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Morgengrauen

Morgengrauen

Titel: Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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Dinge so umständlich, dass man glaubt, man müsse erst mal einen Sherpa mieten.«
    Erst fünfundzwanzig Minuten später waren sie da. Die Hausnummer 55 fanden sie recht schnell, denn es war das mit Abstand größte Haus in der Straße: »Vinzenz von Paul Hospital gGmbH Rottenmünster« war auf dem großen Schild zu lesen. Hubertus und Klaus waren konsterniert.
    Das Rottenmünster war Ende des 19. Jahrhunderts als »Irrenanstalt« gegründet worden. Heute war das Gebäude eine bekannte Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie.
    »Wahrscheinlich hat sich der Sohn vorhin geschämt zu sagen, dass sein Vater Psychiatriepatient ist«, folgerte Hubertus.
    »Auch ein Psychiatriepatient kann aber einen Mord beobachtet haben«, wandte Klaus ein.
    »Ja, wenn er nicht in einer geschlossenen Abteilung ist. Es sei denn, er ist aus einer solchen abgehauen«, stimmte Hubertus zu.
    Ihre Versuche, Dietmar Heimburger zu sprechen, scheiterten. Der Patient sei seit zwei Tagen verschwunden, erklärte ein Pfleger den beiden.
    Hubertus war verblüfft: Seit zwei Tagen, überlegte er.
    »Was hat Herr Heimburger denn genau?«, wollte Klaus wissen.
    »Zur Krankheit darf ich keine Auskunft geben. Erstens bin ich medizinisch nicht befugt, zweitens sind Sie keine Angehörigen, wenn ich es recht verstehe«, antwortete der vollbärtige, kräftige Mittdreißiger.
    Hubertus und Klaus wagten für einmal nicht zu widersprechen.
    Als sie wieder im Auto saßen, waren sie kaum schlauer als zuvor.
    »Hat dieser Heimburger Hirngespinste, oder hat er den Mord wirklich gesehen und ist seitdem so verstört, dass er nicht mehr ins Rottenmünster zurückwollte?«, fragte sich Hubertus.
    Klaus ging noch weiter: »Er sagte zu dir doch, der Mörder sei wieder im Wasser, und er habe Angst. Vielleicht war er ja selbst der Mörder! Auf die Polizei war er doch auch nicht gut zu sprechen!«
    Hubertus spann den Faden weiter: »Okay, nehmen wir mal an, er ist der Täter, den es wirklich wieder an den Tatort zurückzieht. Wenn er heute Morgen das Kneippbad besucht hat, obwohl er da eigentlich schon im Rottenmünster überfällig war: Vielleicht taucht er morgen früh wieder dort auf?«
    Klaus nickte: »Entweder wir gehen morgen wieder frühschwimmen, oder wir rufen Willy an und geben eine Beschreibung von Heimburger durch. Wenn er ihn sieht, soll er uns eben sofort anrufen. Ich glaube, das würde er schon machen.«
    Hubertus tendierte eher zum zweiten Vorschlag: Nochmals um 6.30 Uhr im Bad sein – das war zu viel. Wahrscheinlich würde er bei seiner Rückkehr nach Hause dann wieder einen fremden Mann auf seiner Toilette antreffen …

10. PRESSERUMMEL
    Die Kaffeetassen und -kännchen standen akkurat aufgereiht. Klaus Riesle und Bernd Bieralf betraten den steril wirkenden Raum, in dem gleich die Pressekonferenz der Polizei zum Freibadmord beginnen sollte – endlich!
    Sehr kurzfristig hatte der Ö per Fax und Mail alle im Verteiler befindlichen Journalisten eingeladen – über hundert.
    Die Tische waren zur einen Seite hufeisenförmig aufgereiht. Auf der anderen Seite stand ein Podium, an dem gerade Kriminalhauptkommissar Müller, der Ö, der Polizeidirektor sowie der unter anderem für die Spurensicherung zuständige Hauptkommissar Winterhalter Platz nahmen. Alle vier Beamten trugen Hemd und Krawatte, der Polizeidirektor einen Anzug.
    Und das, obwohl es eng, ja geradezu stickig im Konferenzraum der Polizeidirektion war. Vierunddreißig Grad Celsius, vierzehn Uhr, es würde ein Jahrhundertsommer werden. Der Mord hatte einiges Aufsehen erregt und auch Mitarbeiter überregionaler Medien in den Schwarzwald gelockt. Vier Kamerateams hatten sich im Hintergrund postiert und das Podium fest ins Visier genommen. Die Kaffeeplätze waren auch schon belegt. Mindestens die Hälfte der Medienvertreter musste die PK, wie sie im Fachjargon hieß, im Stehen verfolgen.
    Ebenso Klaus und Bernd, die sich seitlich postierten und einen arroganten Blick von Müller ernteten. Aber auch die meisten Journalisten hielten recht wenig voneinander – das war wohl eine Art Berufskrankheit. Es war fast wie auf einem Familientreffen, bei der man die Verwandtschaft nicht mag, sie aber halt doch immer wiedersehen muss.
    Auch vor ihnen saß ein eher unangenehmer Bekannter: ein rothaariger, dicker Mann, dessen kariertes Sommerhemd bereits von großen Schweißschatten an Rücken und Achseln gezeichnet war. Steger, Norbert Steger. Klaus kannte ihn von diversen Terminen. Er schrieb für

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