Morgen wirst du sterben
Rechnung?«
»Von einer Mietwagenfirma aus Düsseldorf. Den Wagen haben Sie angeblich am 15. Juni gemietet. Aber an diesem Tag waren Sie doch überhaupt nicht in Düsseldorf …«
»Natürlich nicht«, sagte Philipp. »Das muss ein Irrtum sein.«
»Ich frag mal nach, was das soll.«
15. Juli, Philipps Gehirn ratterte. War das nicht der Tag gewesen, an dem sein Vater verschwunden war …?
»Was für ein Wagen soll das gewesen sein?«, fragte er.
»Bitte?«
»Welcher Fahrzeugtyp?«
»Ein Volkswagen Polo.«
Ein roter Volkswagen Polo. Der Wagen, in den Jochen eingestiegen war, bevor er verschwunden war.
»Sind Sie noch dran, Herr Preuss?«
»Lassen Sie die Rechnung erst mal liegen«, sagte er. »Ich kümmere mich selbst drum.«
»Kommen Sie denn heute noch rein?«
»Nein. Morgen auch nicht. Wir sehen uns am Montag.«
»Sie denken aber an den Termin bei der Treubur? Zehn Uhr?«
»Natürlich.«
Er legte auf und ließ das Gesicht in seine Hände sinken. Die fünftausend Euro auf Moritz’ Sparkonto, die Telefonate, die er nie geführt hatte, und jetzt der Mietwagen … Irgendjemand versuchte ihm die Entführung in die Schuhe zu schieben.
Er ließ das Autofenster herunter. Draußen regnete es. Er atmete die kühle Luft ein und fühlte sein Herz schlagen, so ruhig und gleichmäßig, als ob es nicht zu ihm gehörte. Du willst mich fertigmachen, dachte er. Aber das wird dir nicht gelingen.
Er rief Moritz zurück und erzählte ihm von der Mietwagenrechnung. »Aber ich war am 15. Juni nicht in Düsseldorf. Ich hab mit der Entführung nichts zu tun.« Worte, leere Worte. Philipp und Moritz waren Fremde und hatten keinen Grund, einander zu vertrauen.
»Er will uns auseinanderbringen«, sagte Moritz.
»Was?«
»V will, dass wir uns gegenseitig verdächtigen. Je weniger wir miteinander reden, je weniger wir uns trauen, desto einfacher ist die Sache für ihn.«
»Mag sein.«
»Auf jeden Fall kannst du sicher sein, dass die Polizei auch bald Wind von der Mietwagenrechnung bekommt. Wenn sie es nicht schon weiß.«
»Das ist mir klar.«
»Der Entführer hat sich übrigens gemeldet. Er will eine Million Euro. Übermorgen. Der Typ hält uns definitiv für reicher, als wir sind.«
»Was wollt ihr machen?«
»Becker will die Summe bereitstellen. Und die Geldübergabe überwachen.«
»Da wird er Pech haben. Die Forderung ist ein Fake, da bin ich mir ganz sicher. V will kein Geld.«
»Sondern?«
»Rache.« Philipp berichtete Moritz von seiner Begegnung mit Annette.
»Und? Meinst du, sie ist V?«
»Auf keinen Fall. Sie ist total weggetreten.«
»Vielleicht simuliert sie nur.«
»Nee, keine Chance. Aber unser Vater hatte eine heiße Affäre mit ihr, so viel steht fest. Er muss sie damals sitzen gelassen haben, als er deine Mutter kennengelernt hat.«
»Und daraufhin ist sie verrückt geworden?«
»Keine Ahnung, vielleicht war da vorher schon was. Man verliert ja nicht einfach so von jetzt auf gleich den Verstand. Aber bestimmt war das Ende der Beziehung der Auslöser für ihre Geisteskrankheit.«
»Die Liebesaffäre zwischen Jochen und Annette hat bei beiden die Ehe zerstört. Das erklärt auch, warum Jochen und Werner keinen Kontakt mehr hatten«, meinte Moritz.
»Dieser Werner hätte allen Grund, Jochen zu hassen«, sagte Philipp.
»Aber er ist tot.«
»Ist er das wirklich?«
»Meinst du nicht?«
»Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich erst mal untertauchen werde. Sonst sitz ich spätestens morgen in U-Haft.«
»Wenn du jetzt abtauchst, machst du dich erst recht verdächtig.«
»Kann sein. Aber wenn ich im Knast sitze, bin ich handlungsunfähig. Und ich will rauskriegen, was hier gespielt wird. An eurer Stelle würd ich auch ein paar Tage verschwinden. Dieser V weiß alles über uns und wir haben immer noch keine Ahnung, wer er ist.«
Moritz schwieg.
»Es geht ihm nicht um Geld«, sagte Philipp. »Es geht um uns. Um dich und Sophia und Julie und mich. Da bin ich mir sicher. Und ich glaube, dass uns der Typ einzeln fertigmachen will. Einen nach dem anderen.«
»Okay, vielleicht hast du Recht«, meinte Moritz. »Aber wo sollen wir uns verstecken? Hast du eine Idee?«
»Ja, aber die verrat ich dir nicht am Telefon. Wenn du willst, hol ich euch ab.«
»Wie bitte? Du bist doch in München.«
»Na und? Mit dem Auto bin ich in sechs Stunden bei euch. Ich lad euch ein und wir fahren direkt weiter.«
»Und Julie? Was ist mit Julie?«
»Die holen wir auch ab.«
Moritz zögerte. »Meine Mutter
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