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Morgen wirst Du frei sein (German Edition)

Morgen wirst Du frei sein (German Edition)

Titel: Morgen wirst Du frei sein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Martini
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»Was machst du hier?«
    »Ich bringe dich nach Hause, was denn sonst?« Sie steckte den Kopf durch die Tür, lächelte. »Du hast den Doktor doch gehört. Ich päpple dich ruck zuck auf. Wirst sehen, alles kommt wieder ins Lot.«
    Ich ließ mich zurück in mein Kissen fallen, schloss die Augen. Nichts wird jemals wieder ins Lot kommen. Wie auch?
     
    Am Abend rief Zecke an. »Wo, zum Henker, steckst du?«
    »Zu Hause. Ich wurde entlassen.«
    »Zu Hause heißt was? Bei dieser Hexe? Warum bist du nicht hier?« Er schrie fast.
    »Ich bin müde, Zecke. Lass uns morgen reden, okay?«
    »Nein! Ich will wissen, wie es dir geht und warum du nicht angerufen hast. Wie bist du überhaupt dorthin gekommen? Dein Auto steht unten, ich kann es sehen.«
    Ich seufzte. »Es ging alles sehr schnell. Thea war da, der Arzt hat mich entlassen, ein Taxi hat uns nach Hause gebracht.«
    »Verstehe. Sie hat dich eingewickelt. Spielt die Besorgte.« Zecke klang wütend. »Ich melde mich morgen wieder. Wenn was ist, das Handy liegt auf meinem Kopfkissen. Ruf an!«
    Ich nickte. Dann wurde mir klar, dass er auf Antwort wartete. »Mache ich. Danke.«
    Zecke legte auf.
     
    Die folgende Woche erlebte ich wie in Trance. Ich aß und trank, was Thea mir hinstellte, lag dösend im Bett oder auf dem Sofa, saß auf der Bank, die ich gebaut hatte, starrte über die bereits vor Monaten abgeernteten Felder.
    Ein Polizist bemühte sich, mich erneut zu meinen letzten Stunden mit Jessica zu befragen, und zog schulterzuckend mit leerem Notizblock wieder ab.
    An einem dieser Tage wurde Jessica beerdigt. Ich hatte nicht einmal den Versuch unternommen, herauszufinden, wann und wo. Allein der Gedanke, an ihrem Grab zu stehen, war mir unerträglich. Die Medien berichteten, mutmaßten, verdächtigten, warnten und wandten sich anderen Themen zu.
    Das Einzige, was wie ein Stich durch die Trauer drang, die sich wie eine dicke Isolierschicht um mich gelegt hatte, waren Theas Worte, als sie mich schlafend wähnte.
    »Ich gewinne. Immer.«
     

26. Kapitel
     
    »Alles sehr sonderbar«, murmelte Zecke mit vollem Mund.
    Wir saßen in unserer Kneipe an der Bar. Zecke hatte angerufen und mich aus meiner Lethargie gerissen. Thea hatte versucht, mich zurückzuhalten, doch ich hatte geduscht, mich angezogen und war ins Auto gestiegen und nach München gefahren.
    Zecke spülte den letzten Bissen seines Clubsandwichs mit einem großen Schluck Bier hinunter, wischte mit einer Papierserviette die Sauce vom Kinn und wandte sich mir zu.
    »Überleg mal. Jessica fährt mit dem Zug bis zu deiner Haltestelle. Dort steigt sie aus und läuft zu Fuß durch die Pampa. Wohin wollte sie? Zu dir? Okay, aber dann war sie doch in der falschen Richtung unterwegs, oder? Sie hätte die Straße entlanggehen oder auf den Bus warten können.« Er überlegte kurz. »Nein, sie hätte es müssen. Kein Mensch läuft querfeldein, wenn er sich nicht auskennt, iPhone hin, Navi her.« Er trank sein Glas leer, winkte dem Wirt. »Sie hätte dich angerufen.« Zecke stieß mich mit dem Ellbogen an. »Oder? Hey, sag doch auch mal was!«
    Ich saß vor meinem unberührten Teller, betrachtete mein Glas und folgte mit den Augen dem Schaum, der daran herunterlief und sich auf der Theke in einer Pfütze sammelte. »Was soll ich denn sagen? Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung, was sie dort draußen gewollt hat. Wir hatten uns verabschiedet, sie musste in ihr Seminar ...« Ich verstummte.
    »Okay. Lass uns davon ausgehen, dass sie dich überraschen wollte. Warum nahm sie nicht den Bus? Oder ein Taxi? Ich meine, Kohle schien sie ja gehabt zu haben.« Zecke zupfte an dem Ziegenbärtchen, das er sich hatte wachsen lassen. »Wenn sie allein losgelaufen ist, hat sie sich vielleicht verirrt. Aber sie hatte doch ihr Handy dabei? Selbst wenn sie kein Netz hatte, GPS geht eigentlich überall. Sie hätte sich problemlos damit orientieren können.«
    Er überlegte. »Davon abgesehen fällt man nicht einfach in einen Schacht. Ich meine, dieser Hof muss doch ziemlich verfallen gewesen sein, da läuft man als vernünftiger Mensch nicht blindlings rum. Schon gar nicht, wenn man allein da ist.« Zecke schaute mich an. »Oder?«
    Ich reagierte nicht.
    »Wer hat sie eigentlich gefunden?«
    »Ein Jäger, dessen Hund etwas gemeldet hat. Er hat ihn von der Leine gelassen, der Hund ist zu dem Brunnen gerannt und hat dort Laut gegeben.«
    »Laut gegeben. Aha.«
    »Na ja, er hat halt getan, was er gelernt hat. Gebellt, gewinselt, eine

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