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Morgen wirst Du frei sein (German Edition)

Morgen wirst Du frei sein (German Edition)

Titel: Morgen wirst Du frei sein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Martini
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»Oh, Himmel! Hypnose meinst du!« Ich begann zu lachen. Lachte, lachte, lachte. Mein Bauch fing an zu schmerzen, doch ich lachte immer weiter, konnte nicht mehr aufhören.
    »Zecke schüttelte gespielt besorgt den Kopf, nahm meine Hand, tätschelte sie, fühlte meinen Puls. »Hysterie. Eindeutig. Freud wäre stolz auf mich und meine Fähigkeiten als Diagnostiker.«
    Ich ließ mich ins Gras fallen, zog die frische Luft und den Geruch des nahegelegenen Grillstandes ein. Das Leben könnte so schön sein, wäre nicht ... Ich sprang auf die Füße. »Lass uns Currywurst holen! Und Bier. Ich lade dich ein.«
     
    Während wir kauten, arbeiteten wir an der Liste weiter. Im Moment hatten wir folgende Punkte notiert:
    - Thea töten
    - Thea verprügeln
    - Thea bedrohen
    - Thea aus dem Haus werfen
    - irgendwas mit der Bank oder dem Konto drehen
    - das Haus abfackeln
    - die Heizung im Haus beschädigen
     
    »Nicht wirklich das Ei des Kolumbus dabei, oder?«, sagte Zecke missmutig, schluckte den Rest seiner Wurst hinunter und spülte mit Bier nach.
    »Gewalt kann ich nicht«, murmelte ich.
    »Soll ich ehrlich sein?«, fragte Zecke. »Ich auch nicht. Ich bin ein Weichei. Das größte aller Weicheier. Weltweit.« Er steckte den Kugelschreiber in den Mund und sog an ihm wie an einer Zigarette. »Die ersten drei Punkte können wir also vergessen. Oder wir heuern jemanden an.« Er schaute mir in die Augen. Forschend.
    »Ändert das was?«, fragte ich schulterzuckend.
    Zecke schüttelte den Kopf. »Nö.« Er nahm den Stift und strich das Geschriebene langsam durch. »Aus deinem Haus geschmissen kriegen wir sie ohne physischen Druck auch nicht. Also streichen.« Er malte Kringel über den entsprechenden Punkt auf der Liste. »Das mit dem Feuer legen ist auch nicht so der Bringer, oder?« Er wartete meine Antwort nicht ab, strich ‚das Haus abfackeln‘ durch.
    Wir betrachteten das, was nun noch dastand.
    »Ob das mit der EC-Karte geklappt hat, wissen wir nicht. Kann sein, kann auch nicht sein. Ich habe gelesen, dass man eine neue Karte einfach per Post zugeschickt bekommt, wenn man sie beantragt. In der Filiale muss man nicht erscheinen«, kommentierte ich die verbliebenen beiden Punkte.
    »Die Heizung kenne ich ziemlich gut. Ein uraltes Ding, das seine Macken hat. Da lässt sich so einiges manipulieren, ohne dass man den Fehler schnell findet. Wenn Thea einen Reparaturdienst braucht, wird es sie Geld kosten. Und dann stellt sich wieder die Frage, ob sie noch welches vom Konto meiner Mutter bekommt.«
    Zecke knüllte den Zettel zusammen. »Okay, dann fahren wir hin und passen den Zeitpunkt ab, wenn sie wegfährt. Irgendwann muss sie ja mal einkaufen, oder?«
    »Und wenn ich einfach versuche, noch einmal mit ihr zu reden? Ich meine, beim letzten Mal ist ja nichts geklärt worden. Alles ist noch offen. Vielleicht hat sie darüber nachgedacht und nimmt mein Angebot an?«, fragte ich Zecke.
    Hoffnung. ‚Sie ist es, die das Licht löscht, sie schließt die Tür zum Leben.‘ Diesen Satz hatte ich vor langer Zeit irgendwo gelesen. Jetzt verstand ich ihn.
    Zecke schien zu zweifeln. »Probier´s«, entgegnete er. »Ich begleite dich. Sicherheitshalber.«
     
    In dieser Nacht lag ich lange wach, lauschte Zeckes gleichmäßigen Atemzügen. Ich überlegte, wie ich ein Gespräch mit Thea beginnen könnte, spielte verschiedene Szenarien durch. Die Frage, die Zecke mir bei unserem Besuch in Kleinspornach gestellt hatte, ließ mich nicht zur Ruhe kommen. Er hatte recht: Thea hatte viel zu verlieren. Es war nicht zu erwarten, dass sie ihr Druckmittel kampflos aufgäbe, nur weil ich sie darum bäte. Ich musste eine Möglichkeit finden, ihre Angriffspunkte zu minimieren.
    Was war es, womit sie mir am meisten Angst machte? Die Drohung, die Polizei zu verständigen. Ich käme ins Gefängnis, ohne Zweifel. Ob zehn, fünfzehn oder auch nur fünf Jahre spielte für mich keine Rolle.
    Ich stand auf, holte mir ein Bier. Schlafen konnte ich ohnehin nicht. Ich setzte mich auf das breite Fensterbrett und starrte durch die dreckige Scheibe hinunter in den Hinterhof des Gebäudes. Schaute auf den aufgeplatzten Betonboden, die verrostete Teppichstange, die wackelige Bank, auf der sich abends einige Raucher trafen. Ein Blechschild, kaum noch lesbar, verbot das Spielen im Hof.
    Gedankenfetzen durchzogen mein Gehirn, der eine oder andere blieb länger, wurde deutlicher, verschwand wieder. Dann zeichnete sich eine Idee ab. Klarer, greifbarer als alle

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