Morgenroetes Krieger
fürchten.
Klislangir Tlanh
Schon bald begann sich Han sowohl über Usteyin wie auch über Liszendir den Kopf zu zerbrechen. Falls seine Vermutungen stimmten oder auch nur zum Teil der Wirklichkeit entsprachen, so waren sie allesamt in großer Gefahr, größer noch als die, welche von Hatha ausging. Allmählich empfand er sogar für Hatha und die Krieger ein gewisses Maß an Mitleid. Sie waren in Wirklichkeit nur ein willfähriges Werkzeug – ihre Gefährlichkeit war dadurch zu einem großen Teil fragwürdig geworden.
Er stellte diese Überlegungen jenem Unglück und Leid gegenüber, das Hatha mit seinen ruhmlosen Überfällen verursacht hatte: die auseinandergerissenen Familien und Freunde, die Toten, die geringen Überlebenschancen hier auf Morgenröte. Und dann dieses Meteoritenbombard e ment, das in seiner abschreckenden Wirkung weit über das Maß üblicher Waffen für diesen Zweck hinausging. Aber bei Licht betrachtet waren sie dennoch nur gegen die Bevölkerung brauchbar – als eine Art Terrorwaffe. Dann dachte er an Avings kaltschnäuzige Bemerkung über das Lebenspotential, und natürlich an die Geschic h te der Zlats und all der anderen Klesh. Wenn er durch irgendeinen Zauber das restliche Universum vergessen könnte und alles aus der Sicht von Morgenröte zu beu r teilen hätte, so mußte er Liszendirs Verdammungsurteil zustimmen, die Krieger ihrem Schicksal überlassen und lediglich versuchen, nur die Menschen von diesem Plan e ten zu retten. Aber die Sachlage war völlig anders. Es gab da irgendwelche Schurken, die man zuvor außer G e fecht setzen mußte, denn er war überzeugt, daß sie – wer und wo sie auch immer sein mochten – die Mittel hatten, jede Art von Bedrohung durch die Krieger abzuwehren. Niemand würde Nuklearwaffen ohne Strahlenschutz zum Einsatz bringen – und die Manipulation einer ganzen Z i vilisation war gewiß noch gefährlicher und brisanter. Um zu tun, was notwendig war, brauchte er beide Raumschi f fe und Hatha auf seiner Seite. Zugleich mußte er es ohne Liszendirs Hilfe versuchen. Die Zeit drängte, denn er hatte von den Wachen das Gerücht vernommen, daß man ein neues, ausgedehnteres Abenteuer vorhatte und daß verstärkt Mannschaften rekrutiert und ausgebildet wu r den.
So machte er sich daran, Hatha in allen nur erdenkl i chen Ecken und Winkeln des Lagers aufzustöbern. Doch erfolglos. Weder von ihm noch von Liszendir eine Spur. Nachdem er den größten Teil des Tages mit Wachtposten und Angestellten vergeudet hatte, die entweder keine Ahnung hatten oder so taten, als ob sie nichts wüßten, fand Han schließlich einen von Hathas Untergebenen, der noch eine Spur von Eigeninitiative besaß und sich nach einiger Überredungszeit breitschlagen ließ, einen Lich t signal-Rückruf hinauszuschicken. Allerdings konnte er nicht versprechen, daß sie eine Antwort bekämen. „Der Anführer“, meinte er, „kommt und geht, wie es ihm b e liebt.“ Han knirschte ungeduldig mit den Zähnen; es würde vielleicht Tage dauern, bis man ihn fand, und für das, was er vorhatte, kam kein anderer in Frage. Die ü b rigen Ler-Krieger mißtrauten Han oder ignorierten ihn völlig – verständlich! Für sie war er, ebenso wie Usteyin, keine Person. Er war ein Haustier – nicht mehr und nicht weniger.
Niedergeschlagen kehrte er in die kleine Behausung zurück, wo er und Usteyin wohnten. Genau wie er es e r wartet hatte, saß sie bei seinem Eintritt still in der Ecke und erledigte ihr allmorgendliches Ritual. Zuerst kämmte sie sich ihr feines kupferfarbenes Haar, dann folgte ein kurzes Nickerchen. Er ging zu ihr hin und nahm neben ihr Platz. Wir werden noch einige Tage für uns haben, dachte er; und danach entweder noch viele weitere oder nicht einen einzigen mehr. Er berührte leicht ihr Haar.
„Zeig mir, wie man es macht.“ Er deutete auf den scheinbar viel zu kleinen Kamm, den sie mit viel G e schick zu handhaben wußte. Usteyin reichte ihn zögernd, mit einem verwunderten Ausdruck im Gesicht. Er fügte hinzu: „Ich werde dir dafür einige Dinge zeigen, von d e nen ich hoffe, daß sie dich glücklich machen. Andere …“
Hatha tauchte weder an diesem, noch am folgenden Tage auf. So hatten sie beide ausreichend Zeit, um sich über ihre Gefühle füreinander klar zu werden und diese zu vertiefen.
Jetzt, wo er längere Zeit mit ihr verbrachte, gewann er weitere Einblicke in ihre Wesensstruktur. Sie lernte schnell, schneller sogar noch, als er es anfangs für mö g lich
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