Morgenstadt - wie wir morgen leben
nicht gestört wird.“
Außerdem lassen steuerbare LED-Felder auch ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten für das Wohnumfeld zu. Man kann Decken und Wände mit LEDs hinterleuchten, die beispielsweise einen Effekt wie durchziehende Wolken erzeugen können, oder man kann Muster auf Tapeten in unterschiedlicher Darstellung erscheinen lassen. Der Phantasie sind da kaum Grenzen gesetzt.
Noch weiter in der Zukunft liegt die Anwendung von organischen Leuchtdioden, den OLEDs. Auch hier ist Fraunhofer maßgeblich an der Entwicklung beteiligt. Im Dezember 2011 verlieh der frühere Bundespräsident Christian Wulff den Zukunftspreis an drei Forscher in Dresden, die sich um die Weiterentwicklung von OLEDs verdient gemacht haben. Dazu gehört auch Professor Karl Leo vom Fraunhofer COMEDD.
Organische Halbleiter können in sehr dünnen Schichten auf Glas oder Folie aufgedampft werden; so kann man flächige Leuchtmittel erzeugen. Sie werden künftig auf energiesparende Weise Autoinnenräume, Wohnzimmer, Möbel, Fenster und vieles mehr erhellen. Außerdem bilden sie die Basis für neuentwickelte organische Solarzellen, die etwa auf Folien in unterschiedlichen Farben an Außenfassaden Sonnenlicht in Strom umwandeln können. 59
Von den OLEDs ist noch einiges zu erwarten, und deshalb arbeiten Forscher bereits an Prozessen, die eine kostengünstige Herstellung von OLEDs und organischen Solarzellen auf Kunststoff- oder Metallfolien ermöglichen, oder an großformatigen 3D-Displays, die ohne entsprechende Brille zu betrachten sind. All dies sind Innovationen, die man in der Morgenstadt wiederfinden wird.
„Die Vision einer ‚Elektronik für den Menschen‘, die überall zum Einsatz kommt, kann damit wahr werden“, jubelte die Geschäftsstelle Deutscher Zukunftspreis anlässlich der Verleihung. „In Zukunft wird es möglich sein, dass ein Fenster tagsüber transparent ist und als Solarzelle Energie liefert, nachts wird es dann zur Beleuchtung verwendet und lässt den Raum in einem angenehmen weichen Licht erscheinen, als ob draußen die Sonne scheint. Die Dresdner Forscher haben damit die Elektronik für die Menschen vorangebracht und neuartige Bauelemente ermöglicht, die so bisher nicht denkbar waren.“ 60
In einem futuristischen Hotelzimmer im Duisburger Forsthausweg kann man ähnliche Dinge bereits hautnah erleben: Im Fraunhofer-inHaus-Zentrum erproben Forscher zusammen mit Herstellern und Betreibern neue Technologien für das Hotel von morgen. Da lassen sich im Zimmer Lichtstimmungen ganz nach Wunsch erzeugen: Morgens kann sich der Gast von einem veritablen Sonnenaufgang wecken lassen, der vor Fenstern stattfindet, die automatisch undurchsichtig werden, sobald es draußen dunkel wird. „Zusätzlich sind all die Dinge vorhanden, die der anspruchsvolle Reisende benötigt: sanfte Musik, Lichtsteuerung auf Zuruf, das Bett ganz nach Wunsch individuell verstellbar“, stellt IAO-Forscherin Vanessa Borkmann fest.
INTELLIGENTE WOHNUMGEBUNG FÜR SENIOREN
Was wie das Spielzimmer aus einem James-Bond-Film der 80er Jahre wirkt, mag für manchen überspannter Luxus sein. Zwei Zimmer weiter wird aber schnell klar, dass die hier erprobten Technologien für eine Bevölkerungsgruppe sehr wichtig sein können, die ständig zunimmt: für ältere Leute. Angesichts des demographischen Wandels wird es in der Stadt der Zukunft einen steigenden Anteil älterer Menschen geben, die in ihrer Mobilität eingeschränkt, geistig nicht mehr voll leistungsfähig oder chronisch krank sind. Für sie erproben Forscher aus Fraunhofer-Instituten zusammen mit der Industrie, welche technischen Hilfen und Erleichterungen man ihnen anbieten kann. Und damit sind nicht in erster Linie Dinge wie automatische Staubsauger, Putzroboter oder selbstreinigende Oberflächen mit Lotuseffekt gemeint, so wichtig diese für die Bewohner der Morgenstadt auch sein mögen.
„Unser Ziel sind intelligente Assistenzsysteme in der Wohnung, die die Menschen im täglichen Leben unterstützen. Man nennt das Ambient Assisted Living oder AAL“, sagt Dr. Reiner Wichert, Abteilungsleiter am Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD in Darmstadt und Sprecher der Fraunhofer-Allianz Ambient Assisted Living. „In erster Linie geht es um ältere, behinderte und pflegebedürftige Menschen. Wir wollen ihnen technische Mittel zur Verfügung stellen, damit sie so lange wie möglich in ihrem heimischen Umfeld bleiben können. Gleichzeitig sollen neue Technologien auch die
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