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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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Schärfe selbst jenen von Liszendir übertraf.
    „Wenn du den Dicken erwischt hast – werden wir dann in deine Heimat zurückkehren, zu den Wilden-die-ein-Volk-sind? Und willst du mich, einen Zlat, für alle Zeiten? Hast du niemanden, nach dem du mehr verlangst?“
    „Wirklich nicht!“
    „Es ist schwer für mich, das zu begreifen – deine Welt. Ich werde nicht wissen, wie man sich benehmen muß.“
    „Ich werde es dir zeigen, und du wirst dich dann so verhalten können, wie du magst. Willst du das?“
    „Würdest du mir vorschlagen, allein dorthin zu gehen, so würde ich nein sagen. Mit dir aber will ich gehen und auch bleiben. Habe keine Furcht! Mein Entschluß ist derselbe wie der deinige. Ich fühle und empfinde etwas für dich, von dem ich glaubte, daß es kein Lebewesen dieser Welt erfahren könnte. Aber ich muß dich etwas fragen.“
    „Frag nur, Usteyin.“
    „Bitte verlange nicht von mir, daß ich die Haare an meinen Beinen entferne. Es ist ein Zlat-Merkmal, das von allen am höchsten geschätzt wird. Ich werde mich bedecken, so wie es bei euch Brauch ist – so komisch mir das auch vorkommt. Eure Frauen denken doch auch, daß sie schön sind, und zeigen es. Oder dürfen sie auch nur Teile davon zeigen? Würdest du vielleicht deine Kopfhaare abschneiden wollen?“
    „Nein, du kannst so bleiben wie du bist. Inzwischen gefällt es mir.“ Er streichelte das feine, seidige Haar an ihren Unterschenkeln und Fußgelenken. Er mußte sich eingestehen, daß er in der Tat großen Gefallen daran gefunden hatte. Während er so versunken dasaß, bemerkte er plötzlich, daß sie ihn schüchtern und erwartungsvoll anschaute.
    „Komm näher zu mir, ich will noch ein wenig an dir herumknabbern!“ sagte sie mit weicher, wohlklingender Stimme. „Von allem, was wir bisher zusammen gemacht haben, ist das am schönsten.“
     
    So vergingen die Tage und Nächte, und er wurde ihrer nicht überdrüssig. Er entdeckte an ihr Seiten, geheime Winkel und Eigenarten, die er anfangs übersehen hatte und die sich jetzt wie das Wachstum einer Pflanze im Zeitraffer entfalteten. Doch der Tag kam, an dem Hatha zurückkehrte und mit ihm diese Zeit ein Ende nahm. Seine Ankunft wurde Han umgehend gemeldet. Es war Mittagszeit, und Hatha ließ ihn zu sich rufen. Han bat darum, Usteyin mitbringen zu dürfen, und zu seiner großen Überraschung hatte Hatha nichts dagegen einzuwenden; doch tat er dies mit einem zynischen Unterton, den Han verwirrend und bedrohlich fand.
    Liszendir wartete schon in der Halle, in der sie sich verabredet hatten. Han musterte sie. Sie machte einen müden, abgespannten und überarbeiteten Eindruck. Was auch geschehen sein mochte, sie war nahe an der Grenze ihrer Leistungskraft. Er glaubte nicht, daß es physischer Natur war, sondern irgendwie etwas, das tiefer ging. Der Zwang, mit den Kriegern zusammenarbeiten zu müssen, begann erste Auswirkungen zu zeigen. Und soweit er sehen konnte, wußte sie von all dem nichts, was er für sich in Erfahrung gebracht hatte. Ihre gegenwärtige Arbeit wurde dadurch noch drückender. Und außerdem: Sie hatte keine Usteyin. Nachdem sie gemeinsam gegessen hatten, ergriff Hatha als erster das Wort.
    „Ich stelle fest, daß du mit deiner neuen Freundin einige Wunder vollbracht hast. Selbst mir fällt es schwer, noch immer in ihr einen bloßen Besitz, ein Haustier oder ein Zuchtprodukt zu sehen. Du hast in einigen Tagen ungeschehen gemacht, wozu wir Tausende von Jahren gebraucht haben. Sie ist nun ein Mensch. Du wirst bald merken, was dieser Erfolg für dich bedeutet. Sie wird nie mehr zu den Zlats zurückkehren können, noch wird man ihr erlauben, sich einem von ihnen zu nähern. Sie weiß schon zuviel. Deinen eigenen Wissenshorizont kann ich gut überblicken, denn er entwickelte sich in einer irregeleiteten Gesellschaftsordnung – ihrer hingegen ist in seiner Art etwas Neues, Einmaliges und Besonderes. Ginge sie zurück, so würde sie sehr wahrscheinlich … äh … höchst unglücklich über ihr altes Zuhause werden.“ Es sollte eine Drohung und Warnung sein, aber an diesem Abend verfehlte sie ihren Zweck. Han ging dennoch darauf ein: „Da sind viele Dinge, die mich seit meiner Ankunft auf Morgenröte beunruhigen und beschäftigen.“
    „Einige sind überlegenswert, andere sind reinster Blödsinn“, spottete Hatha.
    „Darf ich dir ein paar Fragen stellen? Ich habe da einen leisen Verdacht. Wenn ich falsch liege, dann werde ich für immer den Mund halten; aber wenn ich

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