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Morgen wirst du sterben

Morgen wirst du sterben

Titel: Morgen wirst du sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Mayer
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hundemüde.«
    Als sie sich bereits voneinander verabschiedet hatten, fiel Julie noch etwas ein. »Philipp wollte doch mit dieser Freundin seiner Mutter reden. Er soll sie mal fragen, ob ihr der Name Werner was sagt.«
    »Gute Idee«, meinte Sophia. »Ich schick ihm eine SMS .«

I ch bin hier.
    Ich stehe vor dem Haus meines Vaters und die Tür geht auf und ein Mädchen kommt raus. Es hat Locken und ein grünes Fahrrad. Und fährt weg, ohne mich zu beachten.
    Ich stell mir vor, dass das seine Tochter ist.
    Kann doch sein, dass er Kinder hat. Eine Frau hat er auf jeden Fall. Das hab ich im Telefonbuch gesehen.
    Wenn er jetzt rauskommt, ob er mich dann wiedererkennt? Und wenn? Freut er sich? Ist er genervt? Ist er wütend? Was willst du hier, warum spionierst du mir nach? Was hab ich noch mit dir zu tun?
    Du bist doch mein Vater. Ich wohn jetzt ganz in der Nähe. Hat Herr Jacobs für mich klargemacht, bevor er mich rausgeschmissen hat.
    Hocke ist schuld, dass ich geflogen bin. Hat die ganze Zeit von seinem verdammten Urlaub erzählt, dass er mit seinem Alten nach Kalifornien fliegt und dann drei Wochen lang mit einer Harley den Highway runter von Motel zu Motel. Eigentlich will er ja lieber nach Kroatien, aber na gut, der Alte ist eben so scharf drauf und außerdem hat er voll die Asche. Und Hocke labert und labert immer so weiter. Ich sag, hör doch mal auf, das will doch keiner hören. Und Hocke ist echt überrascht, weil ich sonst nie was sage, und nimmt mich nicht ernst und labert weiter.
    Und da werd ich eben richtig sauer und verpass ihm eine.
    Denn ich bin der HERR , dein Gott, der das Meer bewegt, dass seine Wellen wüten; sein Name heißt HERR Zebaoth.
    Hocke blutet aus dem Mund und ich flieg von der Schule.
    Ich kann dich nicht hierbehalten, sagt Herr Jacobs zu mir. Ich weiß ja, deinem Vater geht’s schlecht. Aber die anderen Eltern. Die Schulversammlung.
    Er hat eine Lehrstelle für mich klargemacht, aber dafür muss ich in ein Scheißjugendwohnheim ziehen. Wahrscheinlich ist das wie bei meiner Mutter: Sie gehen mit mir einkaufen und drehen abends das Licht aus.
    Aber es ist ganz hier in der Nähe. Dass mein Vater hier wohnt, wusste Jacobs natürlich nicht. Das weiß nur ich.

16
    Jedes Mal wenn Philipp sein Handy oder den Computer einschaltete, erwartete er eine neue Nachricht von V. Aber es kam nichts. Er hatte dennoch das Gefühl, dass ihn jemand beobachtete. Abends ließ er in seiner Wohnung die Rollos runter und im Büro zog er die Vorhänge zu. Frau Klopp wunderte sich wahrscheinlich, aber sie sagte nichts.
    Dagegen nervte Sophia ihn ständig mit ihren SMS . Hast du diese Ella schon angerufen? Wann triffst du dich mit ihr? Kannst du dich nicht mal melden?
    Philipp antwortete ausweichend. Wenn überhaupt.
    Über eine Woche wurde Jochen Rothe nun schon vermisst. Und noch immer gab es keine Nachricht des Entführers.
    Er ist tot, dachte Philipp und wunderte sich, wie traurig ihn der Gedanke machte. Er kannte Jochen doch gar nicht. Aber vielleicht war das ja gerade der Grund für seine Trauer.
    Pling!, machte sein Handy. Wieder eine SMS von Sophia. »Wenn du Ella anrufst, dann frag sie unbedingt nach einem Werner, mit dem Papa angeblich früher befreundet war.«
    Er ignorierte die Nachricht. Ein paar Minuten später kam eine neue. »Wenn du sie nicht anrufst, mach ich es. Schick mir bitte ihre Nummer.«
    Er verdrehte die Augen. »Ich ruf sie an«, simste er zurück.
    Er fand die Telefonnummer in einem verstaubten Adressbuch im Keller. Sie war mindestens zehn Jahre alt, vermutlich war sie längst nicht mehr gültig. Er wählte und versuchte gleichzeitig, sich Ellas Gesicht vorzustellen, aber es gelang ihm nicht. Er wusste nur noch, dass sie sehr groß gewesen war und ihr Haar mit Henna leuchtend rot gefärbt hatte. Und dass sie geraucht hatte wie ein Schlot. Wahrscheinlich ist sie inzwischen an Lungenkrebs gestorben, dachte er, aber im selben Moment nahm sie ab.
    »Philipp!«, rief sie erfreut, als er seinen Namen nannte. »Dass ich das noch erleben darf auf meine alten Tage.«
    Als er ihr erklärt hatte, weshalb er anrief, lud sie ihn sofort zu sich ein.
    »Ich kann dir wahrscheinlich überhaupt nicht helfen«, teilte sie ihm fröhlich mit, als sie ihm eine halbe Stunde später die Wohnungstür öffnete. »Aber ich freu mich wie verrückt, dich endlich mal wiederzusehen.«
    Sie wohnte immer noch in derselben Wohnung am Olympiapark. Dritter Stock, toller Blick auf die Grünanlagen und den Spielplatz, auf

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