Morgenroetes Krieger
Pallenber. Die Dinge hatten sich so zugespitzt, daß sie weder Zeit verlieren noch ein Risiko eingehen durften. Hatha hatte sich wieder gefangen und gab Kostproben seines Temp e raments: Er schäumte und kochte vor Wut. Nachdem Han die Pallenber aktiviert hatte, kam Usteyin zu ihm in den Kontrollraum. Sie trug noch immer das kleine Bü n del mit ihren Habseligkeiten bei sich, dazu das Schwert.
„Ich habe so etwas noch nie getan, nie davon g e träumt, nie versucht, es in meinen Geschichtensammler einzugeben. Aber er … dieses Ding … hat versucht, dich zu töten, dich mehr als alle anderen von uns – denn du hast ihn enttarnt, und er wußte, daß nur du seinen Herrn und Meister finden könntest. Und ich? – Was ist schon der Tod? Nur ein kurzes Ende. Leid und Schmerz sind kurz. Dich aber zu verlieren, ist ein Preis, den ich nicht zahlen wollte.“ Sie zitterte, und ihre Augen waren voller Tränen. Aber sie fing sich wieder, legte das Schwert be i seite und wiederholte, halb zu Han, halb zu sich selbst: „Nie habe ich von einer solchen Sache geträumt.“
Han startete die Pallenber, wobei er hoffte, daß sie so wenig Lärm wie möglich machten, und flog schnell die kurze Entfernung bis hin zur Hammerhand, die eing e hüllt war in kaltes Sternenlicht und die Stille der Winte r nacht. Han fand eine offene Fährenschleuse, steuerte o h ne zu zögern hinein und landete. Hatha wartete schon an der Außenluke, und kaum war das Landungsmanöver beendet, als er schon hinausstürzte und mit einer Bewe g lichkeit losrannte, die ihm wegen seines Körpergewichts nur jemand zugetraut hätte, der ihn wie Liszendir und Han in Aktion gesehen hatte. Es schien, als würde er den Hin- und Rückweg im Fluge durcheilen. Schwer atmend betrat er wieder den Kontrollraum.
„Es ist nur eine kleine Mannschaft an Bord, nur die Wachmannschaft, aber es wird reichen. Ich habe ihnen alles erzählt und auch, was jetzt weiter zu geschehen hat.“ Während er noch sprach, begann das Schlachtschiff jene rüttelnden und unkontrollierten Bewegungen zu m a chen, an die sich Han noch gut erinnern konnte. Hatha registrierte es einen Moment lang mit sichtlicher Genu g tuung, dann fügte er hinzu: „Ein Kurier ist schon mit der Meldung unterwegs zu den restlichen Anführern. Wir müssen das Lager auf Trab bringen.“
Han drehte sich zu ihm um. „Geh noch mal zurück. Sie sollen die Meteoriten hierlassen. Sie sind im Auge n blick nur ein Hemmschuh. Fliegt dorthin, wo ihr andere findet und sammelt ein paar große Brocken ein – größer als diese hier. Ich glaube, daß sie zu klein sind für das, was wir vorhaben.“
Hatha sprang erneut zur Außenluke und rief noch über die Schulter: „Alles klar! Ich werde es ihnen mitteilen. Wir werden sie dort treffen!“ Dann verschwand er und kehrte nach kürzester Zeit wieder zurück. Er schloß die Einstiegsluke und sagte: „Alles bereit. Sie werden uns erwarten. Jetzt aber los!“
Han hatte die Pallenber schon startklar; leicht hob sie ab und glitt nach draußen ins Freie. Han schaltete den Bildschirm für die rückwärtige Sicht ein, so daß sie die riesige Masse des Schlachtschiffes auf der dunklen Eb e ne unter ihnen beobachten konnten. Bevor es ganz am dunklen Horizont versank, war noch erkennbar, wie es sich rührte, sich langsam und unsicher erhob und schlie ß lich im rechten Winkel zu ihrem eigenen Kurs ve r schwand.
Nachdem sie aus den tieferen Schichten der Planete n anziehung heraus waren, programmierte Han einen Kurs, der sie auf die Orbitalebene brachte. Usteyin stand nahe bei ihm, die Augen weit aufgerissen, und starrte wie in Trance auf die Instrumente und den Sichtbildschirm, der nun wieder die endlose Nacht des Raumes zeigte. Han musterte sie genau: Was ging jetzt wohl in ihrem Kopf vor, wie mochte all das auf sie wirken? Sie kam noch näher zu ihm und berührte seinen Arm.
Hatha beobachtete ebenfalls eine Zeitlang den Bil d schirm. Dann wandte er sich an Liszendir. „Was er sagte, paßt gut zusammen. Aber ich verstehe noch immer nicht die Gründe, warum diese Kreaturen aus der Weite des Alls gerade Morgenröte wählten, um ihren Angriff zu starten. Sag mir, warum! Du bist doch in solchen Dingen bewandert.“
Liszendir stand im hinteren Teil des Raumes. Sie an t wortete fast geistesabwesend. „Oh, ich denke, daß sie am schwächsten Punkt beginnen wollten. Du weißt, der ei n zige Grund, warum man jemanden angreift, liegt darin, daß man glaubt, ungeschoren davonzukommen. Gründe
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