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Morgen wirst du sterben

Morgen wirst du sterben

Titel: Morgen wirst du sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Mayer
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diesem Werner?«
    Ella blies Rauch durch die Nase, dachte nach, dann schüttelte sie den Kopf. »Vielleicht fällt er mir gleich wieder ein. Er kann aber nichts mit der Entführung zu tun haben. Er ist tot.«
    »Wann ist er denn gestorben? Und woher weißt du das?«
    »Ich hab die Todesanzeige in der Zeitung gesehen. Ist aber schon lange her, deine Mutter war auf jeden Fall noch am Leben, als er gestorben ist.«
    »An was ist er denn gestorben?«
    »Keine Ahnung. Das weiß ich wirklich nicht mehr.«
    »Und seine Exfrau?«
    »Die machte einen auf Künstlerin.«
    »Sängerin?«, fragte Philipp.
    »Nee, sie malte. War damals auch recht erfolgreich. Ich hab sie nur ein paarmal getroffen. Nach der Scheidung ist der Kontakt zwischen ihr und Birgit eingeschlafen.«
    Philipp blickte auf seine Uhr. Gleich sechs. In einer Stunde war er mit Vivian verabredet.
    »Sonnabend«, sagte Ella.
    »Wie bitte?«
    »So hießen die beiden. Kam mir gerade wieder. Werner und Annette Sonnabend.«
    »Super«, sagte Philipp. »Das ist doch schon mal was.« Er trank seinen Kaffee aus. »Ich muss jetzt leider wieder.«
    »Das geht aber nicht«, protestierte Ella. »Du hast mir noch gar nichts von dir erzählt.«
    »Da gibt’s auch nicht viel zu berichten. Ich hab ein kleines IT -Unternehmen, es läuft ganz gut.« Ella nickte ratlos. Wahrscheinlich konnte sie mit dem Begriff IT nichts anfangen. »Und eine Freundin. Wir ziehen bald zusammen.«
    Jetzt hellte sich ihr Gesicht auf. »Ach wirklich? Das freut mich.«
    »Nach Schwabing.« Glücklicherweise lief mit dem Penthouse inzwischen alles rund. Die Trocknungsmaschinen arbeiteten auf Hochtouren und die Nachbarn grüßten Philipp inzwischen sehr viel freundlicher, nachdem klar war, dass ihre Wohnungen auf Versicherungskosten komplett renoviert werden würden. Neue Böden, neue Tapeten, neue Möbel.
    Philipp erhob sich. »Vielen Dank für den Kaffee. Und dass du dir die Zeit genommen hast.«
    »Na, hör mal.« Ella stand ebenfalls auf. In der Erinnerung war sie ihm so groß vorgekommen, aber in Wirklichkeit überragte er sie um ein Stück. »Ich hab mich gefreut, dich mal wiederzusehen. Siehst gut aus. Deine Mutter wäre stolz auf dich.«
    Das war nur eine Floskel, aber es freute ihn trotzdem.
    »Lass dich mal wieder blicken«, sagte Ella und umarmte ihn. »Oder ruf wenigstens an.«
    »Natürlich«, sagte Philipp und wusste, dass es eine Lüge war, und Ella wusste es auch.
    Auf dem Weg nach Hause rief er Marcel an.
    »Dass du dich auch mal wieder meldest«, sagte Marcel.
    »Na, du warst doch die ganze Zeit unterwegs. Wie läuft’s mit deiner neuen Flamme?«
    Marcel lachte. »Alles bestens, danke der Nachfrage.«
    »Willst du sie mir nicht mal vorstellen?«
    »Auf jeden Fall. Aber im Moment ist es schlecht. Jenny ist voll im Stress. Sie jobbt in einem Architekturbüro und die machen sie echt lang da.«
    »Die Arme. Na, vielleicht sehen wir uns ja mal, wenn deine Freundin so viel arbeitet.«
    »Klar«, sagte Marcel. »Ich muss nur für ein paar Tage nach Landshut, meine Eltern besuchen. Aber Montag bin ich wieder da, dann machen wir was aus, okay? Mit der Wohnung läuft so weit alles klar, das hab ich im Griff. Ende nächster Woche kommen die Trocknungsmaschinen raus, dann kann der Parkettleger kommen. Bis Mitte August müssten wir wirklich mit allem durch sein. Du weißt ja: Was lange währt …«
    »Super«, sagte Philipp.
    »Alles in Ordnung bei dir?«, fragte Marcel. »Du klingst irgendwie bedrückt.«
    »Quatsch. Es ist alles okay.« Er war nicht bedrückt, er war gereizt. Weil es ihn nervte, dass Marcel schon wieder abhaute, wo er ihn doch hier in München brauchte. Marcel war der Einzige, auf den er sich verlassen, der Einzige, mit dem er offen reden konnte.
    Er wusste natürlich, dass seine Haltung ungerecht, selbstsüchtig, kindisch war. Dass Marcel ihm in den letzten Monaten mehr als genug Zeit geopfert hatte. Dass er sein eigenes Leben und seine eigenen Probleme hatte.
    Aber das stimmte Philipp nicht versöhnlicher, sondern machte ihn nur noch ärgerlicher.
    »Hast du Stress mit Vivian?«, bohrte Marcel weiter.
    »Ich sag dir doch, es ist alles in Ordnung. Ich treff sie gleich und verlob mich mit ihr.«
    Marcel lachte. Dabei war es kein Witz, Philipp hatte sich wirklich fest vorgenommen, Vivian noch heute den Verlobungsring an den Finger zu stecken. Es war höchste Zeit, die Wohnung war fast fertig, im September konnten sie endlich zusammenziehen und zum Jahresende vielleicht schon

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