Morgen wirst du sterben
heiraten.
»Sagt Bescheid, wenn ihr noch einen Trauzeugen braucht«, sagte Marcel.
Direkt nachdem Philipp aufgelegt hatte, klingelte sein Handy.
»Becker, Düsseldorf.« Der Kriminalkommissar, um diese Zeit. Philipps Herz begann sofort schneller zu schlagen.
»Gibt’s was Neues?«
»Nichts von Ihrem Vater, tut mir leid. Ich muss aber noch einmal mit Ihnen reden.«
»Schießen Sie los!« Philipp klemmte das Handy zwischen Ohr und Schulter, während er sich links einordnete und in Richtung Innenstadt abbog. Gut, dass der Kommissar ihn nicht sehen konnte.
»Wir müssten uns dazu sehen«, sagte Becker.
»Bitte was? Na, hören Sie mal. Ich bin Unternehmer, ich habe hier zu tun. Ich kann nicht ständig nach Düsseldorf reisen. Worum geht es denn überhaupt?«
»Es gibt einige Unstimmigkeiten, die ich gerne mit Ihnen abklären würde«, sagte Becker vage, während Philipp vor einer roten Ampel stoppte.
»Können wir das nicht telefonisch besprechen?«
Hinter ihm hupte jemand. Die Ampel war inzwischen auf Grün gesprungen. Philipp legte hektisch den Gang ein, gab Gas und verlor das Telefon.
»Sagen Sie mal, sitzen Sie am Steuer?«, fragte Becker, als Philipp das Handy endlich wieder aus dem Fußraum gefischt hatte.
»Es war gerade Stau. Aber jetzt geht es weiter. Ich ruf sie in zehn Minuten von zu Hause aus an.«
Becker hatte Philipps Telefonrechnung überprüft. Und dabei festgestellt, dass Philipp in den letzten Monaten mehrmals mit Moritz telefoniert hatte. »Mir haben Sie aber erzählt, dass Sie Ihren Halbbruder erst bei Ihrem Besuch in Düsseldorf kennengelernt haben. Angeblich wussten Sie vorher nicht einmal, dass er überhaupt existiert.«
»Das stimmt ja auch«, sagte Philipp verwirrt. »Natürlich hab ich ihn nicht angerufen. Oder doch, einmal. Vergangenen Mittwoch aus dem Hotel, da hab ich mit Moritz gesprochen. Aber vorher hatten wir keinen Kontakt.«
»Auf Ihrem Verbindungsnachweis taucht die Nummer aber mehrmals auf. Und es waren meist lange Gespräche. Worum ging es denn dabei?«
»Ich habe nicht mit ihm gesprochen, das hab ich Ihnen doch schon erklärt. Warum hätte ich das tun sollen?«
»Um die Entführung Ihres Vaters zu planen, beispielsweise.«
»Bitte? Sind Sie verrückt? Das ist doch absurd!«
»Sie haben Ihrem Bruder, den Sie ja angeblich erst eine knappe Woche lang kennen, im Mai auch Geld überwiesen. 5000 Euro. Der Betrag ging von Ihrem Firmenkonto ab.«
»Das ist doch totaler Blödsinn!« Philipp sprang auf und ging mit großen Schritten im Zimmer auf und ab. »Sie müssen sich irren. Ich habe kein Geld überwiesen!«
»Das Geld ging am 17. Mai auf dem Sparkonto Ihres Bruders ein.«
»Auf sein Sparkonto? Hören Sie, ich weiß wirklich nicht, was das soll. Ich muss das erst mal überprüfen.«
Er notierte sich die Daten und den Betrag. »Ich check das ab. Kann ich Sie in einer halben Stunde noch mal erreichen?«
»Heute nicht mehr. Ich hab auch mal Feierabend. Rufen Sie mich morgen Früh wieder an. Aber vergessen Sie es nicht.«
Er schaltete den Computer an, um seine Kontoauszüge abzurufen, aber er konnte sich im Online-Kundenportal nicht einloggen. »Die PIN wurde dreimal falsch eingegeben«, teilte ihm seine Bank mit. »Aus Sicherheitsgründen haben wir Ihren Zugang gesperrt.«
Die Dame vom 24-Stunden-Telefon-Service der Bank konnte ihm auch nicht weiterhelfen. »Schicken Sie uns ein formloses Schreiben, in dem Sie eine neue PIN beantragen. Dann erhalten Sie innerhalb von drei bis fünf Werktagen eine neue.«
»Aber ich muss meine Kontoauszüge heute noch einsehen.«
»Haben Sie sich die Belege denn nicht regelmäßig ausgedruckt?«, fragte sie verwundert.
Wutschnaubend legte er auf und verfluchte die Internetbank, die sich die Filialen und Kontoauszugsdrucker sparte und dafür die Gebühren senkte, sodass ihr gutgläubige Kunden wie er auf den Leim gingen. Danach meldete er sich bei seinem Telefonanbieter an. Wider Erwarten konnte er hier seine Verbindungsnachweise problemlos abrufen. Er durchsuchte die Liste der Telefonverbindungen. Eine Handynummer, die er nicht zuordnen konnte, tauchte immer wieder auf. In den letzten sechs Monaten hatte er sie mehrmals angerufen.
Philipp starrte immer noch ungläubig auf die Ausdrucke, als seine Türglocke ging. Er öffnete und hätte sich nicht gewundert, wenn draußen Becker in Begleitung einer Hundertschaft der GSG 9 auf ihn gewartet hätte, die Schnellfeuerwaffen im Anschlag. Es war aber Vivian.
»Hi, Philipp!« Sie
Weitere Kostenlose Bücher