Morgengrauen
beseitigen?«
»So eine Unverfrorenheit!«, kam es von der Seite. »Machen Sie, dass Sie sofort das Büro verlassen!«, schrie Irene hysterisch. Ihr Gesicht war rot angelaufen.
»Beruhige dich, Schatz. Jede Aufregung schadet doch dir und dem Kind.« Dann richtete er sich wieder an Hummel und Riesle: »Gehen Sie jetzt bitte!«
»Also gut, aber die Polizei und den Rektor wird diese Geschichte sicher interessieren«, drohte Klaus im Hinausgehen. Er hatte schon den Türgriff in der Hand.
Frank wirkte unschlüssig. Dann sagte er: »Moment. Warten Sie. Irene, könntest du den Herren ausnahmsweise einen Kaffee zubereiten?«
Hubertus und Klaus drehten sich um und folgten seiner Aufforderung, sich zu setzen. Irene verließ mit beleidigter Miene das Zimmer und ging nach nebenan. Die Verbindungstür ließ sie allerdings offen stehen.
»Sie sind gut informiert«, setzte er dann an. »Ein Kollege hat mich angeschwärzt. Ich bin ihm«, er wirkte nun wieder selbstsicherer, ja arroganter, »wohl eine Spur zu erfolgreich. Dessen Spezialität ist auch weniger die Wissenschaft als vielmehr die Diffamierung.«
»Wo ist denn dieser Kollege jetzt?«, fragte Klaus.
»Unerreichbar. In Südostasien«, antwortete Frank Jauch. »Vorgestern geflogen.«
»War er auch auf dem ›Spring Break‹?«, wollte Klaus wissen, um ganz sicherzugehen.
Frank Jauch nickte. Dann blickte er die beiden Detektive an: »An der Sache ist wirklich nichts dran. Und mit Verena hat das Ganze schon gar nichts zu tun.«
Doch Klaus insistierte: »Um uns das zu sagen, haben Sie uns aber sicher nicht zurückgerufen. Können Sie uns irgendwelche Angaben über die Morde an Verena Böck oder Claudia Metzger machen?«
»Ich habe mit den Todesfällen nichts zu tun. Das müssen Sie mir glauben.«
Er hielt kurz inne, beugte sich nach vorn und stützte seinen Kopf auf die rechte Hand. Er schien seiner Strategie plötzlich nicht mehr sicher zu sein. Was half wohl bei diesen beiden Typen? Eine Drohgebärde oder eher ein verständnisvolles Miteinander? »Ich kann Ihnen in den Todesfällen nicht weiterhelfen. Und ich möchte mir nicht mein Leben durch falsche Vorwürfe zerstören lassen. Also muss ich Sie bitten, diese lächerliche Geschichte mit der Dissertation für sich zu behalten«, sagte er.
»Berichten Sie uns über Ihr Verhältnis zu Verena während der letzten Monate«, forderte ihn Klaus auf.
»Zwischen Verena und mir war es aus. Natürlich war sie sauer auf mich. Aber glauben Sie, ich bringe sie deshalb um?«
»Die Dissertation wäre aber schon ein guter Grund gewesen«, unterbrach ihn Hubertus.
»Ich habe ein Alibi. Zur Mordzeit war ich mit meiner Lebensgefährtin zu Hause. Außerdem soll der Mörder ja Kratzspuren davongetragen haben. Die habe ich nicht. Die Polizei war deshalb schon bei mir – auch habe ich freiwillig eine Speichelprobe abgegeben.«
»Sie könnten aber zum Mord angestiftet haben«, konterte Hubertus.
Es klopfte an der Tür. »Hallo, Frank«, sagte ein gut gekleideter Enddreißiger. »Kannst du mir ein ganz bestimmtes Buch leihen?« Den Mann, der nun ins Büro eintrat, kannten sie: Bernd Bieralf.
»Klaus! Was macht ihr denn hier?«, fragte er.
»Ach, du kennst die Herren Detektive?«
Riesle war das gar nicht recht. Auch Bieralf schien einigermaßen überrascht, versuchte sich dann aber dahingehend nützlich zu machen, indem er sagte: »Du kannst ihnen vertrauen, Frank. Sie arbeiten seriös.« Er verabschiedete sich rasch.
Frank sagte etwa eine Minute lang gar nichts, ehe er sich zur Seite beugte, die Schreibtischschublade öffnete und etwas herauszog. Er schob ein längliches Buch über den Tisch. »Das ist Verenas Tagebuch«, klärte er auf.
»Und was hat das bei Ihnen im Schreibtisch zu suchen?«, fragte Klaus.
»Irene hat es mir am Morgen nach dem Mord an Claudia gebracht. Sie hat ihr Büro neben dem der getöteten Frauen. Und das stand offen. Jemand war über Nacht eingebrochen.«
Das überraschte Klaus und Hubertus nicht wirklich. »Ja und?«, setzte Hummel nach.
»Irene hat das Tagebuch auf dem Boden neben Claudias Schreibtisch gefunden. Sie hat es an sich genommen. Vermutlich beging sie damit einen großen Fehler. Sehen Sie es sich mal genau an.«
Die Aufforderung war überflüssig, denn Klaus blätterte bereits darin.
»Einige Seiten wurden herausgerissen …«, fuhr Frank fort.
»… und auf anderen Seiten stehen sehr interessante Andeutungen über Ihr Verhältnis zu Frau Böck«, unterbrach ihn Klaus. »Fast kein
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