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Morgengrauen

Morgengrauen

Titel: Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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entfernten Ort, der einst durch seine Harmonikaproduktion weltberühmt geworden war, hatte er einen Artikel anlässlich der Verabschiedung und Pensionierung des Leiters des Polizeipostens geschrieben. Mit diesem hatte er ein angeregtes Gespräch über Kriminaltechnik geführt. Vielleicht könnte der ja weiterhelfen. Wie hieß er doch gleich … Pfister, wie so viele Trossinger. Genau: Herbert Pfister.
    Mittlerweile hatte Klaus den Kadett vor dem Haus der Hummels geparkt.
    Hubertus war jetzt im Redefluss: »Du sagtest, beide Frauen seien ähnliche Typen gewesen. Ähnlich alt, ähnliche Haarfarbe, selber Arbeitgeber. Da gibt’s nur eines« – er schloss die Haustür auf –, »wenn die Morde mit diesem Inserat zu tun haben, dann geben wir eben auch eine Anzeige auf und schauen, wer darauf antwortet.«
    Klaus runzelte die Stirn, ehe er sich am Küchentisch niederließ. »Und einer von uns verkleidet sich als brünette Frau und trifft sich mit den Interessenten? Du spinnst doch!«
    »Hast du einen besseren Vorschlag?«, fragte Hummel, holte ein Mineralwasser aus dem silberfarbenen Kühlschrank und goss Riesle sowie sich ein.
    »Vielleicht sollten wir diesen Frank beschatten – oder den Besoffenen von der Fete suchen …«
    »Wo warst du denn, Schatz?«, ertönte die Stimme, die Hubertus immer noch betörte. Elke kam zur Terrassentür herein. Sie hatte eine dreiviertellange weiße Stoffhose und ein T-Shirt an. Ihre Haare wehten im Durchzug. Offenbar hatte sie sich gerade im Garten gesonnt. Die Sommersprossen auf ihrer Nase leuchteten deutlicher als sonst. Auch die hatte Martina von ihrer Mutter. Apropos: Aus dem oberen Stockwerk hörte Hubertus die Stimme seiner Tochter.
    »Hubertus, wir sehen uns kaum mehr«, sagte Elke vorwurfsvoll. »Das muss sich ändern.«
    Dieser blickte zu Boden. Klaus hingegen rief: »Das wird sich ändern, Elke! Du wirst uns nämlich helfen!«
    Elke schaute verwirrt. Hubertus hatte jedoch begriffen, worauf sein Freund hinauswollte. »Du meinst, dass Elke …?«
    »Schlanke, attraktive Brünette, intellektuell und mit etwas Wohlwollen Ende dreißig«, grinste Klaus.
    »Oh, danke«, strahlte Elke, die das »mit etwas Wohlwollen« überhört hatte. »Aber was hat das denn mit mir …«
    »Glaubst du, ich lasse meine Frau Kontaktanzeigen aufgeben?«, fragte Hubertus empört. »Wo leben wir denn?«
    Drei Minuten später war Elke eingeweiht – und nicht nur das. Sie erklärte sogar ihre Einwilligung. Schließlich wollte sie mehr an Hubertus’ Leben teilnehmen – sie hatte erst jüngst gelesen, dass dies der Schlüssel zu einer erfüllten Partnerschaft sei. Außerdem tat ihr Kerstin leid: Zwei Bekannte von Riesles Freundin waren unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Und schließlich, so betonte sie zu Hubertus’ Kopfschütteln: »Ich bin mir sicher, der Mörder ist letztlich auch nur ein armer Mensch, der seine innere Mitte wiederfinden muss. Dabei will ich ihm helfen.«
    Klaus war begeistert – allerdings nur, bis Elke sich selbst ihren Anzeigentext ausgedacht hatte: »Vegetarierin, meditationserfahren, Waage, sucht geistig anregenden Austausch.«
    Nur mit Mühe konnte Klaus ihr erklären, dass es darum gehe, einen möglichst identischen Anzeigentext wie den von Verena Böck aufzugeben. Denn nur so könne man nämlich auf eine ähnliche Antwort hoffen und dessen Verfasser genauer unter die Lupe nehmen.
    Noch immer gefiel Hubertus die Sache nicht. Gerade als er wortreich die drohenden Gefahren und moralischen Bedenken vortragen wollte, fiel sein Blick auf einen kleinen Zettel auf dem Küchenboden – offenbar ein Beipackzettel zu einem Medikament. Hubertus hob ihn auf und überflog ihn: »Wenn sich im rechten Fenster innerhalb von drei Minuten ein rosafarbener Strich bildet, liegt eine Schwangerschaft vor«, las er. Dann schaute er fassungslos Elke an. Konnte es sein, dass …
    Möglich, aber nicht unbedingt wahrscheinlich, immerhin war Elke vor nicht allzu langer Zeit fünfundvierzig geworden. Aber dann?
    »Schatz, weißt du …«, sagte Elke. »Martina …«
    Doch Hubertus hörte ihr nicht mehr zu. »Martina!«, rief er und stürmte die mit braunem Läufer ausgelegte Treppe hinauf – zwei Stufen auf einmal. Er riss die Tür zum Zimmer seiner Tochter auf: niemand. Dann lief er zum Bad.
    Martina stand am Waschbecken neben Didi Bäuerle und begutachtete ein etwa zehn Zentimeter langes Plastikstäbchen.
    Hubertus schaute nur seine Tochter an: »Ja oder nein?«
    Auch Klaus und

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