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Morgengrauen

Morgengrauen

Titel: Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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Geburtstagsgeschenk – von Kollegen, die auch schon als Mitfahrer unter Klaus gelitten hatten.
    Endlich legte – oder vielmehr knallte – Riesle den Hörer auf. »Sollen die sich doch auf dem Münsterplatz öffentlich die Köpfe einschlagen«, schimpfte er.
    Die Freunde hatten jetzt Wichtigeres zu besprechen: die Mordfälle und die Anzeige. Diese hatten sie nun fast im gleichen Wortlaut wie jene von Verena Böck aufgesetzt – für die Printausgabe ebenso wie für den Onlinebereich des Kuriers , eben genauso wie bei der Ermordeten.
    Elke hatte noch auf ein paar kleinen Änderungen bestanden, doch der Text, den sie in der Geschäftsstelle unter Chiffre VL – 04887 aufgaben, konnte sich sehen lassen: »Brünette attraktive Frau, Ende 30, Waage Aszendent Zwilling, meditationserfahren, geistvoll, sucht sportlichen, einfühlsamen, intelligenten Partner«.
    »Huby, lass uns noch einen Happen essen gehen«, schlug Klaus vor, holte rasch sein Handy aus der Redaktion und verabschiedete sich von seinen Kollegen.
    Hastig bissen sie einige Minuten später in einen Fleischkäswecken, während sie durch das idyllische Rietviertel mit seinen bunten Altstadthäuschen schlenderten.
    »Übrigens habe ich mit Hauptkommissar Pfister Kontakt aufgenommen«, verkündete Riesle mit wachem Blick.
    »Wer ist denn das nun schon wieder?«, fragte Hubertus mit halb vollem Mund.
    »Hatte ich dir doch erzählt. Ein pensionierter Hauptkommissar aus Trossingen. Über den hab ich mal ’ne Geschichte gemacht …«
    »Und?«
    »Der ist Feuer und Flamme für unsere Ermittlungen und würde uns kriminaltechnisch gerne behilflich sein – allerdings unter der Bedingung, dass niemand davon erfährt. Kommissar Müller mag er zwar auch nicht. Aber dennoch kann er natürlich seinen Kollegen nicht offiziell ins Handwerk pfuschen. Ich glaube, Pfister langweilt sich in seinem Ruhestand ein bisschen. Hab ihm den Brief schon heute Morgen vorbeigebracht. Rufe ihn morgen wieder an und frage ihn, wie viele Fingerabdrücke er darauf gefunden hat.«
    »Und wie sollen wir dann weiter vorgehen?«
    »Hab schon alles durchdacht«, verkündete Klaus mit stolzer Miene. »Die Kripo hat zwar den Vorteil, dass sie die Täter-DNA hat. Sie hat aber nicht den Brief und damit vielleicht den Fingerabdruck des Mörders. Einer der Abdrücke müsste ja von dem stammen.«
    »Stimmt! Aber wie können wir ihn damit dingfest machen?«, fragte Hubertus.
    »Ganz einfach«, entgegnete Klaus. »Wenn Elke sich mit verdächtigen Personen trifft, geben wir ihr ein Stück Papier mit. Das soll sie denen dann unter irgendeinem Vorwand in die Hand drücken und so die Fingerabdrücke nehmen. Pfister soll sie dann abgleichen …«
    Hubertus hatte noch Bedenken: »Ich finde es aber grundsätzlich nicht gut, dass wir Elke in solche Gefahr …«, setzte er gerade wieder zum Vortrag an, wurde aber unterbrochen.
    Für eine Gestalt, die gerade aus einem italienischen Feinkostladen kam, war Hummels Frau genau das richtige Stichwort.
    »Wie geht es denn meiner lieben Elke?«, fragte Stadtrat Schulz, der mit einem eleganten weißen Hut und einem Zigarillo im Mundwinkel vor ihnen stand. Er trug ein weites Seidenhemd. Auch er war immer bemüht, seine figürlichen Probleme zu kaschieren. Schulz schien stets dann aufzutauchen, wenn man ihn nicht gebrauchen konnte. Bei Recherchen in einem Bordell hatten sie ihn ebenso schon getroffen wie vergangenen Winter auf dem Weihnachtsmarkt, als Schulz versucht hatte, mit Elke anzubandeln. Damals hatte sie noch von Hubertus getrennt gelebt.
    »Bestens! Bestens! Auf Wiedersehen!«, trompetete Hubertus kurz angebunden, nahm Klaus am Arm und zog ihn am Schatten spendenden hohen Franziskaner-Konzerthaus vorbei. »Der hat uns gerade noch gefehlt«, zischte Hummel.
    Am »Mäuerle« beim sonnenüberfluteten Osianderplatz des Franziskaner-Museums rauchten und schwatzten ein paar Acht- oder Neuntklässler in viel zu schlabberigen Hosen. Hubertus schaute nicht hin. Möglicherweise war wieder mal einer seiner Schüler dabei. Im allzu überschaubaren Städtchen traf man meist gerade die, die man nicht treffen wollte.
    Als sie in die Kanzleigasse einbogen – Hubertus machte sich nun über das zweite Brötchen her –, fragte Klaus: »Und, Opa Hummel, hast du schon mit Didi über die Aussteuer verhandelt?«
    »Falsches Thema«, brummelte Hubertus kauend, um gleich die Aufmerksamkeit auf ein anderes zu lenken: »Das Haus da vorne muss es sein, direkt gegenüber vom neuen Rathaus.«

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