Morgendaemmerung der Liebe
denkst du also? Amanda ist ein äußerst hübsches Mädchen. Vielleicht will ich sie ja um ihrer selbst willen heiraten.“
Tausend Messer stachen nach ihr, doch Jessica ließ sich nichts anmerken. „Nicht ich denke das, sondern Amanda. Sie glaubt, du machst dir nichts aus ihr.“
„Und da kommt sie ausgerechnet zu dir gelaufen.“ Seine Lippen verzogen sich verächtlich. „Das muss dir doch eine ungeheure Genugtuung gewesen sein. Hast du sie aufgeklärt, dass du nur eigene Ziele verfolgst, indem du sie unterstützt?“
„Ich habe gar nichts zu ihr gesagt“, wehrte sie sich scharf. „Vor allem habe ich sie nicht ermutigt. Denn das unterstellst du mir doch, oder?“
„Nein. Aber sicher hast du mich auch nicht über den grünen Klee gelobt. Du bist eine wirklich kluge Frau, Jessica. Es ist dir sogar gelungen, ihren Vater einzuschüchtern. Inzwischen behauptet er mir gegenüber nämlich, dass Amanda seiner Meinung nach zu jung für eine Ehe sei. Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass du mir die Braut nimmst, Jessica.“
„Du hättest jederzeit heiraten können, Jake“, erwiderte sie gepresst. „Jemanden wie Wanda, zum Beispiel.“
Er schüttelte den Kopf. „Wohl eher nicht. Wanda wäre keine gute Ehefrau für mich gewesen.“
„Weil du sie nicht so hättest herumkommandieren können wie einen unerfahrenen Teenager, das meinst du doch wohl. Weißt du was, Jake? Du hast ein echtes Problem mit deinem Selbstbewusstsein“, zischelte sie verächtlich. „Ein Mann beweist seine Männlichkeit nicht, indem er ein kleines Mädchen manipuliert.“
„Vorsicht, Jessica.“ Er blieb ganz ruhig, aber Jessica hörte trotzdem den Ärger in seiner Stimme. Ein jähes Triumphgefühl schoss in ihr auf. Es war ihr also gelungen, seine arrogante Selbstbeherrschung zu durchbrechen.
„Mit Drohungen kommst du nicht weit, Jake. Ich bin keine achtzehn mehr.“
„Scheint so. Wie ernst ist es dir mit diesem …?“
„Ralph, meinst du?“, half sie ihm zuckersüß aus. Plötzlich wollte sie ihn so verletzen, wie er sie verletzt hatte. Und gleichzeitig hätte sie am liebsten die schmerzvolle Vergangenheit vergessen. Wie gern wäre sie wieder das Mädchen, dem er beteuert hatte, es zu lieben. „Befürchtest du, ich könnte Mark eher ein Enkelkind präsentieren als du?“
Seine Miene veränderte sich schlagartig. Die Wut, die sich in seinen Zügen zeigte, brachte Jessica zum Verstummen. Die Worte, die ihn nur hatten reizen sollen, wurden plötzlich zu einer mächtigen Waffe. Doch sie fürchtete sich davor, sie zu benutzen.
„Du willst ihn also heiraten.“ Eine eisige, beißend scharfe Feststellung.
Plötzlich war ihr Mund staubtrocken, in ihrem Magen begann es unruhig zu flattern. „Gibt es ein Gesetz, dass das verbietet?“ Die Dreistigkeit ihrer unausgesprochenen Lüge war Wahnsinn, und dennoch konnte sie sich nicht zurückhalten.
„Du willst immer alles, Jessica, nicht wahr?“, stieß er gefährlich leise aus. „Aber das werde ich zu verhindern wissen.“
„Wieso hasst du mich eigentlich so sehr?“
Er trat auf sie zu, hob mit einer Hand ihr Kinn an, sodass sie ihn ansehen musste. „Jeder hält dich für eine beherrschte, elegante Lady, nicht wahr?“, spottete er. „Sie sollten dich jetzt sehen. Oder besser noch, nachdem du einen Mann geliebt hast.“
„Liebe? Du sprichst wohl eher von Sex“, fauchte sie. Sie wand sich unter seinem durchdringenden Blick. Jeder Nerv in ihr vibrierte, ihr Körper war sich seiner Nähe überdeutlich bewusst. Die Wut hatte eine gefährliche Erregung in ihr geweckt. Selbst in diesem Moment verlangte sie nach ihm, obwohl sie ihn verabscheute für das, was er mit ihr tat.
„Nenn es Liebe oder Sex. Der Akt als solcher ist der gleiche. Gehst du bei ihm ebenso in Flammen auf wie bei mir, Jessica?“, fragte er leise, ohne sie aus den Augen zu lassen.
Sie konnte nicht mehr atmen, konnte sich nicht rühren. Ihr ganzer Körper war von einer Anspannung erfasst, die sie erstarren ließ.
Und Jake beobachtete sie, lauerte darauf, dass sie eine Schwäche zeigte. In Gedanken befahl sie sich zu entspannen, suchte fieberhaft nach einer schnippischen Bemerkung. „Heißt das etwa, du erinnerst dich noch? Erstaunlich. Ich dachte, du hättest mich längst vergessen und begraben. Unter all den anderen, die nach mir kamen.“
„Du bist zu bescheiden.“ Sein Blick wanderte über ihren Körper, und zu ihrem Entsetzen merkte sie, wie sich die Spitzen ihrer Brüste aufrichteten. Er bewegte
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