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Morgenstadt - wie wir morgen leben

Morgenstadt - wie wir morgen leben

Titel: Morgenstadt - wie wir morgen leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joerg Bullinger
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Konzentrationsfähigkeit der Schüler gegeben sind, wage ich zu bezweifeln.“ Als Gegenmittel gibt es eine einfache Lösung: regelmäßiges kurzes Lüften. Aber man kann dem Problem auch mit technischen Mitteln beikommen, etwa durch vollautomatische Lüftungssysteme, die immer für einen ausreichenden Luftaustausch sorgen. Im IBP stehen zur Untersuchung dieser Fragen zwei identische, mit Messtechnik gespickte Klassenräume mit „Schüler-Dummies“ zur Verfügung.
    In der Morgenstadt wird es also um das perfekte Zusammenspiel aller Faktoren gehen: Heizung, Kühlung, Akustik, Beleuchtung und Luftqualität – und das so nachhaltig wie möglich. Dann werden Gebäude nicht mehr Energiefresser sein, sondern intelligente Hüllen, die uns das Leben angenehmer machen. „Dabei müssen wir darauf achten“, sagt Professor Hauser, „dass nicht nur diese technischen, sondern auch gesellschaftliche Fragen beantwortet werden.“

KAPITEL 4
ERNÄHRUNG UND GESUNDHEIT
    Shanghai am frühen Morgen: Es gibt wenige Parks für die 12 Millionen Einwohner, und so finden sich jeden Morgen Dutzende vor allem älterer Leute am Bund ein, dem weltberühmten Hafenkai, um dort ihre Gymnastik zu machen. Tai Chi oder Schattenboxen heißt das hier, und die Übungen bestehen aus langsamen, ausgewogenen Bewegungen, die die Gelenke lockern und den Körper entspannen sollen. Entstanden aus einer Kampfsportart, dient Tai Chi heute vielen Menschen in China als Ausgangspunkt zur Meditation. Im Westen ist diese Art der regelmäßigen Gymnastik leider nicht weit verbreitet, man nimmt aber gute Vorsätze mit nach Hause, aus Gesundheitsgründen wieder mehr und regelmäßiger Sport zu machen.

Mitten im Finanzdistrikt von Tokio liegt die Zentrale der Leiharbeitsfirma Pasona. Hier, in einem modernen Hochhaus, nur eine Straße entfernt vom Hauptbahnhof, arbeiten rund 2000 Menschen. Wer das Gebäude betritt, ist überrascht, denn im Foyer sieht er sich einem Reisfeld gegenüber. In Reih und Glied stehen Tausende von Pflanzen im Wasser, in helles Licht getaucht durch große Lampen. Dreimal pro Jahr werden hier rund 50 Kilogramm Reis geerntet. Das reicht zwar nicht zur Ernährung der Angestellten, aber die Kantine fertigt daraus immerhin 3000 onigiri-Reisbällchen . Wichtiger ist dem Unternehmen, dass das Reisfeld im Foyer die CO 2 -Bilanz des Pasona-Headquarters angeblich um zwei Tonnen pro Jahr verringert. 69 Dazu tragen auch 200 andere Pflanzenarten bei, die hier im Haus auf gut 16000 Quadratmetern kultiviert werden, zum Beispiel Tomaten, Paprika, Auberginen und Sonnenblumen. Jeder Angestellte ist verpflichtet, an der Pflege der Pflanzen teilzunehmen, dafür soll er ein paar Arbeitsstunden pro Monat reservieren.
TREIBHÄUSER ÜBER DEN DÄCHERN DER GROSSSTADT
    Die extremste Idee für die Reform der Nahrungskette, nämlich Lebensmittel direkt in den Städten anzubauen, nennen Fachleute urban farming. Nachdem bereits Ende des 19. Jahrhunderts Einwohner von Detroit von ihrem Bürgermeister aufgefordert wurden, auf freien Grundstücken in der Stadt Kartoffeln anzubauen, dürfte urban farming angesichts der Flächenknappheit bald eine Renaissance erleben. Dem tragen auch Fraunhofer-Forscher Rechnung: „Wir entwickeln gerade in unserem Projekt inFARMING – kurz für integrated farming – Lösungen für die urbane Landwirtschaft, die man rasch umsetzen kann. Unser Ziel ist es, bestehende Bauten für den Anbau von Gemüse zu nutzen“, sagt Volkmar Keuter, der als Bioverfahrensingenieur und Maschinenbauer die besten Voraussetzungen für die Planung eines solchen Projekts mitbringt. „Grundsätzlich eignen sich für den Anbau in Stadtfarmen viele Pflanzensorten. Neben Gemüse und Obst wollen wir auch den Anbau von Arzneimittelpflanzen untersuchen.“
    Landwirtschaft mitten im Häusermeer? Der Gedanke ist auf den ersten Blick so abwegig wie faszinierend. Aber wäre es beispielsweise nicht eine großartige Idee, Gemüse und Kräuter, die man im Supermarkt kauft, einfach auf dessen Dach anzubauen, anstatt sie von weither zu transportieren? Morgens geerntet, liegt die Ware dann taufrisch in den Regalen, ohne Verlust an Geschmack oder Vitaminen, und verursacht außerdem kaum Transportkosten. So ließen sich auch wieder Gemüsesorten verkaufen, die nicht nur auf lange Haltbarkeit hin gezüchtet sind, sondern auf optimalen Geschmack.
    Im New Yorker Stadtteil North Brooklyn gibt es etwas Ähnliches bereits. Es geht um Gotham Greens, ein Projekt der Firma BrightFarms LLC.

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