kanälen und haben andere Erwartungen an eine Festanstellung als ihre Eltern.
In den USA hat sich für Arbeitnehmer dieses Alters bereits der Begriff der »Generation Y« durchgesetzt – im Anschluss an die
von Schriftsteller Douglas |166| Coupland Ende der achtziger Jahre identifizierte Generation X. »Für die Generation Y ist Work-Life-Balance nicht nur ein Schlagwort«,
schreibt die Zeitung
USA Today
: »Anders als die Babyboomer, die großen Wert auf ihre Karriere gelegt haben, wollen die jungen Mitarbeiter von heute ihre
Jobs mit Freizeit und Familie unter einen Hut bekommen.« Sie verlangen, so zeigen Umfragen, von ihren Arbeitgebern Flexibilität,
alternierende Telearbeit und die Möglichkeit, entweder auf Teilzeit zu gehen oder zeitweilig aus dem Job auszuscheiden, wenn
sie Kinder bekommen.
Außerdem erwarten sie nicht, allzu lange in einem Job oder auch nur auf einem Karrierepfad zu bleiben. Sie haben gesehen,
wie Wirtschaftsskandale Unternehmen implodieren lassen und stehen Konzepten wie Mitarbeiterloyalität skeptisch gegenüber,
sagt Bruce Tulgan, der das Buch
Managing Generation Y
geschrieben hat und Unternehmen darin berät, wie mit diesen anspruchsvollen jungen Angestellten umzugehen ist. »Sie bleiben
nicht gern zu lange bei einer Aufgabe«, so
USA Today
, »sie sind eine Generation von Multitaskern, die
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