Morgens 15.30 in Deutschland
nicht unbedingt was machen!“
Bei der konkreten Auswahl der Lokalität ist der unterschiedliche Musikgeschmack der Feierbeteiligten das größte zu überwindende Hindernis! Ein Thema, bei dem ich mich relativ schnell ausklinken muss, denn musikmäßig sind die letzten Jahre irgendwie komplett an mir vorbeigegangen. Ich erinnere mich noch sehr gut an meine allererste Ausgabe der „Bravo“ – ich begann gerade, mich für Mädchen zu interessieren, und muss ungefähr 19 Jahre alt gewesen sein –, in der auf einer (!) Doppelseite alle damals angesagten Musikrichtungen aufgelistet waren: ganz genau vier! Heute werden in der Stunde vier neue Musikrichtungen erfunden! Der komplette Verlag würde nicht ausreichen, um alle aufzulisten! Damals hatten wir die ehrliche Auswahl zwischen Rock, Pop, Techno und Punk, also: Red Hot Chili Peppers, DJ BoBo, marusha und den Flippers.
Jetzt ist es so: Seitdem ich die „Bravo“ das letzte Mal aufgeschlagen habe (vorgestern), hat sich für mich musikalisch nicht mehr viel getan, aber für alle anderen hat sich die Welt weitergedreht! Mein Musikkompass zeigt immer noch die vier alten Richtungen an: Rock, Pop, Techno und Punk. Da das Allerweltsthema Musik neben den Themen Wetter, Politik und Flusen im Bauchnabel häufig bei einem lockeren Flirt in der Bibliothek herhalten muss, kann es da schnell mal zum ein oder anderen Missverständnis kommen: „Stehst du auf Elektro?“
„Nein, ich rasiere nass!“ ...
Lässt du dich von den schwerwiegenden Organisationsproblemen am fortgeschrittenen Abend nicht unterkriegen, stolpert ihr früher oder später, eher später, in einen Laden, der zu euch passen könnte – oder auch nicht: Der Schweiß tropft von der Decke, alle tragen Holzfällerhemden und Bärte, auch die Jungs, und alle tanzen, als würden sie die Beulen aus dem Estrich treten. Und schon wirst du mit dem nächsten Problem konfrontiert: In der Regel ist dein Portemonnaie im Club schneller leer als der Papierspender auf der Toilette! Dummerweise sind zehn Stunden Club wie zehn Folgen „Grey’s Anatomy“: nüchtern nicht bzw. nur für Frauen zu ertragen. Das entscheidende Stichwort lautet deshalb: „vorglühen“! Spulen wir die Partynacht also noch mal zurück und beginnen am Anfang.
VORGLÜHEN:
Unter „Vorglühen“ versteht man in der Regel das Aufeinandertreffen partywilliger Leute, aber vor allem das von Ahoj-Brause auf Wodka Gorbatschow! Beim „Vorglühen“ als Student mit begrenzten Geldmitteln ganz wichtig: die eigene Kreativität und der unbedingte Wille zum Sieg! Mit genügend Geld in der Tasche kann sich jeder einfallslose Schnösel wegzimmern! Aber mit 15,50 Euro in der Tasche erst wieder am kommenden Dienstag die Augen aufzuschlagen – und das mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht –, das bedeutet ökonomisches Feiern am Rande des Machbaren!
REGEL nummer eins: Alles ist erlaubt! Alte Dosenkonserven können da schon mal ein Garant für ein Top-Partyerlebnis sein: Del-Monte-Pfirsiche oder Rio-Grande-Dosenbirnen, Ablaufdatum 1987, sind der absolute Geheimtipp in jeder Korn-Wodka-Bowle.
REGEL NUMMER ZWEI: Gewürze sind unsere Freunde! Bei knapp 30 Gramm geriebener Muskatnuss pro Käsecracker kann von „Vorglühen“ schon gar keine Rede mehr sein! Der Fachmann spricht hier auch vom sogenannten Senkrechtstarter.
REGEL NUMMER DREI: Bad- und WC-Reiniger haben nicht nur Anspruch auf die alljährliche Verwendung in ihrem ursprünglichen Einsatzgebiet, dem Bad oder der Toilette, nein, sie können auch gewinnbringend beim „Vorglühen“ eingesetzt werden: eine Flasche Domestos, vier WC-Steine und ’ne halbe WC-Ente, abgeschmeckt mit einer Prise Ata, stellen den Gipfel der „Vorglühkreativität“ dar! Alles zusammen in die Toilettenschüssel gepfeffert, die Fenster, den Boden und die Tür für ’ne halbe Stunde mit Kreppband abgeklebt und dann auf ’ne kurze „Lunge“ rein in die Opiumhöhle! Das garantiert dir exzessives Feiern „auf Silberrückenniveau“!
Mitunter läuft das „Vorglühen“ so erfolgreich, dass der Club erst mal aufgeschoben wird und die ganze Versammlung fließend in ein sogenanntes Sit-in übergeht, was frei übersetzt so viel bedeutet wie: Du bist schon jetzt zu betrunken, um aufzustehen! [14]
Eine gute Party füllt die Studenten-Schatzkammer
Wenn’s richtig, richtig gut läuft, sind „Vorglühen“ und anschließendes Sit-in auch nur der Auftakt zu einer rauschenden WG-Party, was sehr praktisch ist – nach dem
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