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Morgengrauen

Morgengrauen

Titel: Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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eingeschlagen. »Logisch denken hilft! Natürlich in Titisee. Die Betonung liegt auf See.«
    Ihre Hoffnung, die Straße in dem weithin bekannten kleinen Örtchen schnell zu finden, zerschlug sich allerdings. Obwohl Titisee nur 2200 der insgesamt fast 12 000 Einwohner der Gemeinde stellte, glich eine Fahrt durch das ehemalige »Vierthäler« einer Odyssee. Autoschlangen, Einbahnstraßen und überall Touristen, die arglos die Straßen belagerten. Besonders die Promenade am Ufer um die zahllosen Andenkengeschäfte, weshalb Klaus sich echauffierte: »Die laufen ja alle mitten auf der Fahrbahn rum. Unverschämtheit!«
    »Das ist ’ne Fußgängerzone, falls du schon mal was davon gehört hast«, klärte ihn Hubertus auf. Aber eigentlich war ihm das jetzt egal: »Los, fahr schon zu!
    Klaus tat, wie ihm geheißen. Da die Uferpromenade die Verlängerung der Seestraße war und der Schwarzwälder an sich, wie er erläuterte, ein logisch denkender Mensch, war er sich sicher, dass sich am anderen Ende die Seebachstraße befinden müsse: »Wo ein See ist, ist auch ein Seebach.«
    Nachdem sie die Tretboote, Souvenirstände und Schimpftiraden der Flanierenden aus aller Herren Länder hinter sich gelassen hatten, tauchte linker Hand tatsächlich das gesuchte Sträßchen auf. Die Nummer 3 war nicht schwer zu finden. Das kleinste Haus mit brauner Schindelfassade und verträumtem Steingärtchen davor war es.
    Hubertus war erleichtert: Das Taxi stand vor dem Häuschen.
    Sie klingelten.
    Ein bulliger älterer Herr mit Bauchansatz und Glatze sowie ergrautem Haarkranz öffnete nach dem dritten Klingeln die Tür. Seinen Augen nach zu schließen hatte er gerade geschlafen.
    »Daag«, kam es ihnen entgegen. Viel mehr war aus dem wortkargen Mann auch zunächst nicht herauszubekommen.
    »Wo haben Sie Ihre letzten Fahrgäste hingebracht?«, fragte Hubertus hektisch.
    »Jetzt erscht e’mol langsam«, entgegnete der.
    Hummel riss der Geduldsfaden. Er humpelte mit seinem verbundenen Fuß auf den Taxifahrer zu, packte ihn an den kräftigen Oberarmen und schüttelte ihn. »Sagen Sie uns jetzt, wo Sie die Fahrgäste hingefahren haben! Meine Ehefrau saß in dem Wagen. Und wenn Sie jetzt nicht reden, dann sind Sie vielleicht schuld an ihrem Tod! Denn der andere war vielleicht ein Mörder!«
    Der Taxifahrer schaute verdutzt, doch Hubertus’ Gefühlsausbruch schien ihn überzeugt zu haben. Denn er bat sie in die alte Wohnstube, wo sie auf einer hölzernen Bank vor einem alten Kachelofen Platz nahmen.
    »Also, i hab den Mann in Ditisee am Ba’hof abg’holt und ihn dann zum Schluchsee g’fahre. Dort isch die Frau ei’g’stiege. Sie wollte spaziere gehe. In Aha han’ i sie dann abg’setzt …«
    »A ha … äh … in Aha also«, notierte Klaus. »Können Sie uns den Mann beschreiben?«
    »Der hät än große Hut auf g’hät.«
    Hubertus zappelte wieder ungeduldig. Das hatten sie ja nun auch schon gemerkt.
    »Also vo dem hät mer gar nit so viel g’sehe. Aber i’schätz mol, der war so um die fünfzig. Er hät än Bauchansatz und ä weng fleischige G’sichtszüg g’hät.«
    »Ist Ihnen sonst noch etwas aufgefallen?«, fragte Klaus weiter.
    »Jo. Also i hab jo uf die zwei warte müsse. Und nach zwanzig Minute hab i sie noch Villinge g’fahre. Do habet die kei Wort mehr g’schwätzt. Und vorher hät er doch g’schwätzt wie ä Buech und Süßholz g’raschpelt.«
    »Und wo haben Sie die beiden hingefahren?«, wurde Klaus weiter hellhörig.
    »In die Stroß, die noch Unterkirnach führt, wie heißt die doch glei?«
    »Kirnacher Straße«, kam endlich wieder ein Lebenszeichen von Hubertus.
    »Jo, genau!«
    »Und wo da?«, setzt Klaus nach.
    »An d’ Pforte von so ’nem Gelände. I’ glaub, des ware mol Kaserne.«
    »Wo genau?«
    »Ha, stadteinwärts rechts.«
    »Also die ehemalige Welvert-Kaserne. Hubertus, dort müssen wir nach Elke suchen!«
    Hubertus dachte nach: Kaserne? Franzosen? Vielleicht war der Täter ein ehemaliger französischer Soldat. Er kannte jedenfalls keinen.
    Oder doch?

25. ZWISCHEN PFÜTZEN UND WELLBLECH
    Von den vielen Schlaglöchern war plötzlich nichts mehr zu sehen. Sie hatten sich in Sekundenschnelle mit Wasser gefüllt, als der Platzregen auf dem vormaligen Exerzierplatz der Welvert-Kaserne niedergegangen war.
    Hubertus und Klaus schlichen vorsichtig über die rutschigen Pflastersteine des ehemaligen Franzosenareals, das sich etwa einen Kilometer von der Villinger Innenstadt entfernt befand. Das Auto hatten sie

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