jede Menge Spuren«, widersprach Elke und streckte Hubertus ihr Glas hin. Der schenkte ein.
»Und woher bitte nimmst du deinen Optimismus?«
Elke prostete Hubertus zu und zeigte auf einen Stapel Papier, der auf dem Gartentisch lag. Sie nahm das oberste der gefalteten Blätter und drückte es Hubertus in die Hand.
»Ich war heute noch mal beim Kurier . Achtzehn weitere Zuschriften.« Sie betrachtete das Weinglas und dessen rubinrot schimmernden Inhalt und zog dann ihre Nase kraus. Diese Angewohnheit liebte er. Doch über ihre Bedeutung war sich Hummel bis heute nicht so recht im Klaren.
Er nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Glas, doch nach dem Bistrobesuch und der anstrengenden und vor allem feuchten Verfolgungsjagd im Aquasol ließ seine Feinmotorik etwas zu wünschen übrig. Ein paar Spritzer landeten auf dem Brief, den er auf seinem Schoß liegen hatte: »Verdammt!«
Hummel betrachtete das Papier genauer. Es war blutrot wie die Farbe des Weins! Er las: »Deine Worte waren für mich wie das Licht in der Finsternis, wie eine Rose an einem trüben Wintertag.«
Der Spruch kam ihm irgendwie bekannt vor.
24. SCHLUCHSEE
Hubertus blätterte ungeduldig in einem Prospekt der Touristeninformation Schluchsee. Mittlerweile konnte er die Sätze und Daten der Hochglanzhefte fast schon auswendig herunterbeten: Die Gemeinde Schluchsee lag 930 Meter über dem Meer, hatte 2500 Einwohner und bis zu 750 000 Übernachtungen pro Jahr. Der See war ursprünglich ein Gletschersee gewesen, durch eine Staumauer 1928 zum größten Schwarzwaldsee aufgestaut worden, siebeneinhalb Kilometer lang, eineinhalb Kilometer breit, Wassersportzentrum des Schwarzwalds und, und, und.
Klaus hatte ebenfalls seine Nase in eine der Broschüren gesteckt. Doch so recht konnten auch ihn die Lobeshymnen auf die Schönheit des Südschwarzwalds nicht fesseln wie das, was sich gerade draußen auf dem Kirchplatz in Schluchsee abspielte.
Dort stand Elke in der glühenden Mittagshitze inmitten von bummelnden Touristenscharen und ließ nervös ihre hellbraune Handtasche hin und her baumeln. Sie trug ihre weiße Dreiviertelhose, eine blaue Bluse, war auch heute wieder dezent geschminkt und wartete gerade auf ihre Verabredung.
Eine der letzten Zuschriften hatte Anlass zu der Annahme gegeben, dass es sich bei dem Absender um einen weiteren Verdächtigen handelte: Das Papier, die Diktion, die Schrift und die Tatsache, dass der Mann weder Telefonnummer noch Adresse angegeben hatte, schienen durchaus verdächtig zu sein. Am Schluss des Briefes stand nur eine nebulöse Aufforderung, das Unbekannte zu wagen und sich mit ihm, Rupert, am Samstag um sechzehn Uhr auf dem Kirchplatz in Schluchsee zu einer Fahrt durch den Schwarzwald zu treffen. Der Mann schien sich seiner Wirkung auf Frauen bewusst zu sein. »Solltest Du aus wichtigen Gründen verhindert sein, sende mir bitte eine Mail an
[email protected]«, hatte in dem Brief gestanden.
Erkennungszeichen sollte ein rotes Halstuch sein, das sich Elke auch brav umgebunden hatte. Doch ihr Blick verriet, dass sie nicht nur vom gleißenden Licht der Höhensonne geblendet war, sondern sich in ihrer gebräunten Haut nicht so recht wohlzufühlen schien. Wer würde wohl auftauchen? Wieder jemand wie Pehar? Sie war fast so aufgeregt wie bei einem echten Rendezvous.
Auch Hubertus stand unter Hochspannung und hätte die Operation am liebsten abgebrochen. Immer wieder fragte er Klaus nach der Uhrzeit und blätterte weiter nervös in dem üppigen Informationsmaterial.
Noch zwei Minuten.
»Darf ich Ihnen helfen?«, fragte eine freundliche ältere Dame mit Dutt hinter dem Tresen, die Klaus und Hubertus ob ihrer bunten Sommerhemden und Fotoapparate um die Hälse offenbar für Touristen hielt. Als solche hatten sie sich ja getarnt – offensichtlich etwas zu auffällig.
»Äh … können Sie uns vielleicht ein gutes Hotel in Schluchsee empfehlen?«, entgegnete Klaus etwas verlegen.
»Also, das kommt ganz darauf an, was Sie bezahlen möchten: Da gibt’s das ›Vier Jahreszeiten‹, das ›Hotel Schiff‹, ›Parkhotel Flora‹, ›Haldenhof‹, ›Berghotel Mühle‹ …«, ratterte sie herunter.
Doch an den Freunden prallte der Redefluss ab. Sie starrten immer wieder nach draußen, wollten Elke für keinen noch so winzigen Moment aus den Augen lassen. Schließlich hatten sie mit ihr verabredet, dass sie ihr folgen würden, sobald die Verabredung eintreffen sollte.
Als die Mitarbeiterin der Touristeninfo gerade bei der