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Morgen wirst du sterben

Morgen wirst du sterben

Titel: Morgen wirst du sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Mayer
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auch ein V sein. Was hat das zu bedeuten? Philipp, hast du Ärger?«
    »Ich kann dir das jetzt nicht erklären, Marcel.«
    »Wo bist du denn? Kannst du mir das nicht wenigstens sagen?«
    »An der Ostsee. Ich mach ein paar Tage Urlaub.«
    »Mit Vivian?«
    »Nee, allein. Wir haben uns getrennt.«
    Schweigen am anderen Ende. »Mensch, das tut mir leid«, sagte Marcel schließlich.
    »Is so. Wenigstens waren wir noch nicht verheiratet.« Philipp lachte bitter.
    »Hat sie … oder du? Ich meine …«
    »Wir beide. Wir passen einfach nicht zusammen.«
    »Mann, Philipp, das ist ja ein Mist. Und nun auch noch das mit der Wohnung. In letzter Zeit ziehst du das Pech richtig an. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Soll ich hochkommen zu dir?«
    »Nee, mir geht’s gut. Den Umständen entsprechend. Wird schon wieder. Also das mit der Wohnung. Und wegen Vivian – du weißt ja: lieber ein Ende mit Schrecken und so.«
    »Trotzdem. Ich komm gerne zu dir, wenn dir das hilft. Wirklich.«
    »Danke, Marcel. Aber mir tut das Alleinsein jetzt ganz gut. Ich muss erst mal mit allem klarkommen.«
    »Geh vielleicht mal in die Sauna. Schwitzen ist gut. Das macht den Kopf frei – ist bei mir jedenfalls so.«
    Philipp lachte. »Hier gibt’s keine Sauna. Nur einen Golfclub. Und so verzweifelt bin ich noch nicht.«
    »Pass auf dich auf, Alter! Und meld dich, wenn was ist.«
    Danach beschloss Philipp, gleich noch Ella anzurufen. Darauf kam es nun auch nicht mehr an.
    Im Gegensatz zu Frau Klopp riss er Ella allerdings aus dem Tiefschlaf. »Philipp? Bist du verrückt geworden?«, fragte sie benommen, als sie nach dem siebten Klingeln endlich den Hörer abnahm. »Es ist mitten in der Nacht!«
    »Sorry. Ich wusste ja nicht … Soll ich mich später noch mal melden?«
    »Jetzt bin ich schon wach. Was ist los?«
    »Das wollte ich dich fragen. Du hast gestern im Büro angerufen.«
    »Ach so. Mir ist noch was eingefallen. Ist wahrscheinlich total unwichtig, aber ich dachte, ich erzähl’s dir trotzdem. Nachdem sich deine Eltern getrennt haben, bin ich Annette nämlich mal in der Stadt begegnet. Sie hatte einen kleinen Jungen bei sich.«
    »Na, und? Vielleicht war es ihr Neffe oder ein Nachbarskind.«
    »Sie sagte aber, dass es ihr Sohn sei. Hat ihn mir sogar vorgestellt. Den Namen weiß ich natürlich nicht mehr.«
    »Wann war das denn?«
    »Kann ich dir nicht mehr sagen. Aber der Junge muss so in deinem Alter gewesen sein.«
    Dadurch veränderte sich natürlich alles. Annette hatte einen Sohn. Einen Sohn, der heute erwachsen war. Und der Jochen hasst, dachte Philipp. Weil er glaubt, dass die Liebe zu Jochen seine Mutter verrückt gemacht hat.
    Silke Kurz hatte gesagt, dass Annette ohne Angehörige war. Warum wusste man in der Wohngruppe nichts von Annettes Sohn? Es gab doch Unterlagen, Patientenakten, in denen so etwas stehen musste. Selbst wenn sich der Sohn von seiner Mutter losgesagt hatte, auch wenn es keinen Kontakt mehr zwischen beiden gab. Vielleicht war er ja tot. Vielleicht war das die letzte Katastrophe gewesen, die Annette in den Wahnsinn getrieben hatte. Aber auch davon hätte Silke gewusst.
    Bei Philipps Besuch hatte Annette ihren Sohn nicht erwähnt. Ihre Sehnsucht nach Jochen, ihre Liebe, ihr See, das war ihr einziges Thema gewesen. Das ist der springende Punkt, dachte Philipp.
    Ein Klopfen an der Tür, dann streckte Sophia den Kopf ins Zimmer.
    »Du bist ja wach. Willst du nicht rüberkommen? Wir frühstücken gerade.«
    Er stand auf. Seine Beine fühlten sich seltsam zittrig und kraftlos an, als ob er stundenlang gejoggt hätte. »Ich komme.«
    »Du hast telefoniert?«, rief Moritz entrüstet. »Die ganze Zeit predigst du uns, dass wir unsere Handys ja nicht anrühren sollen, aber für dich selbst gilt das natürlich nicht. Für den Boss gibt es Ausnahmen. Ist schon klar.«
    »Tut mir leid«, sagte Philipp. »Ich weiß, dass es falsch war. Ich … Scheiße, Mann, mir ist eingefallen, dass ich am Montag einen ultrawichtigen Termin habe. Deswegen hab ich meine Sekretärin angerufen, sie sollte ihn absagen. Und da hab ich eben gehört, dass Ella mich sprechen wollte.« Das Telefonat mit Marcel verschwieg er vorsichtshalber.
    »Ich hab am Montag auch einen ultrawichtigen Termin«, sagte Moritz. »In der Pizzeria, in der ich jobbe. Aber ruf ich deshalb da an? Nein. Wahrscheinlich schmeißen die mich deswegen raus, aber egal, ich bin ja nicht Mister Wichtig.«
    »Jetzt lass mal stecken, Moritz«, sagte Julie. »Wir haben jetzt

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