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Morgen wirst Du frei sein (German Edition)

Morgen wirst Du frei sein (German Edition)

Titel: Morgen wirst Du frei sein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Martini
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Handbremse an. Ich hatte erwartet, dass Zecke das Auto verlassen und wütend die Türe hinter sich zuwerfen würde. Doch nichts geschah. Ich drehte mich zu ihm um. Er schaute mich an, nickte ernsthaft.
    »Du wirst sie loswerden müssen, Chris.«
    »Das hatten wir doch schon«, seufzte ich erschöpft. »Ich kann keinen Menschen töten, begreif das doch! Außerdem wird sie die Beweise an einem Ort aufbewahren, wo ich sie niemals finde. Ich weiß ja nicht einmal, wohin diese Frau ständig fährt.«
    »Das lässt sich herausfinden.«
    »Und wenn sie die Sachen bei einem Notar oder Anwalt deponiert hat? Oder bei Bekannten? Ihren Kindern?«
    »Diese Frau hat niemanden«, widersprach Zecke. »Sie hat alles, was sie besitzt, dort, wo sie vorher gelebt hat und wohin sie immer wieder zurückkehrt.«
    Ich überlegte. Es klang wie der logische nächste Schritt. Ich musste versuchen, die Rechnungen für Baumarkt und Autovermietung an mich zu bringen, und würde damit Thea ihr Druckmittel nehmen. Doch ich hatte mich bereits diesmal zu sicher gefühlt und war gescheitert. Meine Zuversicht war Richtung Nullpunkt gesunken.
     

25. Kapitel
     
    Am Donnerstag wurde aus Ahnung Gewissheit. In der »Tagesschau« hieß es, man hätte die Leiche einer jungen Frau gefunden. Sie sei von ihren Eltern als die vermisste 23-jährige Studentin Jessica S. identifiziert worden, las der Sprecher gleichmütig vor. Die Polizei gehe davon aus, dass die Frau in den Brunnenschacht einer einsam gelegenen Bauernhofruine gestürzt und dort verdurstet war.
    Nächstes Thema.
    Ich starrte auf den Bildschirm, ohne etwas zu sehen. Meine Gedanken überschlugen sich. Jessica war verunglückt? In einen Schacht gefallen? Was machte sie auf einem Einsiedlerhof? Jessica war kein Mensch, der allein wanderte, schon gar nicht in einer abgelegenen Gegend. Für sie war bereits ein längerer Spaziergang durch den Englischen Garten oder an der Isar ein Outdoor-Abenteuer, das gewissenhaft geplant werden wollte.
    Es passte nicht. Nichts passte. Sie musste allein unterwegs gewesen sein, denn ein Begleiter hätte Hilfe geholt. Wo war ihr Handy? Jessica ging niemals ohne aus dem Haus, fühlte sich hilflos ohne Kontaktmöglichkeiten. Wahrscheinlich hatte sie es beim Sturz verloren oder es gab kein Netz. Möglicherweise war sie bewusstlos geworden, als sie in den Schacht fiel.
    Ich stand auf und ging im Wohnzimmer auf und ab, blinzelte immer wieder die Tränen weg. Ich wollte nicht weinen, ich musste nachdenken. Wo war dieser Bauernhof?
    Hektisch suchte ich nach der Visitenkarte, die der Polizeibeamte mir gegeben hatte, nachdem er meine Aussage aufgenommen hatte. Ich wählte die angegebene Nummer und wartete. Der Kollege sei nicht mehr im Haus, erfuhr ich. Worum es denn ginge? Ich stammelte etwas von Jessicas Unfall, den Nachrichten und dass ich wissen wolle, wo sie gewesen sei. Die weibliche Stimme wurde sanft. Wenn ich wolle, könne ich auf dem Revier vorbeikommen. Am Telefon seien Auskünfte nicht möglich, aber da ich damals eine Vermisstenanzeige für meine Freundin aufgegeben hatte, müsse ich ohnehin befragt werden.
    Ich warf mir eine Jacke über, griff nach den Schlüsseln und rannte die Treppe hinunter. Wenige Minuten später stand ich einer uniformierten Polizistin mittleren Alters gegenüber, die mich mitfühlend musterte. Sie führte mich in einen Nebenraum, bot mir Kaffee an und ließ mich allein, um einen Laptop zu holen.
    »Papierakten führen wir schon lange nicht mehr«, erklärte sie mir, als sie im Computer nach Jessicas Namen suchte. »Wir scannen alles ein und haben damit auch Zugriff auf Fälle, die andere Dienststellen bearbeiten.«
    Ich nickte höflich.
    In ihrer Brille spiegelte sich ein Foto. Jessicas. Die Beamtin warf mir einen Blick zu. »Was halten Sie davon, wenn ich Ihnen ein paar Fragen stelle und dann Ihre beantworte?« Sie fuhr über das Touchpad und tippte ein paar Worte auf der Tastatur. »Natürlich nur, soweit ich es darf.«
    Ich seufzte. »Klar.«
     
    Die Fragen, die mir gestellt wurden, waren dieselben, die ich bereits beantwortet hatte. Nein, ich wusste nichts davon, dass Jessica wegwollte. Nein, wir hatten abends nicht telefoniert. Nein, wir hatten keinen Streit gehabt, und ich hatte auch keine Kenntnis von Konflikten, die Jessica mit anderen gehabt haben könnte. Nein, Jessica war nicht unglücklich, depressiv oder ängstlich. Nein, ich konnte mir nicht vorstellen, was sie dort draußen gewollt haben konnte. Nein, nein, nein.
    Die Beamtin

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