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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
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arbeitest. Nichts mehr. Das ist alles. E i nige Älteste werden sehr reich und mächtig. Aber wenn sie sterben, fällt ihr gesamtes Hab und Gut an den G e meinschaftsfonds zurück – und zwar alles, ohne Au s nahme.
    Was die Regierung anbelangt, so weißt du vielleicht, daß jede Webe bestimmte Aufgaben zu erfüllen hat: die eine backt Brote, eine andere baut Häuser, und so erfüllt jede irgendeine Aufgabe innerhalb der Gesamtgemei n schaft. Genauso steht es mit der Regierung – die eine Webe führt die Geschäfte, andere leisten Hilfsdienste zu ihrer Unterstützung. Du hast ja Yalvarkoy und Lenkurian Haoren kennengelernt. Sie stammen ebenfalls von Ke n ten und gehören zu einer Webe, die – wie du es wohl ausdrücken würdest – für das Innenministerium veran t wortlich ist. Unsere Regierung ist sehr klein. Wir üben Selbstkontrolle, deshalb brauchen wir niemanden, der sie verordnet. Wenn man vielschichtige und aufgeblasene Regierungsapparate vermeiden will, so muß man auch die Bedingungen vermeiden, die zu vielschichtigen Pr o blemen führen.“
    „Das hört sich nicht besonders freiheitlich an.“
    „Na schön, hinsichtlich der Führung von Regierung s geschäften – nein! Aber wir werden von der Regierung nicht belästigt. “
    „ Du sagtest Selbstkontrolle. Ich frage mich, ob es we l che gibt, die sich nicht selbst kontrollieren können.“
    „Ja, die gibt es. Und da setzt die Schule an. Wir in Karen sind so etwas wie Polizei und Richter in einem. Unser G e setz ist die Gleichheit. Wie jedes andere Volk, so sind auch wir zu Unredlichkeiten fähig. Deshalb brachte man mir das Ler-Gesetz und alle Formen der Gewaltanwendung bei – und dazu Philosophie, denn nur der Weise kann urteilen, und nur der Sanftmütige hat Kontrolle über die Gewalt.“ Bei den letzten Worten verfiel Liszendir in einen eige n tümlichen Sprachrhythmus, fast so, als würde sie singen.
    „Oder auch: Auge um Auge, Zahn um Zahn?“
    „In manchen Fällen auch eine entsprechende Gel d summe.“
    „Du weißt ja wirklich eine Menge über eure Kultur.“
    „Ja, magst du einige Zitatkostproben?“ Sie lachte. „Ich kann das Buch der Gesetze, den Weg der Weisen und die Kommentare der vierzehn Weisen rezitieren, falls du es wünschst – oder auch alle Namen meiner Innenve r wandtschaft, bis hinab zur zhan- Generation. Diese Zahl bedeutet die zweite Potenz von vierzehn und hat die gle i che Bedeutung wie eure Zahl einhundert.“
    Han lachte ebenfalls. „Noch etwas?“
    Liszendir verharrte einen Moment lang gedanke n versunken. Dann strahlte sie und meinte: „Wenn unsere Reise sehr lange dauert, kann ich dir ja unsere Single-Sprache beibringen, die bei uns als Umgangssprache g e braucht wird. Die Multi-Sprache wirst du nicht lernen können; ich selbst beherrsche beide Formen – einer für alle, und alle für einen – zumindest kann ich dir etwas darüber erzählen. Ich kann dir auch die gleitenden Zahlen beibringen, die dir vielleicht ganz nützlich sein könnten.“
    „Gleitende Zahlen?“
    „Wir haben keine festgelegten Zahlensysteme wie das Zehner- oder Zweiersystem, das eure Maschinen benu t zen. Wir gebrauchen viele entsprechend der Situation. Wir sind Anti-Aristoteliker. Nach unserer Vorstellung kann die Realität nicht in irgendeine festgelegte Anzahl von Zuständen zerlegt werden. Deshalb benutzen wir viele Systeme; theoretisch könnten wir jede beliebige Zahl als Basis nehmen, aber wir beschränken uns auf jene Systeme, die auf einer Primzahl, multipliziert mit zwei, aufgebaut sind, wie zum Beispiel die Basiszahl sechs, die wir den ‚Kinderweg’ nennen, oder die Basis zehn, die wir aber vermeiden – oder die Basiszahl vie r zehn. Es gibt eine Menge anderer: Basis vierundneunzig zum Beispiel, oder ein System, das Wortstämme der Si n gle-Sprache als Ziffern einer Zahlenreihe verwendet.“
    „Warum nicht zehn oder zwei wie bei uns?“
    „Ein doppelter Grund. Einmal, um den Anti-Aristotelismus konsequent durchzuführen, zum anderen, um zu verhindern, daß die Kinder mit den Fingern zä h len. Wir haben ja fünf wie ihr auch, aber sie sollen vom ersten Lebensjahr an abstrakt denken lernen – das e r leichtert später vieles.“
    Sie hielt ihm ihre Hand hin, damit er sie sich anscha u en konnte. Sie war anmutig und kräftig zugleich, weich und schön geschnitten. Sie ähnelte stark einer normalen menschlichen Hand, abgesehen davon, daß der Handte l ler schmaler war und der kleine Finger weiter abstand und tiefer lag,

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