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Morgens 15.30 in Deutschland

Morgens 15.30 in Deutschland

Titel: Morgens 15.30 in Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Werker
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schmierigen Raststellen in der Pampa, weil einer der Mitfahrer mehr als nur pinkeln muss, oder an schmierigen Bahnsteigen in der Pampa, weil die Böschung brennt.
Fünf Merkmale, an denen du erkennst, dass du mit der Deutschen Bahn unterwegs bist:
     
    Aus den Boxen ertönt ein Englisch, das so klingt, als würde das Kind von Günther Oettinger und Guido Westerwelle die Durchsage machen.
     
    Ein ziemlich ungepflegter Typ mit übler Alkoholfahne kommt alle paar Minuten vorbeigeschlurft und fragt jedes Mal: „Hier noch jemand zugestiegen?“
     
    Ein Typ, der seine Ed-Hardy-Kappe nicht „auf“, sondern „über“ dem Kopf sitzen hat, hört über sein Handy extrem laute, orientalische Musik, die klingt, als würde grade jemand einen ganzen Wurf Katzen zersägen.
     
    Der Typ und seine Katzen werden noch übertönt von einer Gruppe Seniorinnen, die – großes Hallo! – heute mal ganz verrückt mit der Bahn einen Ausflug in die Stadt macht und anlässlich dieses ausgeflippten Events grade ihr achtes Sektchen entkorkt.
     
    Wie Klosterschülerinnen wirken allerdings die Seniorinnen gegen die schwitzende Junggesellengruppe, die grölend durch die Wagen zieht und eine Schneise der Verwüstung hinterlässt. Einer stolpert, kippt dir sein Bier über den Kopf und du bereust, dass du nicht mit der Mitfahrzentrale gefahren bist.
     
Fünf Merkmale, an denen du erkennst, dass du deine Reise über die Mitfahrzentrale gebucht hast:
    30 Minuten nach dem vereinbarten Abfahrtstermin hast du ganze 0,1 Kilometer zurückgelegt, allerdings nur, weil du am Kiosk um die Ecke Kaugummis geholt hast – von dem motorisierten „Mitfahrzentralist“ fehlt bis jetzt jede Spur.
     
    Ihr seid endlich unterwegs, der Fahrer raucht eine Kippe nach der anderen, aber leider sind die elektrischen Fensterheber auf beiden Seiten kaputt – so riecht man wenigstens kaum noch, dass in dem Wagen anscheinend sonst die meiste Zeit sehr große, sehr nasse Hunde mitfahren.
     
    In einem Kreisverkehr fährt der Fahrer eine spontane Ehrenrunde. Das findest du erst mal halbwegs lustig, nach der fünften Runde fragst du dann mal höflich nach, was die Scheiße soll! „Is keine Absicht“, gibt der Fahrer zu verstehen, „die Karre zieht irgendwie nach links!“ Ihr haltet auf der inneren Spur an, was in der Rushhour auf wenig Verständnis bei den übrigen Verkehrsteilnehmern stößt, und erkennt das Problem: Plattfuß vorne links! ... Die Stunde Wartezeit für den ADAC kommt wie gerufen, um die miefige Karre mal gründlich durchzulüften.
     
    Kaum seid ihr nach einem gefühlten halben Tag endlich auf der Autobahn, nimmt der Fahrer schon wieder die Ausfahrt, weil er einer entfernten Verwandten versprochen hat, die Waschmaschine, die sie nicht mehr braucht, mitzunehmen – ob du eben kurz beim Tragen helfen könntest?
     
    Mit der Waschmaschine auf dem Schoß – die Kofferraumtür des Lada hat sich vom Zirkulieren im Kreisverkehr komplett verzogen – geht die Reise weiter, und du bereust langsam, dass du nicht mit der Bahn gefahren bist.
Bist du selbst im Besitz eines verkehrstüchtigen Pkw? Oder nennst du zumindest einen Smart dein Eigen? Dann kannst du dich echt glücklich schätzen – damit hast du den meisten Studenten etwas voraus! Ich persönlich habe seit Neuestem ein Auto, und das ist kein gewöhnliches, nein, ich hab ein sehr besonderes Auto! Bestimmt kennst du diese amerikanischen Monstertrucks mit diesen riesigen Reifen, die so mit 200 Sachen über 20 Schrottautos springen! Ja, richtig – ich hab genau so ein Schrottauto! Ich will jetzt auch nicht behaupten, dass meine Karre total durchgerostet ist, aber der Beifahrer hat mehr Fußraum als Fred Feuerstein in seinem Auto!
Eine alte Karre hat aber auch Vorteile. Bei manchen Autos befindet sich untendrunter so ein kleiner Riemen, der beim Fahren über den Boden schleift und das Auto erdet. Da denk ich mir doch: Was für ein Quatsch! Wozu hab ich den Auspuff?! Gut, dadurch ist der Wagen natürlich relativ langsam. Die Karre ist aber gleich
sooo
langsam – wenn ich ins Navi [13] „schnellste Route“ eingebe, lacht die Frauenstimme und sagt: „Steig aus und lauf!“ Trotzdem kann ich mit dem Ding noch Sachen überfahren, das geht. Was hab ich zuletzt überfahren? Wie heißen die, die stehen bleiben, wenn sie vom Licht geblendet werden? Äh ja, Rentner! Gut, das is nix Weltbewegendes, so ’nen freilaufenden Rentner hat jeder schon mal gesehen. Ein Freund von mir hat im Norwegenurlaub einen

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