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Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Titel: Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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Paps und Gaylord vertrieben sich die Zeit mit Nachdenken.
    Großtante Marigolds betagtes Gedächtnis war wie eine unberechenbare Zeitmaschine; es führte sie aus der Gegenwart in längst vergangene Tage, Von vergessenen, unseligen Begebenheiten zum morgigen Mittagessen. Leider brachte sie allmählich immer öfter durcheinander, was gerade dran war. Manchmal saß noch Victoria auf dem Thron, manchmal war es Elizabeth. Manchmal pflegte sie Umgang mit alten Jugendfreunden, und sie erschienen ihr wirklicher als die Menschen ihrer jetzigen Umgebung. Manchmal war Gaylord wirklich Gaylord, manchmal jedoch war er Paps vor dreißig Jahren, als die Welt noch jung und voller Süße schien und der Sommer noch länger zu verweilen pflegte und nicht, wie heutzutage, nur eine unfreundliche Übergangszeit zwischen Frühling und Herbst war.
    Paps saß, mit der Feder in der Hand, meditierend vor jungfräulich weißem Papier. Wie die meisten Humoristen war er melancholisch und grüblerisch veranlagt. Wie die meisten Humoristen hätte er lieber den geschrieben, wäre ihm der Barde nicht zuvorgekommen - eine Tatsache, die ihn immer wieder mit Groll gegen den Dichterfürsten der englischen Literatur erfüllte. In seinem Unterbewußtsein schwelten Konflikte und tragische Ironie. Aber er hatte immer witzig zu sein. Mehr war ihm nicht gegeben. «Lache, Bajazzo, lache», murmelte er grimmig und begann zu schreiben.
    Gaylords kleine Vorstellungswelt schmurgelte glücklich vor sich hin. Zunächst einmal war da Willies verborgener Schatz, Anlaß zu endlosen Spekulationen. Was Mummi auch immer dazu sagen mochte, er wollte bei nächstbester Gelegenheit Willie aufstöbern. Und dann war da der höchst erregende Gedanke an Tante Rosies Liebhaber. Und dann die Frage, warum Tante Becky und dieser junge Mann es so schön fanden, Händchen zu halten. Und schließlich der bevorstehende Kampf gegen das Zubettgehen. Jeden Augenblick konnte Mummi, so wie er sie kannte, plötzlich sagen: Gaylord «Zu Bett», und dann mußte er zur Gegenoffensive gerüstet sein. Er ging ans Fenster, zog den Vorhang beiseite und preßte seine Nase gegen das kalte Glas. «Es wird immer schlimmer und schlimmer», stellte er fest.
    «Zu Bett, Gaylord», sagte Mummi.
    Beleidigt drehte er sich um. «Es ist nicht mal sechs Uhr», rief er ungläubig und erstaunt.
    «Aber in einer Minute», sagte Mummi.
    «Die Uhr geht vor», sagte Gaylord.
    «Also los, räum deine Sachen weg.»
    Das war wieder so eine Eigenart von Mummi. Völlig ungerührt setzte sie sich über logische Argumente hinweg. «Opa hat gesagt, sie geht vor», maulte Gaylord.
    «ja, vor einer Woche», sagte Opa.
    Blitzschnell dachte Gaylord nach. «Also, wenn sie vor einer Woche schon vorging, dann geht sie jetzt noch mehr vor.»
    «Ich hab sie längst gestellt», sagte Opa.
    Keinerlei Unterstützung. Gaylord wechselte die Taktik. «Jetzt kommt Tante Rosies Liebhaber bestimmt nicht mehr», sagte er.
    «Zu Bett», wiederholte Mummi.
    Gaylord verkündete das Resultat seiner Überlegungen. «Entweder hat er keine Lust zu kommen oder er hat einen Unfall gehabt.»
    «Oder beides», murmelte Paps vom Schreibtisch her.
    Gaylord strahlte. Diesen Topf konnte er vielleicht am Kochen halten. «Ja, wenn er einen Unfall gehabt hat, kann er gar nicht kommen, weil er im Krankenhaus liegt, ganz vollgeronnen.»
    «Oder tot», sagte Paps.
    «Ich zähle jetzt bis zehn», erklärte Mummi. «Eins, zwei...»
    «Kann ich nicht noch aufbleiben und Tante Rosies Liebhaber sehen?»
    «Drei. Vier. Du hast doch gerade eben gesagt, er kommt nicht mehr.»
    «Aber Mummi, er könnte doch kommen...»
    «Herzlichen Dank», sagte Rosie verbittert.
    «Fünf. Sechs. Gleich ist es soweit, Gaylord.»
    Verzweifelt strengte Gaylord sein Gehirn an. Sein Blick fiel auf Tante Becky und ihren jungen Mann. «Warum halten du und Paps nicht auch Händchen?» fragte er.
    «Zehn», zählte Mummi. «Zu Bett.»
    Gaylord wußte genau, wann er verloren hatte. «Gute Nacht zusammen», sagte er forsch und gab den Kampf auf.
    Tante Rosie bekam einen nicht sehr enthusiastischen Kuß, Tante Becky einen genüßlichen, Mummi und Paps einen flüchtigen und Opa einen leidenschaftlichen, allerdings weniger aus Zuneigung, sondern weil Gaylord das Kratzen von Opas Bartstoppeln so gern mochte.
    Als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, seufzte alles erleichtert auf; während das Feuer im Kamin gemütlich brannte, senkte sich nun der Abend auf sie nieder.
    Ich gebe ihm noch

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