Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
Vom Netzwerk:
eingeschärft hatte: Wenn du den Boden, auf dem du kämpfst, aufgibst, um zu gewinnen, so hast du eigentlich schon verloren. Er öffnete die Ka m mer, kletterte in eines der Beiboote und machte sich b e reit für den Abschuß. Als er die Kanzel über sich schli e ßen wollte, berührte sie noch einmal zärtlich sein Gesicht und sagte: „Wenn es mir gelingt, werde ich dich in den Bergen nördlich der Hauptstadt treffen, nahe jener B o denschwelle mit den beiden Felsspitzen, die man von dort aus sehen kann. Wenn nicht, so lebe wohl und ve r giß mich nicht. Dein Name bedeutet ‚Dauer’.“ Sie schloß mit Wucht die Haube und katapultierte ihn nach draußen.
    Einen Moment lang wurde ihm schwindlig, als er von der künstlichen Schwerkraft der Pallenber in die natürl i che Anziehungskraft des Planeten Chalcedon hinübe r wechselte. Dann sah er das Schiff, wie es über ihm d a vonglitt. Mit einem Mal schoß es mit ungeheuerlicher Geschwindigkeit westwärts. Sein Gleiter arbeitete aut o matisch und begann zu fallen – langsam, wie es schien, doch Han wußte, daß dies eine Täuschung war, die von der großen Distanz zur Planetenoberfläche herrührte. Er schaute hinunter auf die blaugrünbraune, mit Wolkentu p fern gesprenkelte Kugel. Es war das letzte, was er sah, bevor die Automatik ihn mit einem Spezialgas betäubte, das die Auswirkungen des Gravitationsschocks verhi n dern sollte; es war eigens für diesen Zweck entwickelt worden, da ein Mensch den Übergang von der orbitalen zur suborbitalen Ebene bei vollem Bewußtsein kaum o h ne Schaden überstehen konnte. Es funktionierte in der Tat. Han spürte nichts von alledem.

4.
     
    Einst lebten auf Chalcedon Menschen und Ler in relat i vem Frieden miteinander. Ein Mensch lief zur Hütte des Klislangir Tlanh, einem sehr alten und weisen Ler, der von vielen als heiliger Mann angesehen wurde. Dieser Mensch, der noch ein Junge war, überbrachte eine Nac h richt, die besagte, daß Klislangirs Innenverwandter We r verthin Srith gerade gestorben sei und daß dieser ihm seine letzten Grüße entrichte und alles Gute wünsche. Der Weise starrte ungerührt auf die Wolken im unterg e henden Sonnenlicht. Schließlich sagte er: „ Es betrübt mich, diese schönen Wolken zu sehen, die von der Nacht verschlungen werden.“ Der junge Mensch – Roderigo mit Namen – rief aus: „ Was? Wie kannst du so gefühllos sein und in einem solchen Augenblick über die Wolken sprechen? Die ehrenwerte Alsrith hat fast seit der Geburt mit dir zusammengelebt, selbst viele Jahre noch, nac h dem die nächste Generation den yos zur Wohnstall nahm.“ Der Weise antwortete: „ Es ist eben diese Art und Weise, wie ich den Sinn der Trauer verstehe, weshalb man mich einen Weisen nennt.“ Er wandte sich ab und sprach kein Wort mehr am selbigen Tag. Roderigo aber richtete ebenfalls seinen Blick auf die Wolken und wurde erleuchtet. Er kehrte nach Hause zurück, verschenkte all seine Habe und wurde ein Schüler von Klislangir Tlanh. In späteren Jahren nannte man auch ihn einen Heiligen und Weisen.

 
    Die Chalcedon- Apogryphen
     
    Allein in der Wildnis ist man niemals einsam oder gar g e langweilt, noch fühlt man sich verzweifelt ob seiner B e deutungslosigkeit – im Gegenteil. Alles ist reich an Sinn, einiges in der Tat von überwältigender Größe; aber im Herzen der großen Städte, die selbst die Sterne mit Füßen treten, braucht man eine stete Betäubung der Si n ne, um so von dem Wissen um jene Niederträchtigkeit abzulenken, die jeden einzelnen umgibt. Das Heilkraut für unsere G e nesung ist bitter, aber koste es – und du wirst gesunden.
     
    Roderigo
     
    Alle Raumschiffe wurden mit Rettungsgleitern ausger ü stet, und es gab nur wenige, die darauf verzichteten. Sie waren vor allem für den Einsatz in Planetennähe gedacht oder als Zuflucht im All, solange man auf Rettung wart e te. Im Einzugsbereich eines Planeten von bestimmter Masse arbeiteten sie völlig automatisch. Schon immer seit Beginn des Weltraumzeitalters hatten beide Rassen das Meer mit dem All verglichen – und in der Tat war dieser Vergleich zutreffend, wenn man die Größenve r hältnisse außer Betracht ließ. Das Universum war gewa l tiger als alle Meere, die es je gab, gibt oder geben wird, zusammen, und seine Küsten sind unendlich gefährlicher als die der tückischsten Gewässer. Aus diesen Gründen gab es Rettungsgleiter. Sie dienten vor allem dazu, den Passagier antriebslos und ohne Gefahr auf einen Planeten

Weitere Kostenlose Bücher