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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
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schon nahe genug herangekommen, um erkennen zu können, daß es eine bl ü hende kleine Gemeinde war: überall woh l bestellte Felder, Scheunen, Schober und Häuser; ein abgelegener Ort, is o liert von der Außenwelt, keine Stromle i tungen, Sendetürme oder Straßen – nur einige schmale Feldwege, auf denen Han die Abdrücke von Hufen und Füßen erkennen kon n te. Vier Zehen und Druck auf den Fußballen.
    Han vermutete, daß sie schon alle schliefen. Ler lie b ten den Schlaf und gingen selbst in zivilisierteren Gege n den kurz nach Einbruch der Dunkelheit zu Bett. Siche r lich arbeitete man in diesem Ort sehr hart während des langen Tages und stand wohl auch sehr früh auf. Trotz der vorgerückten Stunde erloschen dennoch erst jetzt die Lichter – nur ein einzelner yos blieb hell erleuchtet. Er war nahe genug herangekommen, um Stimmen hören zu können. Stimmen! Feine Stimmen, und soweit er es mi t bekam, benutzten sie eine merkwürdig fremde Sprache: Ler-Single-Sprache. Dennoch erfüllte sie ihn mit Freude, so daß er am liebsten laut gejubelt hätte.
    Endlich stand er vor dem hell erleuchteten Haus oder yos. Han kannte ihre Art, in eckenlosen Gebäuden zu leben, allerdings wußte er nicht, warum sie gerade diese Form bevorzugten. Die Scheunen und Schuppen schi e nen dagegen normal viereckig zu sein. Er hatte bisher einen yos nur auf Bildern gesehen. Er ähnelte genau den Beschreibungen, die er schon mehrfach erhalten hatte: eine willkürliche Ansammlung von abgeflachten E l lipsoiden , die sich genau den Konturen des Untergrundes anpaßten, wobei jeder „Raum“ ungefähr einen Fuß über dem Erdboden auf jeweils eigenen Stützen ruhte. Er wußte nicht, was zu tun war. Trat man einfach vor die Tür und klopfte? Bei diesem yos hier gab es keine Tür, nur einen handgewebten Vorhang. Vielleicht stellte man sich auch in den Hof und krähte wie ein Hahn? Er fühlte sich schwindlig, halbtot vor Müdigkeit und verspürte das unbändige Bedürfnis, wieder in Gesellschaft zu sein.
    Das Problem löste sich schließlich von selbst. Aus dem yos trat ein Alter mit langen weißen Haaren. Er ve r harrte, schaute einen Moment lang ungläubig auf Han und sprach ihn dann in ruhigem Ton an. Der jedoch verstand nicht ein einziges Wort. Es war in der Tat Ler-Single-Sprache. Han schüttelte den Kopf, in der Hof f nung, der Person, die er vor sich hatte (er wußte nicht, ob es ein Mann oder eine Frau war, denn wie bei den Me n schen auch nahmen bei den Ler die geschlechtsspezif i schen Unterschiede mit dem Alter immer stärker ab), begreiflich gemacht zu haben, daß er nichts von alldem verstehen konnte, was er, sie oder es gesagt hatte. Han versuchte etwas zu sagen, wurde aber von dem Alten unterbrochen, der etwas murmelte und dabei auf den B o den zeigte. Dies sollte wohl bedeuten: Warte hier! Dann ging er zurück in den yos . Han wartete.
    Gleich darauf erschien eine jüngere Gestalt am Ei n gang, warf einen kurzen Blick in den Hof und ve r schwand wieder. Sekunden später tauchte sie wieder auf. Han glaubte, eine junge Frau vor sich zu haben – reif und fruchtbar –, denn sie trug ein Baby auf dem Arm. Dann hörte er „ihre“ Stimme.
    „Ja? Was willst du hier?“ Han hatte ein unwirkliches Gefühl. Die Stimme war ganz eindeutig männlich. Er verspürte so etwas wie einen Anflug von Wahnsinn, w o bei er sich – idiotisch genug – an einen Spruch erinnerte, den er in einer klassischen Erzählung gelesen hatte: Wenn du glaubst, wahnsinnig zu werden, so bedeutet dies, daß du es nicht bist. Er entschloß sich, irgend etwas zu antworten.
    „Ich heiße Han Keeling, Händler und Raumfahrer. Ich hatte einen Unfall und mußte mein Schiff verlassen. Ich landete nördlich von hier, vor etlichen Tagen – ich weiß nicht mehr, wie viele es waren. Ich bitte um Hilfe und Gastfreundschaft.“ Es war die längste Rede, die er seit langem gehalten hatte. Seine eigene Stimme klang ihm fremd in den Ohren.
    „Ich heiße Dardenglir. Du mußt unser merkwürdiges Verhalten entschuldigen, aber wir leben hier fern der Z i vilisation und sehen nur selten Menschen. Kaum einer von uns beherrscht die Allgemeinsprache. Dies hier ist ein altes Dorf, und die meisten von uns sind schon seit einigen Generationen hier. Ich selbst stamme nicht von hier, aber mein eigenes Dorf ist ebenso isoliert und abg e legen. Aber natürlich werden wir dir helfen. Was brauchst du?“
    „Etwas zu essen, ein paar Tage Ruhe und einen Tip, in welche Richtung ich gehen

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