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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
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Anblick.“
    Als sie mit dem Essen fertig waren, gab Han ihr noch einen Becher heißes Bier, an dem sie mißtrauisch roch. Sie sagte: „Es ist die Magie des Volkes darin. Es ist ve r boten.“
    „Ich weiß. Es ist gut, und es ist für uns beide nicht länger verboten.“
    „Bedeutet das wirklich, daß du mich für dich selber behalten willst – für immer?“
    „Ja, falls du bleiben willst.“
    „Du würdest mich wählen lassen?“
    „Ja, nicht hier, aber in meinem eigenen Land. Du wirst dort frei sein, auch frei von mir, wenn du es wünschst – auch wenn es mir schwerfällt, dir dies anzubieten.“
    „Sei unbesorgt, ich werde eine solche Wahl nicht tre f fen, weder hier noch dort. Ich habe nur ein Leben zu l e ben; ich will nur eine Liebe – so wie diese. Es ist soviel mehr …“ Sie hielt inne und überlegte einen Moment lang. „Außerdem …“, sagte sie in einem plötzlichen A n flug von Scharfsinn, „noch sind wir nicht da . “
    „So ist es. Wir müssen abwarten. Erzähl mir nun von den Zlats – alles! Komm, wir machen es uns gemütlich.“
    Sie folgte ihm und setzte sich dicht neben ihn. Sie b e gann zögernd, so als verrate sie die allergrößten Gehei m nisse, bald aber tat das heiße Bier seine Wirkung, und die Geschichte kam in Fluß.
     
    Eigentlich war sie recht einfach. Nach ihrer Darstellung war am Anfang ein großes Chaos gewesen, in dem die Menschen genauso wild waren wie die anderen Kreat u ren. Dann kam das Volk – die Ler –, brachte die Dinge in Ordnung und begann mit ihrer Zucht. Es war eine zie m lich enge Welt, aber relativ sicher innerhalb ihrer Gre n zen. Sie wußte, daß es noch wilde Menschen gab, aber sie beneidete sie nicht. Sie hatte niemals eingehender darüber nachgedacht.
    Die Zlats waren natürlich die einzige Zucht, die sie gut kannte. Für Han klang es so, als wenn sie die am weit e sten entwickeltste sei. Aber selbst dann noch besaßen sie so wenig von dem, was man gemeinhin eine Kultur zu nennen pflegte, daß sie mit nichts zu vergleichen waren. Sie standen auf einem Niveau, das noch unter demjen i gen von Sklaven war. Auch fehlte ihnen jegliche Relig i on oder Subkultur. Indem man sie über Jahrtausende voneinander getrennt gehalten hatte, war ihnen die Mö g lichkeit genommen, etwas Derartiges zu entwickeln. Sie paarten sich nur dann, wenn man es ihnen erlaubte, ein i ge Tage zusammenzubleiben. Die übrige Zeit lebten sie sorgfältig voneinander abgeschirmt. Die Kinder wurden von ihren Müttern großgezogen, und nach einem gewi s sen Alter kamen die Jungen zu den männlichen Zuchtt y pen. Usteyin wußte über die Geschlechter und die Liebe der Eltern zu ihren Kindern; zudem hatte sie eine Menge Geschichten über die Beziehungen von Männern und Frauen gehört, doch sie entbehrten jeder Realität – es war eine Art Freizeitbeschäftigung.
    Diesem Zweck diente auch das kleine Spielzeug aus geflochtenen Drähten. Es war eigentlich ein Mechani s mus, der in einer fast unbegrenzten Anzahl möglicher Arrangements und Konfigurationen verändert werden konnte. Dieser Gestaltungswechsel, die Weise, wie das Licht darauf fiel, und die Bewegungen, mit denen sie es handhabte, waren die Grundelemente eines symbolischen Systems, das stark an einen Abakus erinnerte, ein S y stem, das Beziehungen, Emotionen, Ereignisse und Wü n sche als Realitäten kodierte. Sie konnte sich selbst eine unbegrenzte Zahl von Geschichten erzählen, wobei sie die realen Motive und Handlungsabläufe von anderen übernahm, die sie während der seltenen Kontakte ke n nengelernt hatte. Sie war sehr stolz auf ihr eigenes Gerät, denn sie hatte es in ihrer Jugendzeit selber hergestellt. Das Wort, das sie benutzte, war: „großgezogen“. Sie ha t te es großgezogen. Aber sie fürchtete es auch: „Man b e nutzt den ‚Geschichtensammler’ zu oft – der Geist wird süchtig danach. Man versinkt in den Drähten und Perlen; niemand, außer dir selber, kann dich dort wieder herau s bringen.“
    Das einzige, was sie außerdem tat und konnte, war e i ne ungewöhnliche Form der Handwebekunst. Ihre Decke war von einer Feinheit, wie sie Han zuvor noch nie ges e hen hatte. Es war sozusagen ihr einziger Besitz: Schutz, Zuhause und Bekleidung in einem.
    Sie kannte auch andere Klesh -Arten, aber nur vage und in groben Umrissen. Sie wollte noch mehr erzählen, aber sie wurde schläfrig, und wie die meisten ihrer Art verfiel sie wie eine ausgeblasene Kerze übergangslos in tiefen Schlummer. Han trug sie in das

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