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Morgen wirst Du frei sein (German Edition)

Morgen wirst Du frei sein (German Edition)

Titel: Morgen wirst Du frei sein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Martini
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bisherigen.
     
    Ich rüttelte an Zeckes Schulter. Er knurrte. Ich zog ihm die Decke weg. Er krümmte sich in die Embryo-Stellung zusammen, doch er war wach.
    »Ich hoffe für dich, dass das Haus brennt«, maulte er und riss mir die Decke aus der Hand.
    »Wir drehen den Spieß einfach um!«, rief ich atemlos. »Wir schieben ihr alles in die Schuhe.«
    Warum sprang Zecke nicht begeistert aus dem Bett und freute sich mit mir über meinen genialen Einfall? Begriff er nicht, was ich meinte? Konnte er die Konsequenzen nicht abschätzen?
    Er lag einfach nur da, bewegte sich nicht, starrte ins Leere. Das Leintuch unter ihm war zerknüllt und reif für die Waschmaschine. der Bezug der dünnen Decke verblichen, das Gewebe an manchen Stellen so dünn wie Pergamentpapier. Und auch so durchsichtig.
    »Verstehst du, was ich meine?«
    »Ja. Ich versuche gerade, ein paar offene Fragen zu beantworten. Zum Beispiel die nach dem Warum. Lass uns morgen darüber reden.« Er warf einen Blick auf den Wecker. »Oder später.« Damit drehte er sich zur Wand und war nach wenigen Sekunden eingeschlafen.
    Ich war hellwach. Einen Moment überlegte ich, dann zog ich Schuhe und eine Jacke an und verließ das Haus. Spaziergänge hatten mir schon immer beim Denken geholfen. Heute brauchte ich einen Plan. Einen verdammt guten Plan.

24. Kapitel
     
    Wir hatten alles genau besprochen, Zecke und ich. Jede nur denkbare Frage gestellt und beantwortet, die Antwort wiederum mehrfach auseinandergenommen. Es konnte nichts schiefgehen.
     
    Ich lümmelte im Fernsehsessel, ein Bein über der Armlehne, gab mich cool und lässig. Zecke stand am Fenster, diesmal hatte er sich nicht verkleidet. Thea saß auf Mutters Stuhl am Esstisch. Die Spannung im Raum war fast greifbar.
    Ich hatte Thea gesagt, sie solle ihre Sachen packen und verschwinden. Würde sie das tun und nie wieder von sich hören, sich niemals mehr blicken lassen, wäre alles vergessen.
    Sie hatte nur gelacht. Nicht amüsiert, sondern zynisch. »Du willst mich verarschen«, stellte sie sachlich fest. »Die Grenzen ausloten.«
    »Nein«, schüttelte ich müde den Kopf. »Ich will, dass das alles hier ein Ende hat.«
    »Du scheinst verdrängt zu haben, dass ‚das alles hier‘, wie du es nennst, einen Anfang hatte«, schnappte sie. »Du!« Sie stieß mit dem Zeigefinger nach mir. »Du hast das alles verursacht!«
    Zecke nickte mir ermunternd zu. Jetzt!
    Ich schluckte trocken. »Ach ja? Wie willst du das beweisen?«, fragte ich und spielte ein Gähnen.
    Thea stutzte, dann lachte sie. »Du hast wohl vergessen, dass ich weiß, wo deine Mutter ‚begraben‘ liegt?« Sie malte Anführungsstriche in die Luft.
    »Warum sollst nicht du sie dorthin geschafft haben? Warum sollst du sie nicht umgebracht haben? Und mir dasselbe angedroht? Du hast das Konto meiner Mutter geplündert! Du hast ihre Identität angenommen!« Ich schrie, wähnte mich auf der Ziellinie.
    Doch Thea schaute mich nur fassungslos an, schlug sich mit der Hand an die Stirn. »Tolle Idee, lieber Christian. Nur leider eine saublöde.« Sie schüttelte ihre grauen Locken. »Hättest du mal besser nachgedacht. So klug, der Herr Student. Aber nicht klug genug.« Thea deutete mit einer Kopfbewegung zu Zecke, schaute ihn aber nicht an. »Und der da? Auch nicht der Hellste, was?«
    Zecke und ich wechselten einen unsicheren Blick.
    Thea hatte ihn bemerkt und legte nach. »Warum solltest du das alles mit dir machen lassen, wenn du unschuldig bist?« Sie starrte mich an. »Na?! Jetzt fehlen dir die Worte, was?«
    »Weil ich Angst vor dir habe«, entgegnete ich. »Weil du mich bedrohst.«
    Thea lachte laut auf. »Kinder, wie lächerlich Eure Geschichte klingt! Ich sehe sie schon vor mir, die Schlagzeile: Alte, schwache, kranke Frau bedroht jungen Mann.« Sie schaute an mir auf und ab. »Kräftigen, gesunden jungen Mann.«
    »Ich bin nicht grundlos ausgezogen«, murmelte ich.
    »Du bist ausgezogen, weil du Angst vor der Polizei hast. Das ist ein ziemlich plausibler Grund, wie ich finde.«
    »Es steht Aussage gegen Aussage!«, beharrte ich.
    »Ich muss dich enttäuschen«, antwortete Thea langsam. »Ich weiß, dass Blutspuren noch viele Jahre nachgewiesen werden können, so gründlich du auch geputzt haben magst.« Sie grinste. »Oder ich.«
    Sie lehnte sich zurück, ließ die Stuhllehne knacken, schien sich bereit zu machen, ihre Trümpfe auszuspielen. »Ich soll also in eurer winzigen Küche mit eurem Messer deine Mutter umgebracht haben, die nahezu das

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