Morgenroetes Krieger
subjektiven Begriffen und Vorstellungen definiert hatte. Er würde diesen Anführer niemals sympathisch finden oder sich seinen Zielsetzungen freiwillig beugen können, dennoch empfand er eine gewisse Bewunderung vor se i nen Fähigkeiten: Hatha war gerissen, stark und skrupe l los.
9.
Auszüge aus ’l Knun al-Vrazuus – die Lehre von den G e gensätzen: Die Gründe für die Veränderung, das heißt, die wahren Gründe und nicht die eingebildeten, sowie die Entwicklungsrichtung der Ereignisse in einem geg e benen System sind für den Neuling, den Uneingeweihten, paradox, schillernd und unberechenbar. Mehr noch – die daraus folgenden Ereignisse sind meist sogar das genaue Gegenteil von dem, was der Unerfahrene erwartet hat. Somit beobachten wir das Phänomen, daß
1) das Maß an administrativem Aufwand zunimmt, je weniger ihr eigentlicher Zweck gefordert ist und daß
2) die militärischen Anstrengungen zunehmen, je mehr die Möglichkeit des Krieges schwindet.
Daraus folgt, daß es die vornehmste Aufgabe des Lernwilligen ist, die Illusion zu durchschauen, welche durch die Wahrscheinlichkeiten einer Theorie erzeugt wird; zweitens muß man lernen, sich so zu verhalten, als ob man diese Widersprüchlichkeiten nicht sähe, sie aber dabei dennoch enträtselt, so daß andere, die weniger bewußt leben, sich nicht in diesem Wirrwarr verstricken.
Borzalhai, Rithosi mnathman
Der einzig konstante Aspekt der Veränderung ist die Schwankung ihres Maßes.
Weldyanzhoi der Große
Wasser ist nachgiebig und willenlos, sieht man davon ab, daß es ebnet und ausgleicht. Dennoch – nach einer b e stimmten Zeit ebnet das Wasser die hohen und selbstb e wußten Berge ein, überläßt einen Teil den Winden, einen anderen dem Meer. Der Weltraum ist von ganz ähnlicher Natur – noch willenloser. Aber dennoch – alles nimmt er in sich auf und paßt es seinem Wesen an.
Jwinverlis der Blinde
Die Menschen behandeln noch immer das, was ihnen ermangelt, in ihren Mythen. Ganz anders dagegen die Ler; der Grund liegt nicht in ihrem Wesen, sondern in der Kultur, aus der bestimmte Lehren und Weltanscha u ungen hervorgehen.
Shennanskoth (Kadhos Liszendiruus)
Am nächsten Tag war Hatha nicht da, und Han hatte nichts anderes zu tun, als herumzusitzen, nachzudenken oder die Örtlichkeiten zu durchwandern, die Hatha zu seinem Hauptquartier gemacht hatte. Er versuchte, and e re Teile des Gebäudes in Augenschein zu nehmen, aber Wachtposten und verschlossene Türen begrenzten seinen Aktionsradius auf lediglich ein paar leerstehende Gem ä cher. Er war ganz unzweifelhaft ein Gefangener – auch wenn man es ihm nicht durch handgreifliche Methoden vor Augen führte. Auch von Liszendir hatte er kein L e benszeichen. Sie war entweder in einem anderen Teil des Gebäudes oder hatte Hatha auf seinem Ausflug begleitet. So war ihm also genug Muße beschieden, um seinen G e danken nachzuhängen und die Fakten in seinem Kopf zu ordnen und in eine logische Reihenfolge zu bringen. Aber weder die Fakten noch die Schlußfolgerungen w a ren dazu angetan, ein Bild zu skizzieren, mit dem sich angenehm leben ließ.
Han dachte an die Bedrohung durch die Krieger und an ihr massiges Schlachtschiff. Es war in der Tat eine monströse Kriegsmaschine, die zur Zeit zwei Planeten – Chalcedon und Morgenröte – in Schach hielt. Chalcedon besaß allerdings keine eigenen Raumschiffe, und auf Morgenröte trug außer den Kriegern niemand etwas a n deres als eine lächerliche Armbrust. Unter diesen Bedi n gungen hätte selbst er die beiden Planeten allein mit der Bewaffnung der Pallenber beherrschen können. Vie l leicht waren die Krieger aufgrund des Überraschungse f fekts noch in der Lage, ein oder zwei weitere Eroberu n gen zu machen; irgendwann aber, wenn sich die selbs t süchtigen Kriegshelden durch ihre schematischen Übe r fälle und durch die leckende Energie ihres Schlachtschi f fes verraten haben würden, wäre es schnell heraus, wie es um sie stand; selbst für einen, der weder militärisch au s gebildet war noch besonderes Interesse daran hatte, mu ß te all dies sonnenklar sein und ins Auge fallen. Aber Hatha war dafür blind, was nur bedeuten konnte, daß er nichts über die zivilisierten Welten wußte – außer vie l leicht vom Hörensagen oder durch frei erfundene Fehli n formationen.
Es gab noch einen anderen Aspekt: Die ganze Techn o logie des Schlachtschiffes roch stark nach kultureller Überfremdung – eine
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