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Morgenstadt - wie wir morgen leben

Morgenstadt - wie wir morgen leben

Titel: Morgenstadt - wie wir morgen leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joerg Bullinger
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Pflegekräfte unterstützen.“
    Wer nicht mehr selbständig aus dem Bett aufstehen kann, wird froh sein, wenn er das Licht oder den Fernseher per Zuruf ein- und ausschalten oder das Bett ohne Mühe in eine angenehme Position bringen kann. Und jeder – auch der Gesunde – ist dankbar, wenn das Licht automatisch angeht, sobald man nachts mal raus muss. Ebenso morgens im Badezimmer: Es ist vorgeheizt, die Tür öffnet sich für den Rollstuhlfahrer automatisch, die Toilette fährt auf die richtige Höhe. Der Badezimmerspiegel wird zum intelligenten Gegenüber: Er erinnert beispielsweise an die Einnahme von Medikamenten. Diesem Zweck dient etwa der „intelligente Arzneischrank“ des Fraunhofer-Instituts für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme IMS in Duisburg.
    Das Projekt beginnt schon beim Arzt. Er stellt ein elektronisches Rezept aus, das er direkt an die Apotheke weiterleitet. Diese liefert die Pillenpackung, die mit einem Funkchip ausgerüstet ist, an den Patienten; er legt sie in seinen intelligenten Arzneischrank. Ein Sensor liest dort das Funketikett der Packung, auf dem auch der Einnahmezeitpunkt und die richtige Dosierung vermerkt sind, der Computer verwaltet den Bestand und überwacht die Einnahme. Vergisst der Bewohner, seine Pillen einzunehmen, erinnert der Lautsprecher im Badezimmerspiegel daran, überschreiten die Arzneimittel ihr Haltbarkeitsdatum, warnt er. Ist das Päckchen fast leer, verlangt er Nachschub.
    Die Betreuung in einer intelligenten Wohnumgebung geht im Laufe des Tages weiter, das zeigen Modellwohnungen im Fraunhofer-inHaus und im Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD exemplarisch: Ein Sensornetz im Boden kann den Menschen in der Wohnung lokalisieren und bestimmte Hilfen anbieten, etwa Licht einschalten oder Türen öffnen, und es kann erkennen, wenn der Bewohner stürzt, und dann jemanden alarmieren. „Sicherheitssysteme sorgen auch dafür, dass das Wasser in der Badewanne nicht überläuft oder dass alle Kochplatten ausgeschaltet sind, sobald man den Herd nicht mehr benötigt“, sagt Professor Viktor Grinewitschus, inHaus-Leiter Technik und Innovation.
    Auch die Kommunikation mit der Außenwelt wird den Bewohnern künftig leicht gemacht: „Damit man keine Telefonnummern wählen oder Menüs durchklicken muss, haben wir Chipkarten entwickelt, die man auf den Tisch legt. Sie sorgen dann dafür, dass der auf der Karte vermerkte Partner automatisch angerufen wird oder per Skype auf dem Fernsehschirm erscheint“, so Grinewitschus. Noch einfacher: Fotos von Freunden oder Angehörigen erfüllen die gleiche Funktion wie die Chipkarten. Technisch lässt sich das realisieren über Funknetzwerke, entsprechende Sensoren und eine ausgefeilte Software.
    Derartige Einrichtungen machen es in der Morgenstadt möglich, dass alte Menschen länger in ihren vier Wänden leben und mit ihrem Umfeld kommunizieren können, auch wenn sie mit der Organisation ihres Alltags schon etwas überfordert sind. Die Betreuung älterer oder hilfsbedürftiger Bewohner geht aber noch wesentlich weiter: „Im Pflegeheim der nächsten Generation lässt sich zum Beispiel automatisch erkennen, wann der Bewohner Hilfe benötigt, und das Personal kann schnell reagieren“, sagt Grinewitschus. Wenn man bedenkt, dass in Heimen für die Nachtwache oft nur eine Fachkraft auf 30 Heimbewohner kommt, kann man sich vorstellen, welche Entlastung automatische Notrufsysteme darstellen.
    Natürlich soll der Bewohner der Morgenstadt nicht von der Technik bevormundet werden. „Unsere Technologie soll die Absichten, Bedürfnisse und Ziele der Nutzer erkennen“, betont deshalb Reiner Wichert. „All das soll automatisch geschehen, und dieunterschiedlichen Sensoren arbeiten dabei zusammen. Wenn das System erkannt hat, was der Bewohner will oder ob ein Notfall vorliegt, können die einzelnen Komponenten entsprechend reagieren. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass das System völlig flexibel ist, und man kann es auch mit neuen Geräten erweitern. Wir nennen das ‚semantisches Plug&Play‘, und es funktioniert wie bei einem Computer: Auch der erfasst bei einem neu angeschlossenen Gerät automatisch, was es ist. Unser System erkennt nun zusätzlich zu den Funktionen auch die Ziele. Wir wollen also den Aufwand beim Einrichten einer AAL-Wohnung reduzieren.“
DAS SMART HOME IST AUCH EIN PRESTIGEOBJEKT
    Intelligente Häuser sind aber nicht nur etwas für Alte und Kranke. Schon die Jüngeren sollten sich beizeiten

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