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Morgen komm ich später rein

Titel: Morgen komm ich später rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Albers
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Eltern helfen schon sehr, qualifizierte Mitarbeiter
     auch aus den alten Bundesländern anzuziehen.«
    Laut Führungsexpertin Jutta Rump von der Fachhochschule Ludwigshafen liegt Komsa damit im Trend: »Work-Life-Balance wird derzeit
     zu einem strategischen Thema für viele Unternehmen«, erklärt sie in der
ZEIT
: Von der kleinen Firma bis zum Großkonzern würden Mitarbeiter neuerdings mit der Aussicht auf mehr Kontrolle über die eigene
     Zeit geworben, auf Arbeiten daheim, auf die Möglichkeit spontanen Freinehmens oder eines Sabbaticals. »Die Fachkräfte werden
     knapp«, schlussfolgert die Wochenzeitung. Allerdings werde häufig noch »von Fall zu Fall bestimmt, wer in den Genuss dieser
     Möglichkeiten kommt«, so Rump: »Es geht nach der Kompetenz des Mitarbeiters, nach seiner Nützlichkeit und Ersetzbarkeit.«
     Den Festangestellten ein ausgeglicheneres Leben zu ermöglichen, werde häufig auf der Kostenseite verbucht, als Belohnung,
     so Rump, aber »das ist eigentlich falsch.«
    Das sehen auch Cali Ressler und Jody Thompson so, die Erfinderinnen des ROWE-Modells bei Best Buy: »Flexible Arbeitszeiten
     funktionieren nur, wenn man sie ohne Vorbehalte und wirklich für alle Mitarbeiter eines Unternehmens einführt«, sagen die
     amerikanischen Managerinnen. Alles andere sei Vorzugsbehandlung weniger. |163| Bei radikaler Gleichbehandlung hätten Unternehmen dann aber ein mächtiges Recruiting-Instrument.
    Der Däne Stephen Alstrup, dessen Spätaufsteher-freundliches Unternehmen Octoshape wir schon am Anfang des Buches kennen gelernt
     haben, weiß ebenfalls, dass das Freiheitsversprechen seine Firma attraktiv macht: Mit dem so genannten B-Zertifikat signalisiert
     er notorischen Langschläfern, dass sie bei ihm spät anfangen dürfen, darum erst dann am Schreibtisch sitzen, wenn sie wirklich
     wach und leistungsfähig sind. Das führe zu einer insgesamt deutlich erhöhten Arbeitszufriedenheit. Alstrup ist überzeugt,
     das dass B-Zertifikat auch anderen dänischen Unternehmen helfen könne, hochqualifizierte Mitarbeiter zu finden – wichtig in
     einem Land, dessen Arbeitslosenquote bei nur 4 Prozent liegt und in dem der Wettbewerb um Facharbeiter darum mit besonders
     harten Bandagen geführt wird. Potenzielle Mitarbeiter würden flexible Arbeitszeiten natürlich nicht nur zum Ausschlafen nutzen,
     so Alstrup, sondern auch attraktiv finden, weil sie sich dann nicht mehr durch die Rush-Hour quälen müssten, nicht mehr morgens
     am Amt mit allen in der Schlange stünden oder nach Feierabend schnell noch zur Bank hetzen, bevor diese abends schließt.
    Auch Wilhelm Bauer vom Fraunhofer Institut sieht das so: »Eine moderne, flexible Arbeitsumgebung zu schaffen, in der man entscheiden
     kann, wann und wo man arbeitet, das ist für junge Leute sehr reizvoll.« Wenn außerdem die Technologie zur Verfügung gestellt
     wird, ein Notebook selbstverständlich mit nach Hause genommen werden kann, »sind das super Argumente für Bewerber«, so der
     Forscher. Die Bürohäuser müssten diese Flexibilisierung und Innovation in spannender Architektur widerspiegeln, in einer »klasse
     Ausstattung« mit modernen Meetingräumen und Medieninstallationen. Bauer: »All das sehen wir ja heute teilweise schon.«
    Dass ein gesundes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit dem Geschäft zugute kommt, hat der amerikanische Forscher Alex
     Edmans von der Wharton School in Philadelphia belegt. Er verglich zwischen 1998 und 2005 die Aktienkurse der 100 führenden
     US-Unternehmen mit dem Grad der Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter. |164| Ergebnis: Mitarbeiterfreundliche Unternehmen mit nachweislich zufriedenen Angestellten entwickelten sich doppelt so gut wie
     der Index der gesamten Börse.
    Ähnliche Ergebnisse finden sich beim Blick auf weibliche Arbeitskräfte. Die US-Frauenorganisation Catalyst untersuchte die
     500 größten Aktiengesellschaften Amerikas und kam zum gleichen Schluss wie die Unternehmensberatung McKinsey: Die Firmen mit
     den meisten Frauen im Vorstand erzielten im Vergleich zu solchen ohne Frauen eine bis zu 53 Prozent höhere Eigenkapitalrendite.
     Und natürlich kann der Fachkräftemangel nur ausgeglichen werden, wenn künftig noch mehr hochqualifizierte Frauen als heute
     arbeiten. Ein flexibleres Arbeitsmodell hilft, sie im Job zu halten, auch wenn sie sich der Doppelbelastung von Beruf und
     Kindern stellen müssen.
    Zwar haben das auch in Deutschland noch nicht genügend Firmen begriffen.

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