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Morgengrauen

Morgengrauen

Titel: Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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einem weiteren Anruf bei Willy erfahren, der sich zunächst abermals über Müller ausgelassen hatte.
    Die Polizei vermutete tatsächlich, dass der Täter über den Spielplatz geflüchtet war und dort die Fußabdrücke hinterlassen hatte. Müller forderte die Presseleute auf, das Foto zu veröffentlichen und um »sachdienliche Hinweise« zu bitten.
    »Wir sind guter Hoffnung, den Täter bald dingfest zu machen, zumal er noch weitere Spuren am Tatort hinterlassen hat«, setzte Müller seinen Vortrag in überzeugendem Ton fort.
    Jetzt wurde auch Klaus neugierig.
    »Unter den Fingernägeln und zwischen den Zähnen des Opfers haben wir Haut- und Gewebepartikel gefunden, die nur vom Täter stammen können. Verena B. muss sich verzweifelt gegen den Täter zur Wehr gesetzt haben. Der Leiter unserer Spurensicherung, Kriminalhauptkommissar Winterhalter, geht davon aus, dass wir daraus einen ›genetischen Fingerabdruck‹ herstellen können!«
    Müller übergab wieder an den Ö, der nun die Fragerunde eröffnete.
    Klaus war natürlich der Erste: »Kriminalhauptkommissar Müller! Könnte es sein, dass der Täter aus dem unmittelbaren Umfeld des Opfers stammt? Wenn ja, dann müsste der Täter über die DNA ja problemlos gefasst werden können, oder?«
    »Herr Riesle« – Müllers Ton wurde nun unfreundlich –, »wir von der Kripo sind ja keine Anfänger.«
    »… wie gewisse auf eigene Faust ermittelnde dilettantische Privatdetektive«, lag Riesle auf der Zunge. So wäre der Satz wohl weitergegangen, hätten er und Müller sich nicht bei einer Pressekonferenz, sondern unter vier Augen unterhalten.
    »Sie können getrost davon ausgehen, dass wir die Personen im Umfeld des Opfers bereits auf Alibi und etwaige Wunden überprüft und ihnen auch Speichelproben entnommen haben.«
    »Und? Was ist dabei herausgekommen?«, ließ Klaus nicht locker.
    »Bislang noch nichts!«, antwortete Müller fast schon patzig. »Niemand aus dem unmittelbaren Umfeld kommt derzeit als Täter infrage. Wie schon gesagt: Es war vermutlich ein Raubmord!«
    »Wir sind trotzdem sehr zuversichtlich«, erläuterte der Kommissar weiter. »Irgendwann werden wir den Täter fassen – wie Sie wissen, wird die DNA mit allen bereits in Erscheinung getretenen Straftätern abgeglichen.«
    Dann schaute er auf seine Uhr. Ihm war die Pressekonferenz unangenehm, und er fühlte sich wieder einmal darin bestätigt, dass Journalisten ihm nur die Zeit raubten.
    Jetzt schaltete sich der glatzköpfige Kollege von der dpa ein, der ebenfalls einen Anzug trug. »Können Sie sich sicher sein, dass der Mann nicht schon bald wieder zuschlägt, wenn es keinen persönlichen Bezug gab?« fragte er.
    Müller wurde immer ungehaltener, was dem Polizeidirektor nun sichtlich unangenehm war. Denn er war peinlich um eine gute Presse bemüht. Da schickte es sich nicht, wenn ein Beamter so unwirsch mit den Medienleuten umging.
    »Natürlich können wir das nicht generell ausschließen. Aber wie gesagt: Es deutet nichts darauf hin, dass eine Raubmordserie daraus wird«, antwortete Müller genervt. Im Gegensatz zum Polizeidirektor mochte er es auch überhaupt nicht, im Visier der Fernsehkameras zu sein. Und die Fotografen störten ihn genauso – vor allem der kleine von der dpa, denn der hatte ihn nun schon etwa achtzig Mal innerhalb von zehn Minuten abgelichtet.
    Müller schloss deshalb die Veranstaltung auf eigene Faust. »Wir halten Sie auf dem Laufenden, meine Damen und Herren. Vielen Dank.«
    Der Polizeidirektor schaute völlig perplex und zog nochmals das Tischmikrofon an sich, um wenigstens ein »Vielen Dank für Ihr Kommen« hinterherzuschieben.
    Aber die meisten Medienleute gaben sich damit nicht zufrieden. Sie stürzten hektisch zum Podium, um den Protagonisten ihre Mikrofone, Diktiergeräte und Schreibblöcke unter die Nase zu halten.
    Klaus wäre fast geneigt gewesen, sich auch ins Getümmel zu stürzen. Aber Bernd hinderte ihn daran und zog ihn am Arm: »Komm mal mit. Ich muss dir noch etwas zeigen.«

11. CASSATA UND SPAGHETTIEIS
    Als sie draußen vor dem Haupteingang standen, meinte Bernd: »Los, essen wir ein Eis.« Sie gingen nach draußen und setzten bald ihren Weg unter den Schatten spendenden großen Bäumen entlang der historischen Villinger Stadtmauer fort. Klaus überlegte: Den langjährigen Lebensgefährten der Getöteten würde man sich auch sehr bald vorknöpfen müssen. Andererseits würde die Polizei diesen sicher schon nach einer Speichelprobe gefragt haben, denn

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