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Morgenstadt - wie wir morgen leben

Morgenstadt - wie wir morgen leben

Titel: Morgenstadt - wie wir morgen leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joerg Bullinger
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einfließen.“ Ziel ist es, mit Hilfe des Fraunhofer Know-how in der Region ein Kompetenzzentrum für Baumaterialien und Fassaden aufzubauen. Im November 2011 wurde dazu ein Rahmenvertrag geschlossen.
ZWEI DRITTEL DER ENERGIE FÜR LICHT EINSPAREN
    Der Anteil des Lichts am Weltenergieverbrauch ist substanziell: 19 Prozent gehen für Beleuchtung drauf, da lässt sich noch viel Energie einsparen. „Im Vergleich zur Technik vor 20 Jahren kann man heute die gleiche oder sogar eine bessere Lichtqualität mit einem Drittel der Energie bereitstellen“, sagt Dr. Jan de Boer vom IBP. In den Gebäuden der Morgenstadt werden dabei mehrere Faktoren zusammenspielen: Man wird Lampen einsetzen, die bei gleicher Lichtstärke weniger Energie verbrauchen. „Wir müssen das Licht gezielter in die Räume bringen“, betont de Boer. „Oft braucht man nur Licht in einer bestimmten Ecke, da kann man den Rest des Raums dimmen.“ Und neben diesem maßgeschneiderten Lichtmanagement soll Tageslicht genutzt werden, soweit dies nur irgend möglich ist, denn es ist billig und gesund. Allerdings darf die Tageslichtnutzung nicht den visuellen und thermischen Komfort einschränken. Moderne Sonnenschutzsysteme lassen ausreichend Tageslicht in den Raum, schützen aber gleichzeitig vor übermäßiger Erwärmung im Sommer. Darüber hinaus bieten moderne Systeme gleichzeitig auch noch einen guten Blendschutz sowie einen Sichtkontakt nach außen. Wie wichtig diese Aspekte sind, zeigen umfangreiche Nutzeruntersuchungen zum Thema visueller Komfort, die am ISE durchgeführt werden.
    Architekten lieben den Baustoff Glas, denn er ist preisgünstig und lässt viel Gestaltungsspielraum zu. „Damit das einfallende Sonnenlicht die Räume nicht unerwünscht erwärmt, muss man die Fassaden so gestalten, dass sie Licht nur dorthin lenken, wo es gebraucht wird“, sagt de Boer. Sie sollten das Zenitlicht, das mittags fast senkrecht einfällt, einlassen, aber es ist wenig sinnvoll, Brüstungen aus Glas zu fertigen, denn durch sie wird das Licht auf den Fußboden gelenkt – es fällt im wahrsten Sinne des Wortes unter den Tisch. Die Forscher am IBP untersuchen auf einer ganzen Reihe von Prüfständen, wie Fassadenelemente, Jalousien oder andere lichtlenkende Elemente gestaltet sein müssen, um ihren Zweck möglichst gut zu erfüllen: Tageslicht einlassen, Wärme zurückhalten.
    Es geht aber nicht nur um das echte Tageslicht. Fraunhofer-Forscher lernen auch, dessen Vorteile künstlich nachzubilden. Denn Weiß ist nicht gleich Weiß, das wissen Physiker seit langem. Man kann weißes Licht aus farbigen Lichtanteilen zusammensetzen, und zwar in unterschiedlicher Weise. Der Fernsehzuschauer kennt das, denn auf dem TV-Schirm entsteht Weiß durch das Zusammenwirken von roten, grünen und blauen Punkten; weiße Punkte gibt es auf dem Bildschirm überhaupt nicht. Forscher am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart haben nun zusammen mit Kollegen vom Zentrum für Neurowissenschaften und Lernen in Ulm herausgefunden, dass das unterschiedlich zusammengesetzte weiße Licht auch unterschiedliche Wirkungen auf den Menschen ausübt. 55
    Schon vorher hatten Studien, die gemeinsam mit Chronobiologen an den Psychiatrischen Kliniken der Universität Basel durchgeführt wurden, die IAO-Forscher auf diese Spur gebracht: Probanden mussten nachts an Monitoren arbeiten, die einen unterschiedlich hohen Blauanteil in der Hintergrundbeleuchtung hatten. Sie mussten dabei Aufmerksamkeits- und Reaktionstests, Denkspiele und Suchaufgaben meistern und einen Kurzfilm anschauen. Jede Stunde nahmen die Forscher eine Speichelprobe für die Melatonin-Messung. Außerdem schätzten die Probanden ihre Müdigkeit selbst auf einem Fragebogen ein. Das Ergebnis: Ein höherer Blauanteil in der Monitorbeleuchtung machte die Teilnehmer aktiv; sie waren bei den Aufgaben schneller und schnitten in den kognitiven Tests besser ab. Ihre biologische Uhr verstellte sich, das heißt, dieProbanden waren im Mittel eine Stunde länger wach. Weißes Licht hingegen, das wenig Blau enthielt, machte sie eher müde. 56
    Eine nette Spielerei? Nein, diese Erkenntnis kann das Wohnen und Arbeiten der Zukunft revolutionieren. Denn die IAO-Forscher machen sich die Erkenntnisse zunutze und entwickeln nun Leuchten, bei denen man den Blauanteil ganz nach Wunsch einstellen kann. Damit bieten sie die Möglichkeit, das Licht auf die jeweiligen Bedürfnisse des Nutzers abzustimmen: mit einem höheren

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