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Morgengrauen

Morgengrauen

Titel: Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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schüttelte weiter den Kopf: »Hubertus, du siehst das Ganze immer so negativ. Du bist immer noch zu unausgeglichen. Komm doch mal mit in meine Yogagruppe.«
    Hummel beachtete seine Frau gar nicht. Er machte sich einen vierten doppelten Espresso. Zitterte er deshalb, oder lag es an den Neuigkeiten zum Liebesleben seiner Tochter? »Der Hausmeister! Der kann Martina doch nichts bieten«, sagte er.
    »Hubertus«, ermahnte ihn seine Frau nun energischer. »Du bist intolerant.«
    Der sah von seiner Kaffeetasse auf: »Ich? Ich bin hochgradig tolerant! Erst gestern Morgen haben wir wegen eines Bosniers einen Umweg von zehn Kilometern gemacht. Mir ist das doch egal: Theoretisch kann Martina auch einen Automechaniker, einen Müllmann oder einen Kebapbrater heiraten – aber nicht diesen Hausmeister!«
    Elke wollte sich lieber nicht vorstellen, wie Hubertus reagieren würde, wenn ein Müllmann bei ihm um die Hand seiner Tochter anhalten würde, sagte aber nichts. Stattdessen meinte sie: »Hubertus, hier geht es nicht ums Heiraten. Martina ist noch nicht einmal mit der Schule fertig.«
    Für Hubertus war heute alles Wasser auf seine Mühlen: »Eben. Wahrscheinlich lässt sie jetzt das Studium sausen, um mit in die Hausmeisterwohnung zu ziehen. Das werde ich verhindern – mit oder ohne Dekan!«
    Elke schwieg. Sie nahm sich vor, Hubertus heute Abend unauffällig eines ihrer Ratgeberbücher aufs Kopfkissen zu legen …
    Hummels Handy klingelte. »Das wird der Hausmeister sein«, schnaufte Hubertus. »Dem werde ich jetzt so richtig die Meinung geigen.«
    Nein, es war Klaus. »Laut Telefonbuch wohnt Dietmar Heimburger in der Vöhrenbacher Straße«, wusste er zu berichten. »Los, lass uns dort hinfahren. Ich warte doch nicht eine Woche, bis der vielleicht mal anruft!«

9. ROTTWEILER IRRFAHRT
    Wahrscheinlich war es ganz gut, von der Diskussion über Didi wegzukommen. Zehn Minuten später hupte Klaus vor Hubertus’ Haustür. Dieser drückte Elke einen halb versöhnlichen, halb entschuldigenden Kuss auf die Nasenspitze, und weg war er.
    »Du wirkst so aufgeregt«, sagte Klaus. »Gibt’s Ärger zu Hause?«
    »Nein. Ich habe zu viel Kaffee getrunken«, antwortete Hubertus. Die Neuigkeiten um Martina behielt er für sich. Klaus hätte sich nur gekringelt vor Lachen.
    Oder wusste er es etwa schon? Er sagte jedenfalls nichts. Nur: »Ach so. Bei mir zu Hause läuft’s nämlich nicht optimal. Ich werde mich heute Nachmittag mal um Kerstin kümmern. Sie ist böse, weil ich mich wohl dieser Claudia gegenüber zu wenig mitfühlend gezeigt habe …«
    Die Fahrt dauerte gerade einmal drei Minuten. Als sie an der Tür des schmalen zweistöckigen Hauses klingelten, kam ein junger blonder, sehr magerer Mann heraus. Nein, Dietmar Heimburger wohne hier nicht mehr, meinte er.
    »Haben Sie vielleicht eine neue Adresse?«, fragte Klaus überfreundlich nach.
    »Warum wollen Sie das denn wissen?«, fragte der Mann misstrauisch zurück.
    »Äh … wir schulden ihm noch etwas Geld«, fiel Hubertus so aufs Geratewohl ein.
    »Das können Sie mir geben. Ich reiche es dann an meinen Vater weiter«, bot der Magere an.
    »Das geht leider nicht«, fiel Klaus ein. »Wir bräuchten eine Unterschrift von Ihrem Herrn Vater.«
    »Also gut. Moment«, sagte der Mann. Als er wiederkam, diktierte er den beiden eine Adresse. Heimburger wohne jetzt in Rottweil. Telefon habe er allerdings dort keines, ein Handy auch nicht.
    »Jetzt auch noch nach Rottweil«, sagte Hubertus, als sie wieder im Wagen saßen. »Na gut, bringen wir’s hinter uns.« Der Polizeifunk knarzte vor sich hin, schien heute aber nichts Erhellendes zu bieten.
    »Schwenninger Straße 55. Weißt du, wo das ist?«, fragte Klaus.
    »Schwenninger Straße wird logischerweise die Straße sein, die nach Schwenningen führt. Also kommen wir direkt darauf zu, wenn wir nach Rottweil reinfahren«, meinte Hummel.
    Klaus steuerte den Kadett über die B 27.
    »Wo geht’s denn hier zur Schwenninger Straße?«, fragte Hubertus eine ältere Dame, als sie an der zentralen Straßenkreuzung in der Rottweiler Altstadt gelandet waren, von der aus man links das »Schwarze Tor« sehen konnte. Hinter ihnen hupten ungeduldige Autofahrer mit RW-Kennzeichen.
    »Ha, jo, des isch ganz oifach«, meinte die Dame – ein sprechender Beweis dafür, dass man nun weiter ins Schwabenland vorgedrungen war.
    Zwei Querstraßen weiter meinte Klaus: »Man sollte nie ältere Leute nach dem Weg fragen. Die erklären einem selbst einfache

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