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Morgen wirst du sterben

Morgen wirst du sterben

Titel: Morgen wirst du sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Mayer
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Moritz.
    »Ruf Becker an!«, sagte Julie. »Scheiße, wenn der Typ schon im Haus ist …«
    Philipp fischte sein Handy aus der Hosentasche, aber inzwischen zitterten seine Finger so, dass es eine halbe Ewigkeit dauerte, bis er es endlich eingeschaltet hatte. Und dann brauchte er zwei Anläufe, bis er seine PIN eingegeben hatte.
    »Vergiss Becker«, sagte Moritz, während Philipp noch nach der Telefonnummer suchte. »Das ist doch Quatsch, was soll der denn machen? Mann, wähl den Notruf.«
    Philipp nickte, aber bevor er die Nummern eingeben konnte, hörte er, wie die Tür ging – und Sophia nach Luft schnappte. Seltsamerweise blickte er zuerst sie an und sah, wie alle Farbe aus ihrem Gesicht wich, und dann schaute er Julie an, die ungläubig lächelte, und dann erst wandte er den Blick zur Tür.
    Da stand Marcel. Mit einer Waffe, die er auf Philipp gerichtet hielt.
    »Leg das Handy weg«, sagte Marcel sanft. »Es ist vorbei.«
    Julie hatte ein Déjà-vu. Genau diese Situation hatte sie schon einmal erlebt. Sie war früher schon einmal hier in diesem Haus, in diesem Raum gewesen, mit Sophia und Moritz und Philipp, und hatte auf die Tür gestarrt, die langsam aufging. Und dann trat Christian ein. Er hielt eine Waffe auf Philipp gerichtet.
    »Leg das Handy weg«, sagte Christian sanft. »Es ist vorbei.«
    Während die anderen noch auf Philipp einredeten, hörte Sophia die Schritte auf dem Flur. Sie wollte Philipp anschreien, er solle sich beeilen, solle endlich die verdammte Nummer wählen, aber sie brachte keinen Ton heraus. Weil sie wusste, dass es zu spät war. Dass sie V unterschätzt hatten. Sie hatten geglaubt, eine Chance gegen ihn zu haben, dabei hatte er die ganze Zeit nur mit ihnen gespielt.
    Sophia sah, wie sich die Türklinke nach unten bewegte, ganz langsam, wie in Zeitlupe. Und dann ging die Tür auf, und ihr Herz schlug so heftig, dass es den Halt verlor und sich aus ihrer Brust löste und zu Boden fiel. Denn es war Felix, der jetzt ins Zimmer trat. Er hielt eine Waffe auf Philipp gerichtet.
    »Leg das Handy weg«, sagte Felix sanft. »Es ist vorbei.«

I ch bleibe vor dem Tisch in der Kongresshalle stehen, an dem mein Vater sitzt und eine Frau anmacht. Nachdem er meine Mutter verrückt gemacht, nachdem er eine andere Frau geheiratet hat, nachdem er mit der anderen Frau ein Kind gemacht hat und dann noch eines. Ich sehe ihn so lange an, bis er es merkt.
    Ist irgendwas?, fragt er.
    Kennst du mich nicht?, frage ich zurück.
    Da werden seine Augen ganz schmal. Er versucht sich zu erinnern, aber das kann er nicht, ich war neun, als wir uns zum letzten Mal gesehen haben. Als er mir versprochen hat, dass er mich nie vergisst.
    Du kannst dich auf mich verlassen.
    Ich weiß wirklich nicht, sagt er.
    Da sag ich ihm meinen Namen. Trotzdem dauert es eine ganze Weile, bis es ihm dämmert. Zehn, zwanzig, dreißig, vierzig Sekunden. Da war doch was. Da war mal was, aber dann war es vorbei. Für ihn jedenfalls. Nur für mich nicht.
    Du liebe Zeit, sagt er. Das ist ja … Was machst du denn hier? Bist du etwa auch …?
    Nein, sage ich. Ich bin nur wegen dir hier. Ich hab dich gesucht.
    Er lacht, zuerst in meine Richtung, dann in Richtung der Frau, die aber nicht zurücklacht. Na, hör mal!, sagt er. Das ist ja …
    Wer iss ’n das?, fragt die Frau.
    Er antwortet nicht, aber ich antworte. Ich bin sein Sohn, sage ich. Sein Großer.
    So ein Quatsch! Nun steht er auf und tritt auf mich zu, aber nach zwei Schritten bleibt er stehen, weil auch ich stehen bleibe.
    Bloß kein Aufsehen, die anderen gucken schon. Ich versteh nicht, was das soll!, zischt er.
    Du bist mein Vater, sage ich.
    Er schwitzt. Das stimmt doch nicht. Ich und deine Mutter, wir waren bloß …
    Was?, frage ich.
    Was?, fragt die Frau.
    Ich diskutiere hier nicht mehr weiter, sagt mein Vater, mein Dad, der mich auf seinen Händen durchs Wasser getragen hat. Das ist absolut lächerlich, sagt er. Du kennst mich doch gar nicht. Und das sagt er laut und aufgeregt, er schreit beinahe, sodass sofort ein Ordner angewedelt kommt, als wäre er Papas Hündchen.
    Gibt’s hier ein Problem?, fragt der Ordner.
    Und ob, sagt mein Vater. Der junge Mann hier belästigt mich.
    Sind Sie Kongressteilnehmer?, fragt der Ordner. Wo ist denn Ihr Schild?
    Die Frau schaut mich an. Sie ist viel jünger als mein Vater.
    Mein Vater schaut mich nicht an.
    Darf ich Sie bitten mitzukommen?, sagt der Ordner.
    Dürfen Sie, sage ich. Aber vorher muss ich noch was sagen.
    Er ist mein

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