Morgen komm ich später rein
darum unterwegs auf der ganzen Welt. Ich habe auf der Terrasse einer Finca auf Ibiza geschrieben. In einer tief verschneiten,
einsamen Holzhütte in Norwegen nach einem Tag Langlauftraining. Am Pool eines Designhotels in Bangkok, bevor es mit dem Wassertaxi
ins Restaurant ging. Im Hof eines Damaszener Hauses in Damaskus, neben dem Laptop eine Tasse mit Kardamom-Kaffee. Und eben
an diesem einsamen Strand in der Nähe des königlich-thailändischen Badeortes Hua Hin.
Naja, sagen Sie: Für einen freiberuflichen Journalisten und Buchautor ist das wohl ein bisschen einfacher als für einen festangestellten
Büromenschen. Stimmt natürlich – und auch wieder nicht. Denn wenn Sie die Botschaft dieses Buches beherzigen, können Sie bald
ganz ähnlich arbeiten. Sie müssen sich diese Freiheiten nur nehmen – geschenkt wird Ihnen vermutlich nichts. Sie müssen dabei
Schritt für Schritt vorgehen und strategisch klug.
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Executive Summary: Das erwartet Sie
Wenn ich bei der Recherche für dieses Buch Menschen erzählt habe, dass ich herausfinden möchte, wie man sich aus dem Bürotrott
befreit – aus der Tretmühle des morgens aufstehen … duschen … den immer gleichen Weg zur Arbeit gehen … an den immer gleichen
Schreibtisch … den Tag mit seinen immer gleichen Konferenzen und Büroritualen … abends wieder nach Hause … essen …. Sofa …
fernsehen … schlafen … und am nächsten Tag von vorn … das richtige Leben passiert derweil irgendwo da draußen – als ich das
also Menschen erzählte, hat eigentlich jeder wissend genickt. Und dann gleich rationalisiert: Klar, kenn’ ich. Aber was soll
man machen? Bei uns ist gerade so viel zu tun. Der Chef fordert immer mehr. Den Kollegen geht es auch nicht besser. In drei
Monaten ist Urlaub … eine Leier der Sachzwänge, die fast immer gleich klang.
|29| Vielleicht muss man also gar nicht erklären, was an Büroarbeit nervt. Ich will es trotzdem kurz tun, denn jenseits der diffusen
täglichen Unzufriedenheit gibt es jede Menge spannender Fakten zu diesem Thema, die Sie wahrscheinlich noch nicht kennen.
Ich werde also im ersten Drittel des Buches zeigen, was alles falsch läuft in unserem Arbeitsalltag. Das wird nicht schön,
manchmal sogar regelrecht deprimierend. Halten Sie durch. Die Belohnung folgt. Denn das zweite Drittel wird zeigen, wie es
besser geht. Es werden Unternehmen präsentiert, die ihren Mitarbeitern extrem große Freiheit einräumen. Es sind sehr erfolgreiche
Unternehmen, die verstanden haben, wie Arbeit in Zukunft funktioniert. Neben einer kurzen Kulturgeschichte der Kreativität
und verblüffenden Erkenntnissen zum Zusammenhang von Arbeitszeit und Effektivität kommen Ökonomen und Zeitmanagement-Forscher
ebenso zu Wort wie mutige Unternehmer, die Flexibilität fördern – und vom Ergebnis begeistert sind. Wissenschaftler berichten
von Einfällen, die den Menschen beim Abwasch kommen, Personalchefs vom Produktivitätszuwachs durch Heim- und Halbtagsarbeit,
Psychologen vom Zusammenhang zwischen Muße und Kreativität, Sozialwissenschaftler von Zukunftskonzepten, um unseren überreglementierten
Arbeitswahn zu beenden. Nicht zuletzt erzählen immer wieder Angestellte von ihren Erfahrungen mit den neuen Arbeitsmodellen.
Ihnen werden in diesem Buch Menschen begegnen, die tagsüber einkaufen gehen, zum Sport, ins Kino oder mit ihren Kindern eine
Bootstour unternehmen. Obwohl sie hoch bezahlte Jobs haben und fest angestellt sind. Diese Menschen sind keine Aussteiger
– im Gegenteil. Sie sind Profis, die ihren Unternehmen wertvolle Dienste erweisen. Sie sind auch keine Freiberufler, keine
Mitglieder der »Digitalen Bohème«, die mit ihrem MacBook im großstädtischen Straßencafé sitzen und entweder an vagen Projekten
laborieren oder ihr Blog schreiben. Es sind Festangestellte mit Steuerkarte, Urlaubsanspruch und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.
Ihre Arbeitgeber haben erkannt, dass hervorragende, kreative Mitarbeiter immer vor allem Freiheit brauchen, um zu funktionieren.
Ihre Vorgesetzten haben verstanden, dass Arbeit etwas ist, das man tut – nicht ein Ort, |30| an den man sich begibt. Ihre Personalchefs haben eingesehen, dass man Leistung nicht über Anwesenheit messen kann und dass
Unternehmen viele Millionen in Bürogebäude stecken, die ihre Mitarbeiter unglücklich machen.
Sie alle haben erkannt, dass Menschen gerne ins Büro gehen – aber nicht jeden Tag. Dass
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