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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
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um dort ihre neue Sklavenhaltergesellschaft aufzubauen. Dann traten bei dem Schiff die ersten Störungen auf, oder sie vergaßen, wie es zu bedienen war. Ein einzelner Ler hätte es wah r scheinlich nicht vergessen, wohl aber die Gesamtgemei n schaft über einen Zeitraum desinteressierter und uni n formierter Generationen. So wurde das Schiff zu einer Art von heiligem Relikt, und eine lange Periode plan e tengebundener Ruhe brach an. Die Menschen wurden entweder versklavt und domestiziert, oder sie streunten herrenlos auf dem Planeten umher. Wozu sich um sie kümmern? Verlassen konnten sie den Planeten nicht, auch wenn sie ein solches Vorhaben für möglich erachtet hätten. Und dann, nach nur wenigen Generationen, waren Menschen- und Ler-Bevölkerung einer starken Stra h lungsdosis ausgesetzt, die dann einsetzte, als sich das magnetische Feld des Planeten umpolte und der Weg frei war für einen ungehemmten Partikelbeschuß. Wirkungen zeigten sich bei beiden Bevölkerungsgruppen, die Ler jedoch reagierten schneller und direkter. Ihre ohnehin hohe Aberrationsveranlagung wurde ins Uferlose geste i gert. Lange vorher schon hatten sie sich des Webe-Systems entledigt, das die Veränderungen und Anomal i en hinausgezögert oder gar verhindert hätte. Statt eines Entwicklungsfortschritts oder der Aufrechterhaltung g e wisser hochgezüchteter Merkmale begann von nun an eine Rückentwicklung, die – soweit Han dies beurteilen konnte – bis weit unter den menschlichen Entwicklung s standard abfiel. Dies spielte natürlich für die Sklaven keine Rolle. Sie waren seit Tausenden von Jahren darauf trainiert, die Überlegenheit der Ler anzuerkennen, und hatten sicherlich auch keine Gelegenheit dazu, Unte r schiede und Veränderungen festzustellen. Was aber die Ler betraf, so sanken sie wieder auf das Niveau von Stadtstaaten und Nomadenhorden und büßten darüber hinaus das Wissen um die Multi-Sprache ein. Noch ein paar tausend Jahre mehr, und sie würden bei der reinen Körpersprache sowie Grunz- und Quieklauten angelangt sein und hätten auch den letzten Rest an Zivilisation ve r loren. Das wäre auf einem Planeten, der eine eigene Ev o lution durchläuft, nicht allzu schlimm – auf Morgenröte hingegen war die Ökologie noch zu primitiv, so daß sich auch über einen langen Zeitraum kaum Verbesserungen einstellen würden. Es gäbe schon Ansatzmöglichkeiten für ein zirkuläres Nur-Mensch-System, aber selbst dieses war bei näherer Betrachtung wenig erfolgversprechend. Was aber geschah mit den Menschen, während sich die Ler zurückentwickelten?
    Nun gab es da einen merkwürdigen Widerspruch: Die Ler, eine Kulturgemeinschaft, die kaum mehr vermochte, als Speere zu schleudern, handhabten ein monströses Schlachtschiff, das im Kampfeinsatz mit Meteoriten a n griff. All das deutete auf jemanden hin, der hinter den Kriegern stand und diese nur vorschob. Aber wer waren sie, falls es „sie“ gab, und was war der Sinn und Zweck, der sich dahinter verbarg? Seit Chalcedon hatte Han i m mer das Bedürfnis gehabt, nach Glanzmeer zurückzue i len, um Hetrus mitzuteilen, daß sein Verdacht falsch g e wesen sei. Nun verspürte er ein noch größeres Bedürfnis, ihm zu sagen, daß er im Grunde genommen recht beha l ten hatte. Aber so, wie es zur Zeit aussah, war die Chance ziemlich gering, Hetrus je etwas mitteilen zu können.
     
    Am Nachmittag kamen Hatha und Liszendir von ihrem Ausflug zurück; beide schienen mit sich selbst zufrieden zu sein. Hatha verschwand anschließend sofort wieder, während Liszendir auf Han zugeeilt kam. Sie sprach schnell und mit gedämpfter Stimme.
    „Ich muß mich kurz fassen und kann auch nicht allz u viel erklären. Du mußt es mir einfach glauben. Er wird bald zurück sein – er bleibt nicht lange. Drei Dinge! Zum einen: Diese übergeschlechtlichen Triaden sind ein Al p traum. Sie haben in der Reifezeit keinen Geschlechtsve r kehr, und während der Fruchtbarkeitsperiode werden die Neugeborenen von den überwiegend weiblichen Triaden aufgezogen. Sie glauben, sexuelle Enthaltsamkeit steig e re die Leistungskraft: eine vitalistische Lehre von dem Fluß der Lebenssäfte, wenn du weißt, was ich meine. Selbst die Uneinsichtigsten in eurem Volk haben sich von dieser Lehre mit Abscheu abgewandt. Zum zweiten: Wenn dir Hatha eine Menschen-Partnerin anbietet oder dich auffordert, deine Wahl zu treffen, dann wähle! Er glaubt, daß das, was wir beide miteinander hatten, aus rein sinnlicher Genußsucht resultierte.

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