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Morgengrauen

Morgengrauen

Titel: Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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Sie marschierten an einigen schön restaurierten Häusern vorbei in Richtung Münsterplatz. Vor einem etwas heruntergekommenen, dessen Mauerwerk ebenso wie das Dach im Laufe der Jahrhunderte eingesackt war, blieben sie stehen. Der Blick aufs Klingelschild gab letzte Gewissheit: Prof. Claudia Metzger.
    Jetzt mussten sie nur noch irgendwie ins Haus gelangen. Klaus wandte einen alten Einbrechertrick an: Mit einer Telefonkarte stocherte er im Türschlitz herum.
    Hubertus fühlte sich überaus unwohl: »Klaus! Das ist Einbruch. Ich dachte, wir befragen nur die Nachbarn!«
    Sein Freund winkte mit der einen Hand ab, mit der anderen bearbeitete er die Tür. Doch die ließ sich einfach nicht öffnen. Und außerdem: »Grüß Gott, die Herren«, kam es aus dem Hintergrund. Ein älterer Mann mit schwarzem Anzug und Stirnglatze stand plötzlich hinter ihnen: der Dekan!
    »Scheiße«, kam es Klaus über die Lippen. Sie standen nun dicht aneinandergedrängt mit dem Rücken zur Tür, sodass dem Gottesmann der Blick auf die Telefonkarte versperrt war, die immer noch im Türschlitz steckte. Hubertus fühlte sich wie ein Ministrant, der einen Streich ausgeheckt hat.
    »Herr Dekan tut es auch«, antwortete der. »Sind Sie auf Entdeckungsreise in unserem schönen Städtchen?« Er hatte die Hände hinter dem leicht gebückten Rücken verschränkt und blickte sie mit einem strengen, fast schulmeisterlichen Lächeln an. Aber allein der durchdringende Ton seiner Stimme war schon Respekt einflößend.
    »Wir haben gehört, dass hier ein Haus zum Verkauf steht.« Hubertus fiel auf die Schnelle nichts Besseres ein.
    »So, so! In der Tat: Einige Häuser stehen zum Verkauf. Aber seien Sie vorsichtig, denn der Teufel liegt im Detail.« Der Dekan war ein alter Villinger, und als solcher kannte er den mittelalterlichen Stadtkern in- und auswendig, der sich im Laufe der vergangenen zweihundert Jahre doch sehr verändert hatte. Zwar war das alte kreuzförmige Stadtbild noch intakt, doch vieles vom ursprünglichen Villingen war vor allem im 19. Jahrhundert von den Bürgern selbst abgebrochen worden. Von Denkmalschutz hatte man damals noch keine Ahnung gehabt.
    »Darf ich mal?« Der Dekan machte Anstalten, zwischen Hummel und Riesle hindurchzuwollen. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als den Weg auf die Tür und die Telefonkarte freizugeben. Doch zu ihrer Überraschung folgte kein Tadel. Vielmehr legte der Dekan an die Telefonkarte Hand an, und mit einer schnellen Handbewegung – »schnapp« – war die Tür offen.
    »Das nächste Mal sollten Sie vorher vielleicht den Eigentümer fragen, wenn Sie ein Haus besichtigen wollen.« Der Dekan grinste jetzt spitzbübisch.
    Hummel und Riesle waren stumm vor Erstaunen.
    »Wissen Sie – ich war mal Pfadfinder. Die Tricks haben sich kaum verändert.« Und dann: »Wann sehe ich Sie denn wieder mal im Münster, Herr Hummel?«
    »Äh … nächsten Sonntag«, antwortete Hubertus verlegen. Eigentlich blieb ihm nichts anderes mehr übrig. Und Didi Bäuerle anzuschwärzen getraute er sich jetzt auch nicht mehr.
    Der Dekan gab beiden die Hand und ging in Richtung Pfarramt davon. Irgendwie war er zu beneiden, denn von seinem Arbeitszimmer aus hatte er eine schöne Sicht auf den Münsterplatz und die schön verzierten Zwillingstürme.
    Hubertus und Klaus verschwanden im dunklen Flur des Altstadthauses. Dem Klingelschild nach zu schließen, war Claudias Wohnung im ersten Obergeschoss. Sie nahmen die engen Stufen; Hubertus musste bei der weit herunterhängenden Decke achtgeben, sich nicht den Schädel zu stoßen. Klaus passte gerade so hindurch.
    Im ersten Stock fanden sie zwei Türen – trotz fehlender Schilder war unschwer zu erkennen, welche zu Claudias Wohnung gehörte, denn ein Siegel mit dem Polizeistempel klebte an einem der Schlösser. Sollten sie einen neuerlichen Einbruchsversuch wagen?
    Klaus wollte gerade wieder nach der Telefonkarte in seiner Geldbörse kramen, doch Hubertus hielt ihn zurück. »Wenn uns jemand dabei erwischt, sind wir endgültig dran. Der Kommissar wartet doch nur darauf, unsere Ermittlungen zu behindern. Lass uns jetzt lieber mal bei den Nachbarn klingeln und die fragen«, schlug er vor.
    Doch niemand war um diese Zeit zu Hause. Deshalb versuchten sie, hinters Haus zu gelangen – vielleicht gab es ja dort noch Spuren zu entdecken. Hubertus war erleichtert, denn die Verbindungstür war offen. Sonst hätte sich Klaus vermutlich noch weiter als Türknacker betätigt.
    Sie betraten den

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