Morgenrötes Krieger
Informationen zu sammeln.
Han richtete seine Aufmerksamkeit nun auf die umli e gende Gegend. Es war klar, daß sie sich weiter südlich befanden, denn der Winter machte sich mit strenger Kä l te deutlich bemerkbar. Überall in der zunehmenden Du n kelheit bestrich das restliche perlmuttfarbene Licht der weit im Norden stehenden Sonne die verstreut über der Ebene liegenden Zelte, Schuppen und verschiedenartigen Wohnkomplexe; eine Stadt, die eigentlich keine war – eher eine großflächige und bunt gemischte Ansammlung von Gebäuden; ein ungastlicher Ort, aus dem man als Ler sicherlich über Nacht unbemerkt verschwinden konnte. Er hatte keine Ahnung, wie die Menschen hier lebten.
Hatha griff seinen Gedanken auf. „Wir befinden uns auf der Pannona-Ebene. Wenn uns der Platz nicht mehr gefällt, so ziehen wir weiter – manchmal ein ziemlich weites Stück, manchmal auch nur einige Meilen. Einige bleiben an Bord des Schiffes, die anderen gehen zu Fuß. Natürlich haben wir überall in diesem Teil von Morge n röte feste Siedlungsplätze, und im Augenblick gefällt es uns hier ganz gut. Wir hängen an diesem Ort.“
„Ich muß zugeben, daß mich der Anblick stark beei n druckt“, meinte Han im Brustton der Überzeugung.
In der Dämmerung konnte man zwischen den schrägen blau- und purpurfarbenen Gebäudeschatten Leute beider Volksgruppen erkennen. Einige waren offensichtlich Krieger. Doch Genaueres war nicht festzustellen. Sie marschierten durch die Kälte hinüber zur Front eines u n auffälligen Gebäudes, dessen Größe und Umfang wegen der Dunkelheit und dem bescheidenen Erscheinungsbild der Vorderseite nicht auszumachen waren. Innen machte es den Eindruck einer Mischung aus Regierungs-, Mil i tär- und Verwaltungszentrale, wobei es nach hinten eine kaum zu schätzende Ausdehnung besaß und zu Hans Überraschung erstaunlich komfortabel ausgestattet war, wenn auch etwas spartanisch im Dekor.
„Dies hier“, meinte Hatha mit einer ausladenden G e ste, „sind meine Privatgemächer. Wir werden euch zwei vorerst in meiner unmittelbaren Nähe unterbringen – sp ä ter könnt ihr euch auf Dauer einrichten.“
„Steht das ganze Lager unter deinem Befehl?“ fragte Liszendir .
„Nein, durchaus nicht. Ich gehöre zur höheren Triade. Ich bin so etwas wie ein Außenminister. Ha! Ein Posten, den ich schon seit langem innehabe; in der Praxis jedoch bin ich schon seit Jahren nicht mehr auf einen bestim m ten Arbeitsbereich festgelegt.“
Hatha führte sie in einen kleinen Salon und bedeutete den Wachtposten unauffällig, sich zurückzuziehen. Han hatte den leisen Verdacht, daß sie dennoch in Reichweite blieben und beim kleinsten Zeichen seinerseits aus i r gendeiner Türöffnung springen würden. Hatha machte es sich im Sessel bequem, während Han und Liszendir st e henblieben.
„Wie ich schon sagte, wollen wir jetzt über das G e schäft sprechen. Setzt euch! Macht es euch bequem und fühlt euch wie zu Hause. Ich merke, daß die Bedingu n gen eures … äh … Dienstes vielleicht nicht ganz euren Erwartungen und eurem Ehrgeiz entsprechen. Aber der äußere Rahmen spielt keine Rolle. Wir tun, was wir kö n nen. Dasselbe erwarte ich von euch. Nun denn, ans Werk! Wir haben noch viel vor uns.“
Liszendir setzte sich in einen anderen dickgepolsterten Sessel. „Soweit ich das beurteilen kann, werde ich grau und alt sein, bevor ich all jenen hier die nötige Kamp f ausbildung beigebracht habe.“
„Nein, nein – nicht so! Nicht alle, nur eine kleine El i te. Ich glaube schon, daß du das meiste in einem Jahr schaffen kannst.“
„Selbst dann wäre es doch besser, zuerst einige Tra i ner auszubilden, die später den anderen ihr Wissen und Können weitergeben. Das Ganze käme schneller voran.“
„Du glaubst gar nicht, wie klein die Gruppe ist. Sie entspricht genau deinen Vorstellungen. Du weißt ja, wie gefährlich deine Waffen sind. Deshalb wünschen wir auch nicht, daß dieses Geheimwissen zu sehr die Runde macht. Nein, nein, nur eine kleine Gruppe. Ich werde sie dir vorstellen und deine Beurteilungen auf jeden Fall r e spektieren. Falls sie nicht geeignet sind, dann sag es r u hig! Ich bin ein Verfechter von Klassenprivilegien; kein Wunder übrigens, denn einer, der sie besitzt, würde wohl kaum anders reden. Nur wer sie nicht besitzt, schätzt sie gering! Ich beuge mich ganz dem Urteil von Erfahrung und Wissen. Freundschaft und persönliche Gunstbeze u gungen … nun, das sind recht angenehme Dinge, wenn
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