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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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betrübliche Feststellung: Die Klimaanlage arbeitete nur manchmal. Ab und zu nahm die Luft in der Zelle einen abgestandenen Geruch an, ein anderes Mal war sie voll merkwürdiger und eigenartiger Duftnoten. All diese Symptome verschlimmerten sich noch, je mehr Zeit verstrich. Han wurde zunehmend empfindlicher. Schließlich erreichte das Schlingern, Rü t teln und Stottern der Anlagen ihren Höhepunkt – dann war Stille.
    Kurz darauf erschien zu Hans großer Überraschung Liszendir am Fensterchen der Zellentür, schaute herein und öffnete die Tür. Sie trug einen großen Beutel über der Schulter, der – wie er richtig vermutet hatte – mit Nahrungskonzentratpillen gefüllt war, dazu eine alte r tümliche Armbrust und einen Köcher mit Pfeilen. A n scheinend für ihn gedacht – aber eine Armbrust? In e i nem Raumschiff? Dennoch nahm er sie voller Dankba r keit an. Als erstes spannte er die Waffe und lud sie mit einem der primitiven, aber tödlichen Eisenpfeile. Lisze n dir lächelte ungerührt und gefühllos.
    „Komm schnell! Sag jetzt nichts! Du wirst es nicht glauben, aber ich denke, wir können von hier entko m men. Wir sind auf Morgenröte gelandet.“
    Ein einzelner Wachposten tauchte an der Korridorecke auf, schaute verwirrt drein. Als er oder sie – Han war sich da nicht sicher – die beiden gewahrte, schoß Han gekonnt und ohne zu zögern. Der federgeschmückte Krieger sank getroffen zu Boden, und ein schwaches Knurren war alles, was er im Sterben von sich gab. Li s zendir warf Han einen Blick zu, aus dem er nicht so recht schlau wurde – als ob sie die Aktion billigte, nicht aber die Methode. Schließlich war sie es doch, die ihm die Waffe gebracht hatte und somit mußte sie auch damit rechnen, daß er sie gebrauchte – auch wenn sie es lieber nicht gesehen hätte.
    Han spannte und lud erneut, verfluchte dabei insg e heim jene Menschen, die einschüssige Waffen erfunden hatten; dann rannte er mit Liszendir den Korridor hinu n ter. Sie führte ihn durch ein Labyrinth von Röhren und Hallen, bis sie an einer Raumfähre waren, die genau j e ner ähnelte, mit der sie zum Schiff verfrachtet worden waren.
    „Kannst du sie fliegen?“ fragte sie.
    „Verdammt! Ich weiß es nicht. Alle Kontrollgeräte sind für Hände mit zwei Daumen, und die Beschriftung ist in ihrer eigenen Sprache.“
    „Eine alte Schreibweise. Wir haben dieses System vor langer Zeit benutzt. Ich kann es lesen. Mal sehen … ah, dies hier, es heißt hovgoroz. Eine Verbform. Kannst du dich an das Wort hovgoroz von deinem Sprachunterricht her erinnern?“
    „,Hinausgehen’, Verb der Bewegung – nicht schwer.“ Er drückte den Knopf, während er noch daran dachte, daß es auch Flucht bedeuten konnte; wie würde der M e chanismus in einem solchen Falle reagieren? Noch ei n mal wollte er nicht in den Weltraum geschleudert we r den. Aber nein, die Übersetzung war richtig. Vor ihnen öffnete sich ein Teil des Außenpanzers und gab den Blick nach draußen frei.
    Liszendir war noch immer damit beschäftigt, die A n zeigen und Instrumentenbeschriftungen zu entziffern. Schließlich deutete sie auf einige Hebel und Kurbelräder, die halb versteckt in der Konsole angebracht waren. „Dieser hier ist für die Geschwindigkeit, der hier, dieser Knüppel, für die Fluglage, jener da kontrolliert den Ve k tor. Und dieser komische kleine Knopf dient der gesa m ten Aktivierung.“ Sie drückte ihn selbst.
    „Halt dich fest“, sagte Han. Es gab kein Geräusch, aber die Fähre erhob sich weich vom Boden und schwe b te. Han kippte die Hebel der Reihe nach. Das Gefährt machte einen großen Satz in Richtung Rumpföffnung und schlitterte auf die Seite. Nur knapp verfehlten sie die Seitenkante des Portals. Schließlich hatte Han begriffen, welche Schaltungen er vornehmen mußte, um bei voller Fahrt die einzelnen Lenkmanöver durchführen zu kö n nen. Liszendir hielt sich noch immer fest, während Han alle Hände voll zu tun hatte, um das Boot unter Kontrolle zu bekommen. Dann war es endlich soweit – sie konnten nach draußen schauen, auf die Welt außerhalb des Schlachtschiffes, das mit seiner gewaltigen Masse hinter ihnen versank. Die Instrumente waren unmöglich exakt zu bedienen; sie waren klein, aber von großer Effektiv i tät. Das Fahrzeug reagierte unmittelbar, als gäbe es für die Fähre keine Trägheitsgesetze. Han vermutete ein di s kontinuierliches Gravitationsfeld.
    Sie traten in eine Welt, überflutet von hartem, grell gleißendem Licht.

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